Performance
In den Jahren 1961/62 erregte die 30jährige Niki de Saint Phalle mit ihren Schieß-Performances weltweites Aufsehen. Sie präparierte Holzplatten mit Gips
und Farbbeuteln und verteilte die Farben über das »Bild«, indem sie mit einem Gewehr darauf schoss. Neben den entstandenen »blutenden« Gemälden
(»tirs«) beschäftigte das Bild der »Frau mit Waffe« sowie die von der Künstlerin zum Ausdruck gebrachte Aggressivität und Lust
beim Schießen KritikerInnen und Öffentlichkeit. Eine Interpretationsmöglichkeit lieferte die Künstlerin selbst: »Ich schoss auf mich
selbst. Die Gesellschaft mit ihrer Ungerechtigkeit. Auf meine eigene Gewalttätigkeit und die Gewalttätigkeit der Zeit.«¹
In ihrer Aktion TroubleShooting greift Cornelia Sollfrank diese Arbeit auf und wiederholt sie. Sollfrank, die sich seit vielen Jahren für Schusswaffen interessiert
und eine reichhaltige Sammlung von Bildern von Frauen mit Waffen zusammen getragen hat, nahm die Wiederholung der Performance zum Anlass, selbst schießen zu lernen und
sich der Frage auszusetzen, auf wen oder was sie ihre Waffe richtet.
Nicht zuletzt geht es Sollfrank darum, mit Hilfe dieses Experiments eine Aussage darüber treffen zu können, ob heutige Weiblichkeitskonzepte offen ausgelebte
Aggressivität beinhalten.
¹ Zitiert nach: Hulten, Pontus, Méta, Frankfurt/Main 1972.