ORIGINALE UND ANDERE FÄLSCHUNGEN
Ausstellung im Edith-Russ-Haus für Medienkunst, 23.1. – 19.4.2009 |
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Im Zentrum der Ausstellung stehen das für den westlichen Kunstbegriff zentrale Konzept der Originalität und dessen medial bedingte Erweiterungen. Die historische Tradition des Kopierens
(im gleichen Medium) wird in eine Reihe gestellt mit der technischen Reproduktion eines Werkes (Transformation in ein anderes Medium) und der gänzlich verlustfreien Kopierbarkeit digitaler
Daten. Verschiebungen von »Originalität« bedingen Verschiebungen von Autorschafts- und Authentizitätsvorstellungen: Dies lässt sich am deutlichsten an den zunehmend schärferen
Konflikten um Urheberrecht und geistiges Eigentum ablesen. Die Konflikte bringen dabei im Wesentlichen zum Ausdruck, dass unbegrenzte Verfügbarkeit und verlustfreies Kopieren mit
den dem Urheberrecht zugrunde liegenden Prämissen unvereinbar sind.
In einer Fortsetzung des Projektes MuseumShop, das 2007 im Märkischen Museum Witten begann, werden eine Reihe von Originalwerken (Ölgemälde, Grafiken und Bronzeskulpturen) – und
auch eine Kopie – für eine künstlerische Versuchsanordnung herangezogen. Anhand der Leihgaben aus Oldenburger Museen, die alle im Edith-Ruß-Haus für Medienkunst ausgestellt sind,
werden die ästhetischen, medialen und juristischen Bedingungen untersucht, unter denen diese Werke kopiert, reproduziert und verbreitet werden können. Dazu gehört das professionelle
Reproduzieren durch einen Museumsfotografen, das in dem Video Das maximal Einmalige und seine Transformation zum Gleichartigen (2007) dokumentiert ist, ebenso wie der Vertragsraum
(2007/09), der eine visualisierte Schnittstelle zum Diskurs um das Recht auf geistiges Eigentum bietet. Das bei Bildagenturen übliche Verfahren, digitale Bilder mit einem deutlich erkennbaren
Logo als durch Rechte geschützt zu markieren und damit für andere Zwecke »unbrauchbar« zu machen oder die etwas subtilere Version einer technischen Sicherung durch den Einsatz so
genannter »Wasserzeichen« resultieren in der Ausstellung in – ästhetisch durchaus reizvollen – Erweiterungen der verwandten Originale. Zentraler Bestandteil der Versuchsanordnung ist
der WebShop der Bildagentur www.art-content24.de (seit 2007), in dem die nun zu »Content« gewordene Kunst zum Verkauf angeboten wird. Statt die Position einer expliziten Kritikerin
einzunehmen wird Cornelia Sollfrank selbst zur Betreiberin einer Agentur und damit zur profitorientierten Verwerterin der Werke ihrer KollegInnen. Wer deren Kunst ohne Logo sehen oder
besitzen will, muss dafür bezahlen.
Einen Missbrauch der Kunstwerke abzuwenden oder nachzuweisen ist die Aufgabe der Plagiarismus-Erkennungssoftware Déjà Vu (2009).
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