TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Durbahn

Bericht über das Gespräch mit Dr. Andrea Hilgers in den Räumen von Bildwechsel
30.september 2005
 
mein gespräch mit frau dr. andrea hilgers fand in den räumen von bildwechsel statt. wir haben uns eine knappe stunde zeit genommen. es war ein
sehr freunliches gespräch. fr.hilgers hatte sich vorbereitet und noch einmal mit ihren möglichkeiten nach-recherchiert, was alles in sachen peter tamm / schiffahrtsmuseum parlamentarisch gelaufen war.

sie stellte klar, dass sie die tamm-tamm-aktion gut fände. sie selbst habe damals mit abgestimmt und ihr sei erinnerlich - was nun schon viele gesagt haben - dass es der fraktion als etwas schon länger und durch aus auch von der spd gewolltes vorgestellt wurde. es hätte das angebot zum besichtigen der  sammlung ( an der elbchaussee ) gegeben, sie habe das aber nicht wahrgenommen - erinnere sich aber, dass die, die da gewesen waren das gesehene durchaus auch problematisch zu präsentieren fanden.

auf meine frage hin, meinte auch sie "verträge seien verträge", und dass sie sich nicht vorstellen könne, dass da etwas zurückzudrehen sei. wie der ausbaustand des kaispeichers ist - haben wir uns gefragt ( weiß da jemand was drüber?) und mental vorgemerkt, dass die verträge hatten auch
versprochen haben, dass der museumsbetrieb ende 2006 aufgenommen werde.

wir haben dann über das waghalsige finanzierungskonzept des museums-betriebs gesprochen und ich habe meine befürchtung geäussert, dass - wenn die betriebsmittel nicht zustande gebracht werden, dann doch finanziell zugeschossen wird.

spätestens dann - habe ich angekündigt - würde sie wieder in sachen tamm von mir hören.

der zweite block unseres gesprächs betraf den mich mehr und mehr interessierenden komplex der "museumswerdung". zum einen hatte ich
noch einmal die vorgänge um die st.pauli-archiv/ günther-zint-sammlung im netz nachgelesen - zum anderen suchen wir seit jahren ein
haus für die archive von bildwechsel. ich erinnere mich auch noch daran, dass dr.carl vogl (u.a. ex-hfbk-präsident) seine grafische sammlung irgendwie der stadt hamburg schenken / zukommen lassen wollte - immer vorausgesetzt sie werde adäquat präsentiert.
dann war da noch die sache mit dem schimmelmuseum und aus meiner persönlichen geschichte weiss ich noch von einigen sammlungen, künstlerischen und anderen archiven, die eine - sagen wir mal - sehr prekäre lage hatten und haben.

ich möchte versuchen - als künstlerischen beitrag- erst einmal noch mehr über diese prozesse mehr zu erfahren um dann ein "ablaufkonzept zur museumswerdung" jenseits von "einsacken und einsargen" zu entwickeln.

mit den besten wünschen,
*durbahn


Sehr geehrte Frau *durbahn,

danke für Ihre Mail zum Thema Tamm-Museum. Sorry, dass meine Rückmeldung etwas gedauert hat, lag am Wahlkampf.

Ich würde mich gerne mit Ihnen zu einem Gespräch treffen.

Bitte melden Sie sich bei mir oder schicken Sie mir eine Telnummer, dann versuch ich auch Sie zu erreichen.


Beste Grüße Andrea Hilgers




UND HIER WORÜBER ICH GERN REDEN MÖCHTE:
( ich werde frau hilgers und eine kollegin bei bildwechsel treffen und möchte mit ihr über museumswerdung im hier und heute sprechen undzar indem folgenden sinne:)

-...-
um die vorschlagsliste zu erweitern ( ein echtes schifffahrtsmuseum mit schwimmenden schiffen 1:1 ist schon drauf) schlage ich ein wachsendes (hamburg wachsende stadt)
zeitmuseum der privaten sammlungen in und um den speicher vor. warum nichts zubauen? zelte, marktplätze. sammlungsspeisende flohmärkte von weltklasse?

die jeweiligen sammlungen sind im museum im kontext ihres entstehungshintergrunds zusammen zu sehen - gestützt durch ein unabhängiges vermittlungsinstitut -
vielleicht angeschlossen an die uni.

da käme viel interessantes zusammen ( wie ist der derzeitige stand der günther zint sammlung ?)

es ist überlegenswert ob und wie in diesem gesamtkontext dann die sammlung des peter tamm denkbar ist.

als organisationsidee könnten z.b.die ursprünglichen sammlerInnen ( wenn sie wollen) im rahmen vereinheitlichender regelungen mit ihrer sammlung zu lebzeiten schalten und walten -
müssten sie aber der stadt ( einer gemeinsamen stiftung) unbedingt vermachen.

wir patentanten und -onkel sind ja künstlerInnen und könnten doch vielleicht auch (auch!) luft und lust in diesen so deprimierenden komplex bringen.

mit den besten wünschen
*durbahn



liebe frau dr. andrea hilgers,

recht spät aber vielleicht noch nicht zu spät schicke ich ihnen diese mail.

mein name ist *durbahn, ich bin künstlerin und zusammen mit 120 künstlerkollegInnen nehme ich teil an einer informations-patenschaft für die hamburger bürgerschaft -
ich bin im rahmen dieser aktion ihre ausgeloste informationspatin.

worum gehts?
im februar letzten jahres hat sich die hamburger bürgerschaft ohne eine einzige gegenstimme dafür entschieden, dass die private sammlung von herrn peter tamm zu einem öffentlichen
 "Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg” werden soll.

persönlich wußte ich bis vor kurzem nichts von diesem museumsplan, von den vorgängen, beschlüssen und finanziellen regelungen. ich hatte davon keinerlei kenntnis .
jetzt ärgert mich das, denn ohne die hintergrundgeschichte - über die ich sie dann weiter unten genauer informieren möchte  - also ohne diese  geschichte zu kennen, hätte ich mich ziemlich wahrscheinlich sehr gefreut.

ich mag museen, ich liebe sammlungen. als eine der künstlerischen leiterinnen von bildwechsel - dem dachverband für frauen/medien/kultur in hamburg. bin ich mitverantwortlich für zwei internationale archive und mehrere sammlungen, die bei bildwechsel seit über 25 jahren wachsen und betreut werden.

alle sammlerinnen und sammler und erst recht alle archivarInnen kennen platznot . wieviel besser läßt sich eine sammlung, ein archiv präsentieren, mit wenigstens ansatzweise ausreichendem platz.

und dann das: die stadt hamburg gibt einem privaten sammler einen ganzen speicher in der neuen hafencity. 11 000 quadratmeter speicher-platz und geld für den umbau.

toll.

ich glaube wirklich, dass mir das erstmal sehr gefallen hätte.

sonst kenn ich die geschichte immer anders: jemand - meist schon etwas älter - schenkt seine sammlung (s)einer stadt - auf dass diese einen platz, ein haus, eine bleibe für die
sammlung finden oder gar bauen möge.

der sammler will seine sammlung gleichzeitig der öffentlichkeit zugänglich machen und sie in guten händen wissen - vielleicht auch seinen namen verewigen - wie auch immer.
aber dieser coup klappt inzwischen kaum noch. die zeiten sind nicht so.

ganz anders bei der sammlung von peter tamm:
-   99 jahre raum.
-   geld: 30 millionen.
und
-   kein reinreden in die sammlung, die schwerpunkte,
die art der präsentation - alles kann peter
tamm im prinzip selbst bestimmen.

das ist der erfüllte traum einer jeder person, die eine sammlung aufbaut und betreut undich denke jedes beengt arbeitende archiv oder expandierende museum wünscht sich sowas.

wenn man im internet die hafencity-pläne, kaispeicher B oder peter tamm  googelt - findet sich ein abglanz dieses traumbildes.  das "Internationale Schifffahrts- und Meeres-museum
Peter Tamm" - wie die sammlung dort schon heißt - wird bereits als schmuckstück für hamburg erfahrbar. das projekt hat zwar - merkwürdig genug - keine eigenen internetseiten - wird aber auf anderen bereits erwähnt und erahnt.

zum zeitpunkt, als ich nach diesen stichworten gesucht habe - hatte ich aber schon eine völlig gegensätzlich informationslage.

ich verdanke sie künstlerkollegen, der berichterstattung der taz-hamburg und einem kleinen büchlein mit dem titel: "Tamm-Tamm - Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion "
von Friedrich Möwe.

ich hörte dann alles mögliche und ich lese es nach: bei der sammlung von herrn peter tamm handelt es sich bei einem sehr grossen teil um militaria - sehr viele
exponate stammen aus der zeit des nationalsozialismus. der sammler peter tamm hat - so scheint es - wenig bis keinen abstand zu den exponaten. in seinem privathaus
ist die sammlung für publikum zu besichtigen und die künstler- kollegInnen, die dies getan haben, sind über den unkritischen, einseitigen präsentationsgestus entsetzt.

diese darstellungen sind nun gar nicht mehr in deckung zu bringen mit der hafencity-werbung - das wird kein schmuckstück, sondern ein schandfleck.

zurück zum anfang:  über hundert abgeordnete haben im  februar letzten jahres diesem projekt zugestimmt, es gab keine nachfragen oder gegenstimmen - die abgeordneten der gal haben sich enthalten.

sie, liebe frau dr. hilgers, müßten auch dafür gestimmt haben. sie sind fachsprecherin für jugend und kinder - und museen und sammlungen sollen u.a.lernorte sein, die
für jugendliche und kinder lebensweltlicher erfahrungsraum und sinnlich zugängliche geschichte anbieten...

zusammen mit meinen kollegInnen von der initiative "tamm tamm – künstler informieren politiker" gehe ich davon aus, dass  sie - wie ein grosser teil der abgeordneten
der hamburger  bürgerschaft - niemals einer transformation der privatsammlung von peter tamm in ein öffentliches museums zugestimmt hätten,
wenn sie konkrete, anschauliche informationen über seine sammlung und deren bisherige präsentation gehabt hätten. es reichen eigentlich schon ein paar bilder.

das wäre mir jedenfalls vor dem hintergrund ihres fachgebiets nur schwer vorstellbar - es gibt plätze und städte, die schon mit viel weniger anschaulichem als morbide pilgerstädten herhalten müssen.

zu ihrer information möchte ich ihnen gern die broschüre "tamm-tamm" zuschicken.

ihre aktuelle meinung über das tamm-projekt interessiert mich - ich würde mich sehr freuen, wenn sie sich die zeit für ein persönliches gespräch nehmen würden

die informations-paten werden die ergebnisse ihrer kontaktversuche auf der homepage der aktion (www.tamm-tamm.info) veröffentlichen.das ziel ist, einen zugang zum meinungsbildungprozess über die sammlung peter tamm und das geplante museum zur verfügung zu stellen.

recht spät aber vielleicht noch nicht zu spät.

mit den besten wünschen

*durbahn

p.s.
ich habe die informationen über sie der internetseite http://www.abgeordnetenwatch.de entnommen - falls sie mögen, könnten sie sich sich unter http://www.durbahn.net  und
http://www. bildwechsel.org über mich informieren.

Tamm Tamm..
Konzept der Aktion
A fascist Museum for Hamburg?
Chronik
Download des Readers
Führung durch die Sammlung
Zu Gast im Hause Tamm
Sammelantwort der CDU
Kontakt