|
Rohrhuber, Julian |
Sehr geehrte Frau Gienow, im Rahmen des Projekts "Künstler informieren Politiker" habe ich für Sie eine informationelle Patenschaft übernommen, da wir leider zur Auffassung gelangen mussten, dass PolitikerInnen oft durch den Druck des Tagesgeschäfts dann doch recht wenig Zeit finden, sich einen Überblick über Hintergründe und Konsequenzen politischer Entscheidungen zu machen. Wie sie sicher schon gehört haben, bereitet die großzügige Förderung, die der Hamburger Senat Herrn Peter Tamm's Museumsambitionen zukommen lassen wird (30 Mio. Euro, finanziert durch Neuverschuldung) einigen Bürgern großes Kopfzerbrechen. Die Tatsache, dass die Gründung eines "Internationalen Schifffahrtsmuseums" mit Hilfe der Tamm'schen Privatsammlung das zweitgrößte Museum Hamburgs werden soll, in dem Herr Tamm freie Hand über die Ausstellungsweise haben wird, ist insbesondere besorgniserregend, als sich diese aus persönlicher Leidenschaft betriebene Sammlung bereits jetzt als Kristallisationspunkt für Kriegsverherrlichung und Geschichtsrevisionismus herausgestellt hat. Die Vorstellung, dass ganzen Schulklassen auf diese Weise ein solches Geschichtsverständnis nahegebracht werden würde, finde ich, offen gestanden, schauerlich. Hamburg könnte mit einem solchen Projekt sehr wohl schnell in internationale Kritik geraten. Wie konnte dieses Projekt ohne die übliche öffentliche Ausschreibung durchgesetzt werden? Ein solcher Fall einer "Public-Private-Partnership" könnte dazu beitragen, diese Form der Zusammenarbeit zwischen privater und öffentlicher Hand gänzlich in Verruf zu bringen (wie bereits wiederholt in England geschehen). Es ist mir sehr wichtig, dass ein für diese Stadt so ernstes Thema nicht einfach bei einem einzelnen "Verantwortlichen" Kulturbeauftragten abgehandelt wird, und wüßte daher gerne, wie Sie als Abgeordnete und auch als ehemalige Lehrerin zu diesem Thema stehen. Es würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören! mit herzlichen Grüßen, Julian Rohrhuber --
|
|
|
|
|