TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

mopo: Interview ROLF BECKER


»Nach dem Bürger wurde nicht gefragt«

Der Schauspieler über eine Künstler-Aktion gegen das Tamm-Museum
Einen Paten haben alle 121 Bürgerschaftsabgeordneten in diesen Tagen: "Tamm-Tamm" heißt eine Aktion Hamburger Künstler. Das Ziel: Jeden einzelnen Parlamentarier ansprechen und so eine Diskussion über das geplante "Internationale Schifffahrtsmuseum" des Ex-Springer-Vorstandschefs Peter Tamm  in Gang zu bringen.



mopo, 17.09.2005

Der Schauspieler über eine Künstler-Aktion gegen das Tamm-Museum

Einen Paten haben alle 121 Bürgerschaftsabgeordneten in diesen Tagen: "Tamm-Tamm" heißt eine Aktion Hamburger Künstler. Das Ziel: Jeden einzelnen Parlamentarier ansprechen und so eine öffentliche Diskussion über das geplante "Internationale Schifffahrts- und Meeresmuseum" des Ex-Springer-Vorstandschefs Peter Tamm im Kaispeicher B in der HafenCity in Gang zu bringen. Der Schauspieler und einstige "Hamburger Jedermann" Rolf Becker gehört zu den Künstler-Paten beim "Tamm-Tamm".
RALF DORSCHEL 


MOPO: Warum wenden Sie sich gegen die Sammlung Tamm?

Becker: Ich kenne die Sammlung bisher nur aus Berichten. Wenn es stimmt, dass sie vorwiegend aus maritimen Erinnerungsstücken aus den zwei Weltkriegen besteht, halte ich das für fragwürdig. Da stelle ich die Frage, ob der Senat nicht Gelder in dieser Größenordnung, also 30 Millionen Euro und die zu erwartenden Kosten für Miete und Unterhalt, besser in andere Projekte stecken sollte - in von der Schließung bedrohte Bücherhallen etwa oder die Ausbildung unserer Kinder. Es ist doch eine Schande, dass da 30 Millionen Euro auf den Kopf gehauen werden, während gleichzeitig Schulbuch-Gebühren erhoben werden.

MOPO: Das Museum wurde von Senat und Bürgerschaft bereits beschlossen, der Grundstein ist gelegt, viel Geld bereits geflossen. Warum kommen Sie erst jetzt mit der Aktion?

Becker: Dass diese Aktion überhaupt zustande gekommen ist, ist doch eine erstaunliche Sache. "Meinen" Abgeordneten, Wolfgang Müller-Kallweit von der CDU, habe ich wegen des Wahlkampfs noch nicht angesprochen. Der kriegt am Montag von mir Post. Ich finde diese Aktion aber auch deshalb gut, weil die Bürger grundsätzlich ihre jeweiligen Abgeordneten zur Verantwortung ziehen sollten, statt es bei einem Kreuzchen auf dem Stimmzettel zu belassen.

MOPO: Gegen wen richtet sich die Aktion?

Becker: Ausschließlich gegen Bürgerschaft und Senat. Herr Tamm selbst ist für mich allenfalls fragwürdig geworden durch die Details, die ich über die Ausstellung gehört habe. Aber es kann doch nicht sein, dass das Denken einer Person orientierend wird für die Hamburger Museumslandschaft. Welche Gremien wurden an diesem Projekt denn beteiligt? Warum gab es nicht erst ein Gutachten? Warum wurde das Konzept nicht der Öffentlichkeit vorgestellt? Warum wurden also nicht die demokratischen Grundlagen für so ein Haus geschaffen, statt nur private Kontakte spielen zu lassen?

MOPO: Würden Sie diese "privaten Kontakte" als Filz bezeichnen?

Becker: Das kann ich nicht beweisen. Ich würde es -eine Hemdsärmeligkeit nennen, die nach dem Bürger gar nicht mehr fragt.

MOPO: Welches Ergebnis erhoffen Sie sich von der Aktion?

Becker: Ich glaube nicht, dass das Ganze noch zu stoppen ist, aber zumindest kann man noch die Bahn verändern durch das Einsetzen einer Kommission und dadurch, dass man das Konzept in der Öffentlichkeit zur Diskussion stellt. Ganz sicher gibt es in der Sammlung Tamm Kostbarkeiten, aber die militaristische Ausrichtung muss korrigiert werden. Wenn die Entscheidung der Parlamentarier überprüft wird und durch die Aktion jetzt doch noch zum Politikum wird, dann fangen Senat und Bürgerschaft vielleicht an, nachzudenken.

Originalartikel bzw. ergänzende Info hier

Tamm Tamm..
Konzept der Aktion
A fascist Museum for Hamburg?
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Zu Gast im Hause Tamm
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