Michael Kress hat inzwischen seine Dialogversuche mit Frau Strasburger (CDU) beendet, da sie in ihrem letzten Schreiben ihn zwar Treffen wollte, aber nicht über das Tamm Museum sprechen möchte.
27.09.2005
Sehr geehrte Stefanie Strasburger,
vielen Dank für Ihre Antwort vom 23.9.05.
Leider habe ich das von Ihnen genannte Antwortschreiben Ihres Fachsprechers Dr. Rusche nicht persönlich erhalten. Mir ist der Inhalt nur vom Hörensagen bekannt. Ich werde also nicht darauf bezug nehmen. Intentionaler Gegenstand meiner "Patenschaft" ist es, mich mit Ihnen zu beschäftigen, mich um Ihre Meinungsbildung zu kümmern und zu sorgen. Dies verstehe ich gleichzeitig mit einem freundlichen Lächeln als auch mit einem echtem kulturpolitischen Anliegen. Mein Ziel in dieser, wie ich finde beispiellosen Aktion, war es einen Dialog zu eröffnen, der ohne Vorurteile einen Prozeß der Meinungsbildung ermöglicht. Hierzu hätte ich Sie gern beraten - sozusagen Kultur-Konsulting for free.
Darüber hinaus hätten sie ein Crash-Kurs in zeitgenössische Kunst erhalten mit der Zielsetzung ihnen den Blickwinkel eines "Künstler" zu eröffnen. Ich konnte meinerseits durch die bisherige Korrespondenz einiges über die Verfahrensweisen der Politik und des Kulturbegriffs in der CDU Hamburg erfahren. Leider wurden allgemeine Klischees bestätigt. Und es wurde sehr deutlich, dass der Entscheidungsprozeß innerhalb der Fraktionen einer mir unbegreiflichen Gleichsetzung von Meinung folgt. Vielleicht ist heute nur so Politik und deren Profilierung nach außen denkbar.
Wir (TammTamm) wollten diesen fraktionierten Abgeordneten wieder neu zusammen setzen, zu einem einzelnen, denkenden, fühlenden und handelnden Individuum. Einige "Patenkinder" haben dieses zugelassen, andere habe sich gesperrt. Mein Wunsch wäre es gewesen, mit Ihnen zusammen einen Konsens zu erzeugen, also wo und wie sind wir ähnlich und erst später dann, wo unterscheiden sich unsere Bilder von Welt, welche Bilder möchte ich wie verstanden haben und wie soll ein Museum mit ethisch und historisch schwierigen Inhalt vermitteln. Mich beschäftigt die Frage: Was soll ich meinen beiden Söhnen Max und Caspar (14 und 10 Jahre) erzählen wenn wir an ästhetisch überhöhten Vitrinen mit Nazi Orden vorbei gehen müßten, ohne dass diese in einem kritischen Kontext gesetzt würden? Wie könnte ich der mir über die iaa/unesco bekannten Viola Virshubski (ca. 90rig) aus Tel Aviv, die Legitimation dieses Museum erklären?
Herr Tamm hatte in den letzten Jahren des öfteren seine zweifelhafte und rechtslastige Art und Qualität der Ausstellungskultur gezeigt. Zu Beginn meines Studiums an der Kunsthochschule in Hamburg hatte ich die Gelegenheit, mehrfach die "Art maritim" zu "bewundern". Was hier zu sehen war, erinnerte mich stark an Sparkasen-Ausstellungen meines Heimatdorfes Quickborn/Kreis Pinneberg. Gleichzeitig subtil und noch schlimmer präsentierten diese Bilder ein illustratives Verhältnis zu einem liebhaberischen und unreflektierten Verständnis von Kunst, das Einblick in ein verklärtes und braunes Denken zeigt. Bilder, die der Propaganda der Nazis dienten, neben Sonnenuntergängen vor stürmischer See. Beiläufig und ohne Kommentar. Mit einer solch oberflächlichen Ausstellungs-Konzeption würde man von der Kulturbehörde normalerweise keinerlei Förderungen erhalten (Hierzu sei an zahlreiche Äußerungen von Uwe Schneede (Direktor der Kunsthalle Hamburg) verwiesen, der der Bildersammlung Tamm eine künstlerische Drittklassigkeit attestierte).
Ich würde Sie gern persönlich fragen, was Sie alles mit 30 Mio. Euro für Kinder und Jugendliche machen könnten. Ich hätte gern erfahren, wie Sie diese Sammlung moralisch legitimieren können. Mir wäre wichtig hierzu mehr aus ihrer Sicht als Katholikin zu erfahren. Und vieles mehr. Leider sind Sie nicht bereit in einen solchen Dialog einzutreten, sondern verweisen auf die Haltung Ihrer Fraktion. Ich muss dies mit Bedauern akzeptieren und wünsche Ihnen für Ihren politischen Werdegang alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen, Michael Kress
Sehr geehrte Frau Stefanie Strasburger,
frei nach dem dem bekannten Zitat; "Frage nicht was dein Politiker für dich tun kann, frage dich was kannst du für deinen Politiker tun" werde ich für sie eine Patenschaft übernehmen und sie zu wichtigen Fragen der kulturellen Entwicklung unserer Stadt Hamburg informieren, beraten und betreuen.
Ich habe mich der Künstler-Aktion TAMM TAMM angeschlossen, da es meine tiefste Überzeugung ist, daß mit diesem Vorhaben eine Sammlung gefördert wird, deren ethischer und ästhetischer Gegenstand der Geschichtsbetrachtung mehr als zweifelhaft ist. Museen, die eine Öffentlichkeit ansprechen und von der Gemeinschaft getragen werden, haben neben einer gewissen repräsentativen Aufgabe auch eine erzieherische und werteformulierende Obhut. Die Sammlung von der wir hier sprechen ist in seiner Quantität erschreckend, aber ebenso in ihrer Intention Produkt eines reinen Liebhabers, dessen Perspektive auf Welt eine kriegerische ist.
Ich möchte ihnen für ihrer Entscheidung in der Bürgerschaft keine Vorhaltungen machen, da sie nach Wissen und Gewissen entschieden haben. Dennoch möchte ich ihnen mein Sicht, die eines Menschen, der sich seit vielen Jahren u.a. mit der Verantwortung im Sehen beschäftigt, zuteil werden lassen.
Ich lade Sie also hiermit ein zu einen kritischen und inspirierenden Dialog.
Hierzu möchte ich sie zu einer kleinen künstlerischen Aktion einladen. Form und Inhalt möchte ich mit Ihnen erarbeiten.
Bis dahin verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,
Michael Kress
P.S. Wenn Sie Frage zu der Aktion oder zu meiner Person haben -
Feel free to call or mail!
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