TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Lang, Barbara

27. September 2005

Sehr geehrter Herr Dobritz,

meine Post vom 7. September 2005 mit der Bitte um ein Gespräch hat Sie sicherlich zwischenzeitlich erreicht.

Auch wenn Zeit bekanntlich als knappes Gut wahrgenommen wird, würde ich nach wie vor würde gerne mit Ihnen persönlich über die Inhalte der zugesandten Broschüre sowie eine/Ihre diesbezügliche Verantwortlichkeit und Handlungsmöglichkeit als Bürgerschaftsabgeordneter ins Gespräch kommen. Viele Ihrer Kollegen aus der Bürgerschaft haben bereits zu unserer Initiative Stellung genommen. Gerade da Sie im Stadtentwicklungsausschuss sind, wäre es doch schade, wenn Ihre Meinung nicht in die öffentliche Diskussion mit einfließen würde.

Bitte teilen Sie mir bald möglichst Ihren Terminvorschlag für ein Gespräch bezüglich des "Internationalen Schifffahrts - und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg" mit. Einzelheiten über Treffpunkt und Ablauf des Gesprächs können wir gerne auch telefonisch klären.

Bis dahin lade ich Sie schon mal zu einem Besuch der online gestellten vorläufigen Website ein: www.tamm-tamm.info und füge untenstehend einen in der Süddeutschen Zeitung erschienenen Artikel zu dem Thema bei.

Mit freundlichen Grüßen,

Barbara Lang




7. September 2005
Werner Dobritz (SPD-Fraktion)

Am Hasenberge 44 / 22337 Hamburg


Eine Einladung zum Dialog über das "Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm"


Sehr geehrter Herr Abgeordneter Werner Dobritz,

im Rahmen der Initiative "TAMM TAMM - Künstler informieren Politiker" habe ich "eine Patenschaft" für Sie übernommen. Die Überzeugung, die dieser Initiative zugrunde liegt, besteht darin, dass die Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft niemals der Errichtung des oben genannten Museums befürwortet hätten, hätten Sie ausreichende Informationen über die Sammlung von Peter Tamm (ihre bisherige Präsentation und deren Kontext) sowie das Handwerkszeug zu wirksamer Argumentation gegen das Vorhaben gehabt.

Meine Patenschaft verdankt sich konkret dem Umstand, dass auch Sie am 12.Februar 2004 nicht gegen die Errichtung des "Schifffahrts- und
Meeresmuseum Peter Tamm" gestimmt haben. Nun will ich meiner Aufgabe gerecht werden und Sie ausführlich über das geplante "Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm" informieren. Mir ist es dabei vorrangig daran gelegen, auf die kulturpolitischen Implikationen dieses Vorhabens
hinzuweisen, aber auch die städtebaulichen Aspekte des Projektes sollen nicht unerwähnt bleiben. Ich werde also Versäumtes nachholen, eine solide Wissensbasis schaffen, um dann mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.

Für die größte maritime Privatsammlung, bestehend aus 25.000 Schiffsmodellen, Hunderten von Uniformen, Marinegemälden und anderen
Exponaten, will die Stadt Hamburg nun mietfrei eines der schönsten Gebäude Hamburgs, den historischen Kaispeicher B in der Speicherstadt, zur Verfügung stellen und verpflichtet sich darüber hinaus, stolze 30 Millionen Euro für den Ausbau des Museums und die Aufbereitung der Sammlung zu bezahlen. Abgesehen davon, dass die Qualität der Sammlung von Experten angezweifelt wird, und Kritiker befürchten, dass die vielen Exponate aus der Nazizeit das geplante Museum zur Anlaufstätte für Militaria-Fans und Neonazis machen, bedeuten die mit Tamm geschlossenen Verträge einen Skandal.

Der bisherige Eigentümer der Sammlung und frühere Vorstandschef des Axel-Springer-Verlages Peter Tamm schenkt die Sammlung der Stadt, hält sich allerdings alle Türen offen: Seine Sammlung hat er in eine Stiftung überführt, über die allein er bestimmt. Das ist für ein öffentlich
gefördertes Museum nicht angemessen. Ein Finanzierungskonzept, das den laufenden Betrieb des Museums, der mit drei Millionen Euro veranschlagt wird, gibt es (bis heute) nicht. Befürchtungen liegen nahe, dass im Fall fehlender Sponsoren die öffentliche Hand wird aushelfen müssen. Die Art und Weise, in der dieses Projekt ohne jede öffentliche Diskussion und ohne Gegenstimmen in der Bürgerschaft durchgezogen wurde, kann von der Hamburger Bevölkerung und in meiner Sicht auch von anderen etablierten Kulturinstitutionen dieser Stadt so nicht hingenommen werden.

Und es mehrt sich die Kritik: Während die einen angesichts der allgemeinen Kürzungen im Sozialen wie Kulturellen fragen, warum man einem
Marinebesessenen so großzügig ein Haus ausbaut, warnen andere vor dem Tun eines vermeintlichen Kriegsverherrlichers, dem Einhalt geboten werden sollte.

Insofern teile ich die Bedenken, die in der beigelegten Broschüre "Tamm-Tamm. Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion", Friedrich Möwe,
Hamburg 2005 über die zu erwartende Gestaltung dieses "Schifffahrts- und Meeresmuseums" formuliert werden:

"Ein Museum ,in dem gewaltsame Eroberungspolitik, Werkzeuge der Vernichtung und Kriegshandlungen verharmlost oder glorifiziert werden, würde im Widerspruch zur Präambel der Hamburger Verfassung stehen, nach der die Hansestadt ,im Geiste des Friedens eine Mittlerin zwischen allen Erdteilen und Völkern der Welt' sein will. Die Hamburger Öffentlichkeit ist bisher nicht angemessen darüber informiert worden, in welch hohem Maß Tamms Sammlung kriegs- und militärbezogene Gegenstände umfasst und welches Geschichtsbild er mit ihnen verbindet. Der mit der Stadt abgeschlossene Vertrag ermöglicht es Tamm, in völlig autokratischer Weise zu bestimmen, welche Exponate er in dem neuen Museum präsentiert." (Möwe, TAMM TAMM, S.6.)

Diese Thematik möchte ich mit Ihnen besprechen und bitte daher um einen Gesprächstermin. Dieses Gespräch möchte ich aufzeichnen, damit unsere Diskussion als Beitrag zur allgemeinen Dokumentation der Aktion "TAMM TAMM - Künstler informieren Politiker" zur Verfügung stehen kann.

Ich freue mich auf Ihre Antwort und ein baldiges Gespräch zwischen einer Bürgerin und ihrem Abgeordneten.


Mit freundlichem Gruß,


Barbara Lang

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