TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Dellwo, Karl-Heinz

    23. September, 2005

Lieber Herr Dellwo!

Sie haben sicherlich Recht: Gerade "die Gnade" meiner späteren Wahl erlaubt es mir sicherlich noch einmal einen offenen Blick auf die gesamte Fragestellung zu richten. Zumal Sie in den vergangenen Mails ja auch schon zutreffend meinen persönlichen Hintergrund beschrieben haben, der tatsächlich eher durch die Arbeit gegen Rassismus, Ausgrenzung und vor allem gegen Geschichtsklitterung (insbesondere im deutsch-polnischen Verhältnis) gekennzeichnet ist. Deswegen freue ich mich auf das Gespräch mit Ihnen.

Bezüglich der "Video-Überwachung" würde ich Ihnen einen Vorschlag zur Güte machen: Sie wissen sicherlich, dass Menschen bei laufenden Kameras immer vorsichtiger formulieren. Lassen Sie uns am 29. also zunächst offen in das Gespräch einsteigen und dann zu einem gemeinsam definierten Zeitpunkt mit dem "gefilmten" Teil des Gesprächs beginnen.

Nur zur Information: schon vor der Entscheidung (bzw. unsererseits der Enthaltung) im Februar 2004 hat eine Besichtigung der Ausstellung durch Herrn Dr. Maier stattgefunden hat. Der erneute Wunsch einiger Abgeordnete lässt aus meiner Sicht eher darauf schließen, dass Ihre Aktion ernst genommen wird.

Ihren Wunsch der Begleitung des Besuchs gebe ich an das Büro von Dr. Maier weiter.

Mit freundlichen Grüßen und bis nächste Woche!

Manuel Sarrazin



21. September 2005

Betreff: Termin 29.9, tamm-tamm


Lieber Herr Sarrazin,

schön, daß Sie aufgetaucht sind!. Ich bestätige Ihnen den Termin 29.9., 10:00h bei Ihnen. Die Kamera bringe ich trotzdem mit, filme aber nur mit Ihrem Einverständnis. Ein großer Sinn der tamm-tamm-Aktion liegt darin, daß diese Angelegenheit öffentlich diskutiert wird,  nachdem das Museum parlamentarisch mehr oder weniger so über den Tisch geschoben wurde. Wenn Sie schreiben, daß Abgeordnete Ihrer Fraktion sich im Oktober die Ausstellung ansehen wollen, frage ich mich: hat man das damals nicht gemacht oder, wenn ja, warum ist daraus nicht die naheliegende Forderung entstanden, ein Bewertung der Sammlung und das Aufstellen von wissenschaftlichen Ausstellungs- und Einordnungskriterien  durch Historiker vornehmen zu lassen, die nicht von Herr Tamm bezahlt oder von ihm ausgesucht sind?

Besteht die Möglichkeit, daß einige tamm-tamm-Aktivisten Ihre Fraktionsdelegation beim Rundgang in der Tamm-Villa begleiten? Wir wollen diese Diskussion über das Tamm-Museum aus dem Verschlossenen herausholen und bestehen deshalb auf Öffentlichkeit der Auseinandersetzung. Hinterzimmerdiskussionen hat es hier offensichtlich schon zu viele gegeben.

Ich will keine "Video-Überwachung" machen, ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen, mit Ihnen diskutieren und will das Ganze, wie auch alle anderen "Paten" öffentlich zur Verfügung stellen. Dazu muß es dokumentiert werden in irgendeiner Form, sonst sind es am Ende nur meine Zusammenfassungen und Sie finden sich darin nicht wiedergegeben und es bleibt indirekt.

Wir, kann ich hier wohl für alle sagen, hätten es gerne direkt. Das kann man von Ihnen als Politiker auch verlangen. Sie sind in Ihren Entscheidungen und Positionen öffentlich.

Ja, es war mir zwischendrin bewußt geworden, daß die Entscheidung der Bürgerschaft zum Tamm-Museum vor Ihrer Wohl stattfand. Nun jedoch sind Sie für alle offenen und weiteren Abläufe Mitverantworlicher. Aber wegen dieser "Gnade der späten Wahl" können Sie die ganze Angelegenheit (jenseits Partei-loyalistischer Einschränkungen) auch von außen betrachten und eigene Bewertungen vornehmen.


Gruesse,

Karl-Heinz Dellwo
BellaStoria Filmproduktion



21.September 2005

 Lieber Herr Dellwo!

In stressigen Wahlkampfzeiten haben Sie mich mit ihren zahlreichen und humorigen Mails sehr erfreut. Mich freut es zudem sehr, dass Sie sich für meine zugegeben nicht ganz aktuelle Website begeistern konnten. Wie Sie in der untigen Mail darstellen, ziehen Sie für ein Gespräch die Zeit nach dem 14. September vor. Nun ich persönlich auch und möchte Ihnen vorschlagen doch bald ein Zusammenkommen zu arrangieren - allerdings bevorzugt ohne "Videoüberwachung". Abgeordnete aus meiner Fraktion werden Anfang Oktober auch die Ausstellung besuchen, allerdings zu meiner Urlaubszeit. Ich denke aber, Ihr Anliegen können Sie mir auch schildern, ohne dass ich selber die Ausstellung bereits gesehen haben muss.

Wie würde Ihnen der 29.9. um 10 Uhr in den Räumen der GAL-Fraktion am Speersort 1 passen?

Mit freundlichen Grüßen,

Manuel Sarrazin

P.S.: Sie sind sich aber schon darüber bewußt, dass die Entscheidung der Bürgerschaft betreffend der Tamm-Sammlung vor meiner Wahl zum Abgeordneten stattgefunden hat, oder?


Hallo Herr Sarrazin, nachdem Sie alle Mails bisher konsequent unbeantwortet lassen, hier nun an dieser Stelle öffentlich:

19. September 2005
Hallo Herr Sarrazin,

Sie und Ihre Website bzw Ihre Webauftritte und dann Ihre Haltung! Man kann es nicht besser erfinden! Sie, immer noch untergetaucht, von mir auch schon per Abgeordnetenwatch ergebnislos angesprochen, Sie schreiben bei Ihrem Auftritt (diesmal) auf der www.gal- fraktion.de so frisch auffordernd:

"Schreiben Sie mir!"

Ja, und dann? Was dann, frage ich mich nach meinen unbeantworteten Mails an Sie! Da fehlt ja wohl was! Z.B.: "Ich antworte aber nicht, wenn es ums Tamm-Museum geht oder wenn ich sonst bei heiklen Fragen abtauchen möchte!" - das wäre jetzt mal so ein Ergänzungsvorschlag von mir.

Ich lese dort weiter, daß Sie seit 2002 Geschichte, Polonistik und Jura an der Uni Bremen studieren. Wo sind Sie jetzt? Siebtes, achtes Semester? Auch wenn wir PISA berücksichtigen - aus dem Geschichtsstudium sollte Ihnen etwas über Frage mit dem Umgang mit der Geschichte haften geblieben sein; Polonistik - das dürfte auch nicht völlig abseits gewisser geschichtlicher Erinnerungslinien möglich sein, vielleicht z.B. hier und da ein Hinweis auf das Schlachtschiff "Schleswig-Holstein", welches "am 1. September 1939 mit der Beschießung der Westerplatte den Überfall auf Polen und damit den Zweiten Weltkrieg einleitete" (Zitat: Tamm-Broschüre S. 18)?; Schließlich: Jura. Das wirft z.B. die Frage nach der Verwendung nationalsozialistischer Symbole auf? Klar, ich rede hier nicht von Kunst und Wissenschaft! Ich rede von Herrn Tamm, in dessen Maximilian-Verlag noch 1996 - als Buch (das müsste Sie schon als Grüner wegen Missbrauch von Naturstoffen auf die Palme bringen!) - ein Landserheft von 1953 verlegt wurde, welches die Heldentaten der "Schleswig-Holstein" besingt ohne jeden Hinweis auf den verbrecherischen Charakter des Überfalls auf Polen? Also kann jetzt jeder Halb- oder Ganztags-Nazi sein militaristisches und deutschnationales Hobby als "Wissenschaft" ausgeben, um mit seinen Werbemaßnahmen fürs "3. Reich" dann aus dem (juristischen) Schneider zu sein?

Würden Sie freundlicherweise die Süddeutsche Zeitung vom 17.09.2005 lesen, Artikel: "Hymnen auf die Kriegsmarine"? Ich stelle Ihnen diesen gerne zur Verfügung:

Süddeutsche Zeitung, 17.09.2005

Hymnen auf die Kriegsmarine?

In Hamburg mehren sich die Stimmen, die vor der Installation des von Peter Tamm gestifteten, privat betriebenen "Internationalen Schifffahrtsmuseums" in der Hafen- City warnen

In Hamburgs zweitgrößtem Museum lassen sich grinsende Glatzen vor dem hakenkreuzverzierten Marschall-Stab von Großadmiral Dönitz fotografieren, sie bestaunen die NS-Orden der Legion Condor in modernen Schauvitrinen und fachsimpeln vor dem riesigen Modell der "Graf Zeppelin", ob Nazi-Deutschland wohl den Krieg gewonnen hätte, wäre dieser Flugzeugträger fertig gebaut worden. Eine unvorstellbare Szene? Unter Hamburgs Kultur- und Museumsleuten regt sich gerade lautstark die Befürchtung, dass genau das passieren wird, wenn Peter Tamm – aus dessen riesiger maritimer Sammlung diese Exponate stammen – im Jahr 2007 sein Internationales Schifffahrtsmuseum in der Hafen-City eröffnet. In einer großen Initiative von Künstlern und Kuratoren sollen die Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten, die das Museum 2004 beschlossen haben, nun in Einzelgesprächen von der drohenden Gefahr eines kriegsverherrlichenden "Museums" unterrichtet werden.

Ausgelöst wurde die aktuelle Aufregung durch eine GEW-finanzierte Studie mit dem Titel "Tamm-Tamm". Der zentrale Vorwurf dieser Untersuchung lautet, dass Tamm, der langjährige Vorstand des Axel-Springer-Verlags, rechtsnationaler Gesinnung sei, eine militaristische Ausstellungspolitik betreibe und in seiner Begeisterung für Schiffsmodelle, Uniformen, Orden und Waffen die Verbrechen von Krieg, Kolonialismus, NS-Regime und Sklaverei ignoriere.

Leuchtturm am Hafen

Würden diese Vorwürfe stimmen, wäre das ein enormes Politikum, denn das neue Museum wird zwar privat von Tamm geführt, entsteht aber nur Dank einer 30- Millionen-Euro-Unterstützung der Stadt, die Tamm zudem einen historischen Kaispeicher für 99 Jahre mietfrei zur Verfügung stellt. Sollte dieses zweite Leuchtturm-Projekt für die Hafen-City neben der Elbphilharmonie nun eine Pilgerstätte für Skins und Militaria- Sammler werden, wäre das ein Desaster nicht nur für das Projekt selbst, sondern für die ganze Hafen-City-Entwicklung.

Was ist also dran an den Vorwürfen? Die Studie, die unter dem Pseudonym Friedrich Möwe vom "Informationskreis Rüstungsgeschäfte" veröffentlicht wurde, trägt akribisch historisches und kritisches Material zu einigen Exponaten der Sammlung, ihrer kommentarlosen Präsentation in dem Schaulager, in dem sie jetzt untergebracht sind, und der Biografie Tamms zusammen. Leider schwächt sie ihre Aussage durch eine Unzahl unterstellender Vermutungen sowie das Versäumnis, Tamms Stellungnahme einzuholen. Dennoch müssen auch wissenschaftliche Beobachter zugeben, dass die Schlussfolgerungen nicht ganz von der Hand zu weisen sind.

Gisela Jaacks, Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte und in dieser Funktion in einem informellen Beirat für das Tamm-Museum vertreten, sagt: Die Angst
vor kriegsverherrlichenden Tendenzen ist nicht völlig aus der Luft gegriffen, denn der Anteil der Exponate der Kriegsmarine ist in Herrn Tamms Sammlung riesig. Diesen
Schwerpunkt muss man zurückfahren und in den entsprechenden geschichtlichen Kontext stellen." Zwar besitzt Tamm zig-tausende Exponate aus allen Bereichen
der Schifffahrtsgeschichte, von seinem wissenschaftlich bedeutenden Archiv mit 110000 Büchern, 50000 Originalbauplänen und 1,5 Millionen Fotos ganz zu schweigen.
Aber dennoch hinterlässt beim Besuch in seinem "Wissenschaftlichen Institut für Schifffahrts- und Marinegeschichte" an der Elbchaussee der militärische
Komplex den prägnantesten Eindruck.

Im Garten des ehemaligen Nobelhotels ragen Kanonenrohre phallisch in den Himmel, daneben liegen Torpedos und Mini-U-Boote im Kies. Säleweise Waffen, Uniformen,
Kriegsschiffmodelle, Orden und Gemälde, sowie Sonderkojen für NS- Devotionalien zeugen von dem entfesselten Fetischismus, der jeden manischen Sammler
umtreibt, der aber bei Militaria doch einen sehr herben Beigeschmack bekommt.

Verschärfend kommt hinzu, dass das Programm von Tamms Verlag Koehler-Mittler Bücher anpreist, die "ein facettenreiches Bild der deutschen Kolonialherrschaft" mit
"Lebensbildern berühmter Kolonialherren" oder "kritische" Analysen für "das Versagen der Deutschen" im Kampf gegen den jugoslawischen Widerstand während des 2. Weltkriegs versprechen. Bekannte Rechtsradikale wie Franz Uhle-Wettler sind hier Autor, die Themen sind seeromantisch oder kriegs- und militärfixiert, und das Urteil von Gisela Jaacks über dieses Unternehmen lautet dann in aller Vorsicht:
"Der Verlag Koehler-Mittler hat einen sehr deutlichen Schwerpunkt im Nationalistischen, der von einer demokratischen staatlichen Stelle nicht so ohne weiteres gutgeheißen werden kann."

Verbrechen des Kolonialismus

Tamm selbst, ein generöser älterer Herr mit Zigarre in der Hand, und die Geschäftsführerin der privaten Stiftung, in die Tamm seine Besitztümer einbringt, Russalka Nikolov, streiten die
Vorwürfe allerdings kategorisch ab. "Nur ein Irrer kann für Krieg sein", sagt Tamm in grantiger Empörung, und: "Ich habe nicht vor, das Dritte Reich zu verherrlichen, das ist völliger
Schwachsinn. Natürlich war das ein Verbrechen, und die Auswirkungen davon haben wir heute noch am Hals." Selbstverständlich würden auch die Rollen von KZ-Häftlingen beim
Schiffsbau, die Beteiligung der Flotte am Sklavenhandel oder die Verbrechen des Kolonialismus in adäquater Weise in dem künftigen Museum behandelt werden, erklärt Nikolov.

Tamms wissenschaftlicher Berater für die Museumskonzeption, der Historiker Hermann Schäfer, Präsident des Hauses der Geschichte in Bonn, rät ebenso wie die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck denn auch dazu, Verleger und Sammler, Person und Projekt auseinander zu halten. Er habe hervorragende Exponate in der Sammlung gesehen, so Schäfer, um die Unmenschlichkeit des Sklavenhandels oder die Brutalität des U-Boot-Kriegs darzustellen. Und Karin von Welck, die "im regen Austausch" mit Peter Tamm steht, erklärt: "Hamburg hat größtes Interesse daran, dass das ein vernünftiges Haus wird, ich bin mir sicher, dass wir das auch hinkriegen."

Alles also nur ein Sturm im Wasserglas? Erst, wenn garantiert ist, dass der Sammler mit seiner Obsession einer vernünftigen Museumskonzeption nicht im Wege steht, lassen sich die Zweifel ausräumen. Denn das Problem aller Museen, bei denen der Stifter auch Gründungsdirektor wurde, ist deren strukturelle Unfähigkeit, zwischen privaten Neigungen und öffentlichen Interessen zu unterscheiden. Nur die Trennung von Person und Projekt mit Hilfe von unabhängigem, externem Sachverstand kann dafür sorgen, dass die Leser von Tamms Verlag nicht auch die Besucher seines Museums werden.

TILL BRIEGLEB


Tun Sie das auch einfach ab wie die Mails, die Ihnen scheinbar nicht passen? Und, was machen Sie jetzt weiter? Weiter politisch abtauchen?
Wo wir hier doch die ganze Zeit bei den Militärs sind - ich merke schon, es färbt leicht ab, ich will Ihnen trotzdem Graf Moltke zitieren: "Strategie bedeutet, über ein System von Auswegen zu verfügen". Haben Sie an möglicherweise notwendig werdende Auswege gedacht, als Sie beim Tamm-Museum mitgemacht haben? Wäre es jetzt nicht Zeit, die Beteiligung an Tamms deutschnationaler Museumsschlacht zu überprüfen? Für den sind Sie eh nur ein austauschbarer politischer Gefreiter. Oder bleiben Sie bei der Moral vom alten Fritz: "Augen zu und durch!"?

fragt sich:

Karl-Heinz Dellwo
BellaStoria Filmproduktion



15. September 2005
Betreff: Tamm-Museum

Hallo Herr Sarrazin,

Immer noch im U-Boot und auf Tauchstation? Der "Jugendpolitiker" der Hamburger Grünen!
Sie sind ja echt ein großes Vorbild für Jugendliche. Auf Ihrer Website fordern Sie Ihre Grünen-Sympathisanten auf, nicht "verfrüht in eine 'Merkel-Schreckstarre' zu verfallen". Und Sie selbst? Sind Sie vielleicht in eine Tamm-Schreckstarre verfallen oder sind Sie etwa in eine tamm-tamm-Schreckstarre verfallen?

Ich kann Sie natürlich nicht zwingen, zu antworten, aber Sie hören trotzdem von mir. Zum Beispiel mit einem Zitat:

"An den Führer des grossen deutschen Reiches, Adolf Hitler: wir kämpfen bis zur letzten Granate ...."

Wer hat das wohl gesagt? Ich will es Ihnen verraten: Admiral Lütjens vom Schlachtschiff Bismark, bevor er die Selbstversenkung befahl und im Schiffsrumpf sprengen lies, am 27. Mai 1941 - 2107 Tote, Fachleute schreiben: es waren meist „blutjunge Matrosen, auf der ersten Feindfahrt“. (Zitate: http://www.schaepp.de/bismarck/ in.html) Vorher hatte Lütjens noch das englische Kriegsschiff Hood mit ca. 1900 Toten versenkt (Neben vielen anderen, 2800 – meist – Handelsschiffe haben die hitlertreuen Marineverbände versenkt).

In der deutschen Marine-Historie - nicht nur der rechten, aber bei anderen wird es eher noch verklausuliert - bildet der Untergang der Bismark ein ähnlicher Mythos wie der Untergang der 6. Armee in Stalingrad zwischen August 1942 und Februar 1943. Sie wissen schon, Stalingrad, "Symbol vom deutschem Siegeswillen", "Kampf bis zum letzten Mann", "Deutsche Ehre und Treue" - dieser ganze "Ehrenkreis" um Konzentrationslager, Judenmord, Herrenmenschendünkel und Sehnsucht nach der Versklavung anderer Völker herum.

Und nun gehen Sie mal in das Tamm-Museum,

(Zitat Dr. Wilffried Maier, GAL in der Bürgerschaftsschitzung vom: "Wir sind uns hier im Haus
offenbar alle einig: Wenn ein großes Schiffahrts- und Meeresmuseum in Deutschland entstehen
soll, gehört es nach Hamburg und nirgendwo sonst hin. Da ist - Gott sei Dank - auch Herr Tamm
mit uns hier einig, denn sonst könnten wir es gar nicht hinbekommen" - jaja, da sind Sie gleich
beim "Gott mit uns" bzw. bei einem eisernes Kreuz quadratmetergroß in der Tamm-Ausstellung,
mit der gleichen Inschrift. Und man stelle sich vor, Herr Tamm wäre nicht mit Ihnen einig,
mein Gott, Herr Dr. Maier, dann bliebe Ihnen ja nur noch der Ausruf: "Jetzt Gnade uns Gott!", da hatten
Sie wirklich aber noch mal Glück, daß Tamm mit Ihnen ist! )

Gehen Sie also in dieses Tamm-Museum und Sie finden dann, am Marine- Mythos Bismark strickend, ein großes Bismark-Modell mit aufgeschraubter Ehrentafel:

"ZUR ERINNERUNG AN DEN HELDENTOD DES ADMIRALS UND FLOTTENSCHEFFS GÜNTHER LÜTJENS AN BORD DES SCHLACHTSCHIFFS 'BISMARK' AM 27. MAI 1941"

Naja, die Mannschaft ist auch nicht gefragt worden, deshalb ist sie auch unheldenhaft erbärmlich abgesoffen, so daß sich die Geschichtsschreibung auf den "Heldentod" des Admirals beschränken kann - aber so mal einfach unter uns Nicht-Marinemilitärs (oder tue ich Ihnen da Unrecht, weil Sie ja gerade im politischen GAL-U-Boot sitzen und Marineempfindungen bekommen?): Hätte Lütjens diese "Helden"-Ehre für sich nicht auch dadurch erreichen können, daß er einfach an die Reling gegangen wäre und dann mit Hand an der Mütze und vielleicht noch einem Zitat wie 'Mein Führer, tauche schon mal nach Walhalla ab, bis später' nur sich selbst versenkt und der Mannschaft eines inzwischen schon zusammengeschossenen Schiffes die Möglichkeit gegeben hätte, sich zu ergeben?

Wissen Sie, der "Heldentod" des Admirals Lütjens, der Versuch der Fortbelebung des nationalsozialistischen Sieg- oder Untergangsmythos, das ist so typisch für das Tamm-Museum, ("...die wohl größte in Hamburg öffentlich zugängliche Ansammlung von Hakenkreuzen und anderen Zeugnissen der NS-Zeit", wie es in der Tamm-Broschüre schon richtig heißt) - und diesem scheißreaktionären Geschichtsbild, um es einfach drastisch auszusprechen, haben Sie mit Ihrer Gal-Fraktion nicht nur zugestimmt ("Wir sind uns hier im Haus offenbar alle einig" - das große Nationalmarinemiltärbündnis von Schillpartei bis GAL, da fällt mir doch gleich wieder Kaiser Willi ein: "Ich kenne keine Parteien mehr..." usw), sondern Ihr Dr. Maier entblödet sich nicht, Ihre Zustimmung mit solchen schaumschlägerischen kulturgeschichtlichen Phrasen wie

"Wenn irgendeine Stadt in Deutschland einen praktischen Beitrag dazu geleistet hat, dass praktisch so etwas wie eine Menschheit entsteht, durch Handel, durch Verkehr, durch Arbeitsteilung, durch Nachrichten, durch Medien, dann ist wahrscheinlich Hamburg die Stadt, die dazu den größten praktischen Beitrag in Deutschland geleistet hat.... Der größte Beitrag Hamburgs zur Menschheitszivilisation ist durch Hamburger Seeleute, durch Hamburger Hafenarbeiter, durch Hamburger Kaufleute geleistet worden... Allerdings weiß jeder von uns, dass das auch ein sehr widersprüchlicher Prozess war, richtig gewaltsam durch viele Kriege, durch viele Unterdrückungen hindurch. Darum gehört in ein solches Schifffahrts- und Meeresmuseum auch der Marinebestandteil, denn es ist ein Bestandteil, der eine Rolle gespielt hat bei der Herausbildung dessen, was wir heute in den Anfängen als eine Menschheit haben, die sogar anfängt, sich auf gemeinsame Rechtsbegriffe zu beziehen"

zu unterfüttern, obwohl Sie laut Tamm-Satzung Null-Einfluss auf Inhalt und Ausgestalltung dieses Museums haben und auch nie haben werden und das ganze "wissenschaftliche" Getue von Herrn Tamm nüchtern betrachtet eigentlich nur aus Verfügung von übermäßigem Geld, einer Portion Sammlungssadismus und und dem Willen zum Ständestaat besteht:

"Ein Staat ausschließlich aus Seeleuten würde seiner Meinung 'exzellent funktionieren, da gibts
nicht so viele Gerede, sondern wäre 'ne klare Ordnung, und, aber im Moment haben wir das
noch nicht, wir sind noch 'n Stück weg...'." (Tamm-Broschüre S. 35)

Gerne hätte ich von Ihnen, so nebenbei, den Wert der BILD-Zeitung und anderen Tamm-Springer-Medien zur Menschheitszivilisation erklärt bekommen. Auch bin sehr gespannt, wann Herr Dr. Maier nach der Integration der Marineschlachten in der Herausbildung der Menschheitszivilisation konsequenterweise anfängt darüber nachzudenken, die Bedeutung der Landschlachten zu würdigen und da sind wir schon bei der nächsten Idee, ein Heeresmuseum von irgendwelchen Landserverbänden zu fördern, die mit Sicherheit containerweise dafür die entsprechenden Devotionalien anliefern können und auch keine Schwierigkeit haben werden, einen anderen reichen Anti-Demokraten als wie Tamm zur Finanzierung zu finden.

Wollen Sie da wirklich in diesem Boot bleiben?

Das ist doch ekelerregend.

Sie weisen auf Ihrer Website auf die gemeinsame Eklärung von CDU, SPD und GAL in Harburg von März 05 hin:

"Rechtsextreme Parolen und Personen: In Harburg nicht erwünscht!....
In den letzten Wochen und Monaten haben rechtsextreme und rechtsradikale Kräfte
verstärkt auch öffentlich versucht in Harburg mit Demonstrationen und Infoständen
ihre Propaganda zu verbreiten. Vorläufiger trauriger Höhepunkt dessen wird der für
diesen Samstag angekündigte Aufmarsch rechtsextremer und rechtsradikaler Kräfte aus
Harburg Stadt und Land in der Harburger Innenstadt sein....
Verfassungsfeindliche Kräfte - egal welcher politischer Coleur - die Gewalt tolerieren oder
Gewalt ausüben, werden von den demokratischen Parteien in Harburg nicht
hingenommen. Die wehrhafte Demokratie muß sich gegen diese Kräfte stellen."

Aber im Kaispeicher B wollen Sie dem ganzen jetzt einen staatlich subventionierten musealen Ort geben? Ist es Dummheit? Ist es Korruption, maskiert im Begriff "Realpolitik"? Oder ist es nur so, daß Sie, entsprechend den Ständestaatvorstellungen von Herr Tamm, Ihre Rolle als politisches Personal im Unterdeck des Schlachtshiffs Deutschland einnehmen wollen, weil ja eh nichts zu machen ist, oder, wie Herr Tamm es ausdrückt:

"Wenn ein Schiff, 'ohne Merhheitsentscheidung, sondern klar nach dem Können' geführt
werde, werde ihm nichts passieren" (Tamm-Broschüre S. 34 - Es gib genügend Äußerungen
aus denen Sie wissen, wer Inhalt und Ausrichtung des Museums bestimmt!)


Denken Sie an die Bismark: Die Herren versenken Sie ohne zu Fragen gleich mit!

Gruss,
Karl-Heinz Dellwo
BellaStoria Filmproduktion


10. September 2005
 
Mensch, Herr Sarrazin,

gibt es Sie noch? Vor einigen Tagen hatte ich Ihnen eine Mail geschrieben mit dem Ansinnen, wegen dem Tamm-Museum mit Ihnen in Kontakt zu treten und ein Treffen auszumachen. Nun hatte ich wenigstens auf eine kurze Reaktion  gehofft. Schon in Hamburg  - ich hatte Ihnen angekündigt, daß ich ein paar Tage weg bin - wartete ich vergebens. Nun hocke ich hier in Paris, habe ein offenes Netz gefunden und schaue nur wegen Ihnen in die Mail und lese immer noch nichts von Ihnen!

Mangels fehlenden Kontakts mit Ihnen beschäftige ich mich notgedrungen mit Ihrer  Webseite und sehe, Sie haben einen Wahlweckdienst eingerichtet. Auf was man heute nicht alles kommt. Jedenfalls bieten Sie an, verschlafene Gruenen-Sympathisanten (die Sie selber im "Bierbrunnen" am Wahltag versackt sehen - mein Gott!, wie schrecklich, was haben Sie für Wähler?) per Telefonaufruf auf Home oder oder Handy zum Wahltag aus den Betten zu klingeln. Ich frage mich unwillkürlich: Wie weckt man Sie?

Dann lese ich weiter:
"Trage in die Liste Deinen Namen, Uhrzeit und Telefonnummer (auch Handy!) ein, unter der wir Dich am Termin der Bürgerschaftswahl am 29. Februar 2004 per Telefon wecken und ans Wählen erinnern sollen. Du kriegst eine Bestätigungsmail und wir hören uns dann! Ring, Ring!!!"

Ja, ja, "Ring, ring" das waren noch Telefonzeiten! Aber 29. Februar 2004? Herr Sarrazin, geht an Ihnen hin  und wieder etwas vorbei? Kann es sein, daß es sich bei der Zustimmung zum Tamm-Museum ähnlich verhalten hat? Haben Sie vielleicht gedacht, es handelt sich um ein Museum, wo den 100 000'den von Toten gedacht wird, die für Kaiser Willi und die Großmachtpolitik des Deutschen Reiches im ersten Weltkrieg und dann später  fürs nächste Reich von dieser Nazi-Bagage im Seekrieg ermordet und unter Deutsch-Nationalem Hurrah und Trallala verheizt bzw einfach versenkt worden sind? Dachten Sie vielleicht, es wird in dem Museum an den Matrosenaufstand von 1918/19 erinnert - ein später Aufstand und leider erst zum Schluß des Krieges, aber immerhin und endlich und weil die Deutsche Geschichte nicht sehr üppig ist an großen klassenkämpferischen Widerstandshandlungen? Dachten Sie, so etwas wird heute  in diesem neuen Museum permanent öffentlich zugänglich gemacht?

Ich muss Ihnen dann leider sagen, daß es nicht so ist. Wenn der Dönitz-Verehrer Tamm und jahrelanger Chef des Springer-Konzerns ein Museum will, dann steckt kein aufklärerischer Wille dahinter oder Geschichtsverarbeitung, auch  nicht etwas, was man möglicherweise als harmlose Marine-Marotte  (was immer das sein könnte), eines überreichen alten Sacks bezeichnen kann, sondern Elitedünkel, Massenverachtung, Militärfetischismus, Nazi-Sympathie und anderes rechtsradikale Gedankengut. Und dem schieben Sie noch Millionen zu!!??? Ich bin beeindruckt und möchte Sie daran erinnern, daß in den Augen von Herrn Tamm vor Jahren die Vorgänger in Ihrer Partei noch als eine Art menschenloses Gesindel galten, gegen die er mit seinen nicht-maritimen Flaggschiffen wie BILD und Welt usw. in schrankenloser Printhetze rumballerte.

Wo sind Sie?  Sie wollten letztens noch "Wahlkampf mit der Jugend" machen. Warum reagieren Sie nicht? Herr Tamm begründet seine Museumsabsichten damit, daß die Jugend nach einem Gang durchs Museum von den deutschen Großtraditionen beeindruckt sein wird. Auf diesen Dreck der deutschen Großtraditionen können wir gut verzichten. Hier können Sie mal prima Jugendschützer werden.

Melden Sie sich nun oder machen Sie U-Boot, bis die Wahl vorbei ist oder tauchen Sie in dieser Frage ganz ab? Fragen Sie Herrn Tamm, mit seiner U-Boot-Sammlung: bei allem technischen Können - auf Dauer abgetaucht, sieht auch die U-Boot-Mannschaft nicht mehr so frisch aus!

Nehmen Sie lieber ein offenes Boot.

Ahoi.

Karl-Heinz Dellwo



7. September 2005
Hallo Herr Sarrazin,

ich gehöre zu jenem TAMM TAMM Kreis, der sich zur Aufgabe gemacht hat, öffentlich die Berechtigung des Bürgerschaftsbeschlusses zu diskutieren, Peter Tamm Millionengeschenke in Form von Geld und einem Kai-Speicher zu machen für eine maritime Privatsammlung, die aus meiner Sicht nur militaristische und deutsch-nationale Ambitionen zur Grundlage hat.

Alle Bürgerschaftsabgeordnete haben aus einen breiten Spektrum politisch und/oder künstlerisch tätiger Personen jemand zur Seite gestellt bekommen, der sich mit ihnen über diese Frage auseinandersetzen soll.

Ich bin es bei Ihnen.
Ich würde Sie deswegen gerne sprechen.
Wann haben Sie Zeit?
Ich bin vom 9. bis zum 14. September nicht in Hamburg und ziehe die Zeit danach vor.

Was meine Person betrifft, bin ich ehemaliges RAF-Mitglied, arbeite zum einen Teilzeit mit Freunden in einer kleinen Firma für IT-Support und in der anderen Zeit als Dokumentarfilmer.

Am liebsten würde ich mit Ihnen zusammen die Tamm-Sammlung besichtigen und diese Besichtigung und unsere Diskussion dazu filmen.

Ich hoffe auf Ihre Zustimmung.
Gruesse,
Karl-Heinz Dellwo

Tamm Tamm..
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