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Corcilius, Ania |
An Hartmut Engels Abgeordneter der Bürgerschaft Dorfwinkel 7 22359 Hamburg
Berlin, 30. August 2005
Sehr geehrter Herr Engels,
als bildende Künstlerin und Absolventin der H.f.b.K. habe ich fast fünfzehn Jahre lang in Hamburg gelebt und gearbeitet. Davon war ich drei Jahre im Vorstand des Hamburger Kunstvereins aktiv. Obschon seit zwei Jahren in Berlin, verfolge ich das kulturpolitische Geschehen in Hamburg mit wachsender Sorge. Aus diesem Grunde unterstütze ich auch die Initiative "Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker."
Am 12. Februar 2004 hatte die Hamburger Bürgerschaft der Aufforderung des Senats Folge geleistet und dem Projekt des "Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg" ohne Gegenstimmen und mit Stimmenthaltung der GAL zugestimmt. Die Aktion "Tamm-Tamm" geht davon aus, dass diese Zustimmung in Unkenntnis der Sachlage erfolgte. Daher suchen wir nun das direkte Gespräch mit den Bürgerschaftsabgeordneten als politisch Verantwortliche dieses Skandals, der unter anderem ebenso die Kultur- wie auch die Finanz- und Wirtschaftspolitik der Stadt Hamburg betrifft.
Mit diesem Brief schicke ich ihnen die Broschüre "Tamm-Tamm. Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion über das Tamm-Museum" zu. Wenngleich ich mich von der Form des Pamphlets distanziere, so sind doch ein großer Teil der darin gesammelten Fakten und Argumente inhaltlich ebenso überzeugend, wie alarmierend.
Als Künstlerin sehe ich, wie die Stadt Hamburg seit Jahren nicht-kommerzielle, differenzierte, experimentelle und „schwierigere“ Formen von Kunst zugunsten populistischer Großprojekte („Leuchttürme“) vernachlässigt und auf diese Weise ihren kulturellen Nährboden austrocknet. Trotz leerer Kassen werden nun einem fragwürdigen Projekt eines Privatsammlers 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, ohne dass dieser bisher ein wissenschaftlich fundiertes Museumskonzept oder auch nur einen langfristigen Finanzierungsplan für die laufenden Unterhaltskosten seines Museums vorlegen konnte / musste.
Ziel der Initiative "Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker." ist es, eine breite öffentliche Diskussion über die Konsequenzen des geplanten Museumsbaus in Gang zu bringen und die Errichtung des "Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg" in seiner geplanten Form zu verhindern. Über ihre diesbezügliche Verantwortlichkeit und Handlungsmöglichkeit als Bürgerschaftsabgeordneter, sowie über den Inhalt der beiliegenden Broschüre würde ich gerne mit Ihnen persönlich ins Gespräch kommen.
Leider bin ich zurzeit in Berlin nicht abkömmlich. Ich möchte ihnen deshalb zunächst einen kleinen Gedankenaustausch per e.mail vorschlagen. Sollte sie ihr Weg in den nächsten Wochen einmal in die Hauptstadt führen, so würde ich mich natürlich auch sehr über ein persönliches Treffen freuen.
Mit freundlichen Grüßen, Ania Corcilius
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