TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Vorkoeper, Ute

Sehr geehrte/r Herr Finck und Frau Zühlsdorf, um es vorweg zu sagen, nein, ich habe kein Verständnis. Es irriert mich, wie einseitig, zäh und unergiebig sich der Versuch gestaltet, mit einem christdemokratischen Volksvertreter ins Gespräch zu kommen.
Datum: 20.09.2005 16:04

BE: tamm 5

Sehr geehrte/r Herr Finck und Frau Zühlsdorf,

um es vorweg zu sagen, nein, ich habe kein Verständnis. Es irriert mich, wie einseitig, zäh und unergiebig sich der Versuch gestaltet, mit einem christdemokratischen Volksvertreter ins Gespräch zu kommen. Da Sie, nachdem Sie mich nun über drei Wochen warten ließen und vertröstet haben, meine Bitte als Bürgerin Hamburgs mit Ihnen als Mitglied der Hamburger
Bürgerschaft über Für und Wider des Tamm-Museums zu diskutieren, aus Zeitmangel und mit dem Argument "Kurfristigkeit" ausschlagen wollen, möchte ich meiner Enttäuschung über diese politische Unkultur deutlich Ausdruck verleihen. Bislang kam von Ihnen darüber hinaus auch nicht ein einziges Wort in der Sache selbst zurück.

Wie Sie wissen, handelt es sich bei der Paten-Aktion zumTamm-Museum um eine weithin beachtete Initaitve, in der sich viele Bürger/innen engagieren, d.h. ihrerseits viel Zeit und Energie aufwenden. Sie wird längst von den Medien aufgegriffen und in den kommenden Wochen durch 3Sat und Deutschland Radio bundesweit verbreitet. Die Homepage wird in Kürze detailliert über den Verlauf der Aktion Auskunft geben.

Ich wiederhole also hiermit noch einmal meine Bitte um einen Gesprächstermin innerhalb der Ihnen bereits vor drei Wochen mitgeteilten Laufzeit der Aktion (bis Ende September). Dass ich mich seit dem 29. August mittlerweile im vierten Anlauf darum bemühe, widerspricht Ihrer Behauptung von "Kurzfristigkeit". Auch ein Feierabendparlament sollte sich seinen
Bürger/innen gegenüber in der Dialogpflicht begreifen - besonders wenn es um derart brisante und komplizierte Dinge geht wie das Tamm-Museum, das sowohl aus kulturpolitischen als auch aus wissenschaftlichen, historischen und ökonomischen Gründen als prekär zu bezeichnen ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Ute Vorkoeper


Nachricht geschrieben von INTERNET:henning_finck_mdhb@hamburg.de
19.09.05

Sehr geehrte Frau Vorkoeper,

leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihrem Wunsch nach einem Termin mit Herrn Henning Finck MdHB noch im September 2005 nicht nachkommen können.

Wie Sie sicher wissen, handelt es sich bei der Hamburgischen Bürgerschaft um ein sog. "Feierabendparlament", in dem jeder Abgeordnete neben der Ausübung seines Mandats zusätzlich seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht. Da zudem aufgrund des Wahlkampfes einige wichtige Dinge des Bürgerschaftlichen Tagesgeschäfts hinten anstehen mußten, ist Herr Finck - wie derzeit sicher die meisten seiner Kollegen auch - in den kommenden Wochen sehr beschäftigt, sodass kurzfristige Termine leider nicht möglich sind.

Wir bitten um Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Kathrin Zühlsdorf
- Parlamentarische Assistentin -<


Nachricht geschrieben von ute vorkoeper
Datum: 06.09.2005 10:33

Sehr geehrter Herr Finck,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich verstehe natürlich, dass Sie derzeit durch den Wahlkampf stark beansprucht sind und das Gespräch erst nach der Wahl stattfinden kann.
Die Gesprächsaktion läuft allerdings nur bis Ende des Monats und ich bin zudem den gesamten Oktober beruflich auswärts verpflichtet. Deshalb müssten wir versuchen, einen Termin in den letzten Septembertagen zu finden. Da ich freiberuflich tätig bin und ein Kind in Kitabetreuung habe, bin ich relativ flexibel während der Betreuungszeiten zwischen ca. 10.00 und 15.00 Uhr oder ggf. abends.

Mit freundlichen Grüßen,
Ute Vorkoeper


Nachricht geschrieben von INTERNET:HenFinck@aol.com

Sehr geehrte Frau Vorkoeper,

bite sehen Sie mir nach, dass ich mich erst jetzt melde. Aufgrund meiner derzeitiogen Belastung wegen Wahlkampf und beruflichen Verpflichtungen komme ich erst jetzt dazu, Ihnen zu antworten. Wir können gern Mitte Oktober einen Termin verainbaren.

Mit freundlichen Grüßen

Henning Finck, MdHB


In einer eMail vom 05.09.2005 13:44:31 Westeuropäische Normalzeit schreibt utevorkoeper@compuserve.com:

Sehr geehrter Herr Finck,

da ich bislang keine Rückmeldung von Ihnen erhalten habe, möchte ich meine Bitte um einen GesprSehr geehrte/r Herr Finck und Frau Zühlsdorf, um es vorweg zu sagen, nein, ich habe kein Verständnis. Es irriert mich, wie einseitig, zäh und unergiebig sich der Versuch gestaltet, mit einem christdemokratischen Volksvertreter ins Gespräch zu kommen. Da Sie, nachdem
Sie mich nun über drei Wochen warten ließen und vertröstet haben, meine Bitte als Bürgerin Hamburgs mit Ihnen als Mitglied der Hamburger Bürgerschaft über Für und Wider des Tamm-Museums zu diskutieren, aus Zeitmangel und mit dem Argument "Kurfristigkeit" ausschlagen wollen, möchte ich meiner Enttäuschung über diese politische Unkultur deutlich Ausdruck verleihen. Bislang kam von Ihnen darüber hinaus auch nicht ein einziges Wort in der Sache selbst zurück.

Wie Sie wissen, handelt es sich bei der Paten-Aktion zumTamm-Museum um eine weithin beachtete Initaitve, in der sich viele Bürger/innen engagieren, d.h. ihrerseits viel Zeit und Energie aufwenden. Sie wird längst von den Medien aufgegriffen und in den kommenden Wochen durch 3Sat und Deutschland Radio bundesweit verbreitet. Die Homepage wird in Kürze detailliert über den Verlauf der Aktion Auskunft geben.

Ich wiederhole also hiermit noch einmal meine Bitte um einen Gesprächstermin innerhalb der Ihnen bereits vor drei Wochen mitgeteilten Laufzeit der Aktion (bis Ende September). Dass ich mich seit dem 29. August mittlerweile im vierten Anlauf darum bemühe, widerspricht Ihrer Behauptung von "Kurzfristigkeit". Auch ein Feierabendparlament sollte sich seinen
Bürger/innen gegenüber in der Dialogpflicht begreifen - besonders wenn es um derart brisante und komplizierte Dinge geht wie das Tamm-Museum, das sowohl aus kulturpolitischen als auch aus wissenschaftlichen, historischen und ökonomischen Gründen als prekär zu bzeichnen ist.

Mit freundlichen Grüßen,
Ute Vorkoeper


Nachricht geschrieben von INTERNET:henning_finck_mdhb at hamburg.de
19.09.05

Sehr geehrte Frau Vorkoeper,

leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihrem Wunsch nach einem Termin mit Herrn Henning Finck MdHB noch im September 2005 nicht nachkommen können.

Wie Sie sicher wissen, handelt es sich bei der Hamburgischen Bürgerschaft um ein sog. "Feierabendparlament", in dem jeder Abgeordnete neben der Ausübung seines Mandats zusätzlich seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht. Da zudem aufgrund des Wahlkampfes einige wichtige Dinge des Bürgerschaftlichen Tagesgeschäfts hinten anstehen mußten, ist Herr Finck - wie derzeit sicher die meisten seiner Kollegen auch - in den kommenden Wochen sehr beschäftigt, sodass kurzfristige Termine leider nicht möglich sind.

Wir bitten um Verständnis.

Mit freundlichen Grüßen

Kathrin Zühlsdorf
- Parlamentarische Assistentin -<


Nachricht geschrieben von ute vorkoeper
Datum: 06.09.2005 10:33

Sehr geehrter Herr Finck,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort. Ich verstehe natürlich, dass Sie derzeit durch den Wahlkampf stark beansprucht sind und das Gespräch erst nach der Wahl stattfinden kann.
Die Gesprächsaktion läuft allerdings nur bis Ende des Monats und ich bin zudem den gesamten Oktober beruflich auswärts verpflichtet. Deshalb müssten wir versuchen, einen Termin in den letzten Septembertagen zu finden. Da ich freiberuflich tätig bin und ein Kind in Kitabetreuung habe, bin ich relativ flexibel während der Betreuungszeiten zwischen ca. 10.00 und 15.00 Uhr oder ggf. abends.

Mit freundlichen Grüßen,
Ute Vorkoeper



Nachricht geschrieben von INTERNET:HenFinck@aol.com

Sehr geehrte Frau Vorkoeper,

bite sehen Sie mir nach, dass ich mich erst jetzt melde. Aufgrund meiner derzeitiogen Belastung wegen Wahlkampf und beruflichen Verpflichtungen komme ich erst jetzt dazu, Ihnen zu antworten. Wir können gern Mitte Oktober einen Termin verainbaren.

Mit freundlichen Grüßen,

Henning Finck, MdHB


In einer eMail vom 05.09.2005 13:44:31 Westeuropäische Normalzeit schreibt utevorkoeper at compuserve.com:

Sehr geehrter Herr Finck,

da ich bislang keine Rückmeldung von Ihnen erhalten habe, möchte ich meine Bitte um einen Gesprächstermin wiederholen. Vielleicht haben Sie über Ihre Fraktion schon erfahren, dass meine Anfrage kein Sonderfall ist?

Anliegen der ungewöhnlichen Initiative "Künstler informieren Politiker" ist es, dass alle 121 Bürgerschaftsabgeordneten in einem persönlichen Gespräch mit jeweis einem Künstler / Kunstvermittler über das Tamm-Museum, über die Ausgangsüberlegungen und Gründe (Hafen-City), die Verträge, die Abstimmung, die wachsenden Zweifel an den Verträgen und an der Wissenschaftlichkeit des Museums diskutieren. Darüber hinaus soll nach den Zukunftsperspektiven gefragt werden.

Die 121 Gespräche verstehen wir als einen Anstoss zur weiteren öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Tamm-Museum. Dabei werte ich die große Gesprächs- und Initiativbereitschaft der poltisch weder homogen ausgerichteten noch aktiven Kunstschaffenden dieser Stadt als deutliches Indiz dafür, wie prekär das Projekt Tamm-Museum ist und wieviel Gesprächsbedarf besteht.

Mir ist bekannt, dass Sie zur Zeit der Abstimmung noch nicht Mitglied der Bürgerschaft waren. Aber dennoch werden Sie sicher eine persönliche oder eine ihrer Fraktion entsprechende Haltung zum politischen Verfahren, den bewilligten Geldsummen und den Planungen haben. Es wäre schön, wenn wir in einem offenen Gespräch die verschiedenen Ansichten, die Sachlagen und Argumente diskutieren und abwägen könnten.

In Erwartung einer baldigen Antwort, mit freundlichen Grüßen,
Ute Vorkoeper


Datum: 29.08.2005 14:03

BE: Tamm Museum

Sehr geehrter Herr Finck,

derzeit läuft eine Initiative gegen das Tamm-Museum an, die sehr außergewöhnlich ist. Unter dem Motto "Künstler informieren Politiker" werden alle Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten zu einem Gespräch mit einem Künstler oder Kunstvermittler gebeten, um über Wider und Für der Planungen, inbesondere über Inhalt und Rechtsform des unterzeichneten Vertrags zu diskutieren.

Bis heute haben sich 120 Hamburger Künstler und Vermittler gefunden, die sich auf die Diskussion mit einem Bürgerschaftsabgeordneten einlassen wollen. Auch ich hatte vor einigen Wochen spontan zugesagt. Und da Sie mir von den Initiatoren als Gesprächspartner vorgeschlagen wurden, möchte ich Sie hiermit um einen Gesprächstermin bitten. Nun, wie ich zwischen den Zeilen Ihrer Homepage lesen konnte, stehen Sie als Jurist und Fachsprecher Hafencity vermutlich mitten im Thema. Zur Kurzinformation habe ich Ihnen den Intro-Text der Homepage unten angefügt.

Die Aktion läuft bis ca. 23. September. Mir wäre ein Termin in der Woche nach dem 15. September am liebsten.
Mit freundlichen Grüßen,
Ute Vorkoeper



Tamm-Tamm-Gespräch
zwischen mit Henning Finck, MdHB, CDU, und Ute Vorkoeper am 17.10.2005,
9.15-10.30 Uhr in den Räumen der CDU-Fraktion im Hamburger Rathaus

Bericht mit Anmerkungen

Es ist nun drei Wochen her, dass Hennig Finck und ich in den Räumen der CDU-Fraktion im Hamburger Rathaus zusammen kamen. Es war eine freundliche
und offene Begegnung bei Kaffee und Cola. Zwar haben wir uns zum Thema
Tamm-Museum mit weitestgehend derselben Meinung verabschiedet, mit der wir
jeweils in das Gespräch gegangen waren, aber es kam am Rande und im Kleinen
zu Fragen, Verschiebungen und Bewegungen aufeinander zu. Was anderes als
das kann man einen "politischen Prozess" nennen?


Henning Finck begrüßt mich mit der Frage, warum ich Patin in der
Tamm-Tamm-Aktion geworden sei. Ich überreiche ihm die Tamm-Tamm-Broschüre,
die er noch nicht kennt, und antworte, dass ich meine Betreuung weniger in
der Belehrung als in der Einforderung dieses klärenden Gesprächs über die
Frage verstehe, warum die Politik so bereitwillig jeden Anspruch auf die
Gestaltung und Ausrichtung des Tamm-Museums an Peter Tamm abgegeben hat.

Die bisher vorgelegten Ausstellungskonzepte inkl. der voraussichtlich
prekären Präsentation von Militaria aus der NS-Zeit hätten mich bewogen,
aktiv zu werden. Daran knüpfen sich m. E. alle Fragen nach der Höhe der Zuwendungen und der Faktenlage bzgl. Realisierung.

Und wie steht Herr Finck zum Tamm-Museum? Er erklärt frei, dass er ein
entschiedener und durchaus begeisterter Verfechter der Museumsidee sei und
sagt mir, dass ihn schon sein erster Besuch der vor Sammelgut aus den
Nähten platzenden Tamm-Villa vor sechs Jahren spontan von der Qualität der
Sammlung überzeugt habe. Fortan habe er daran mitgearbeitet, dass diese
Sammlung in der Stadt bleiben könne. D.h. obwohl er erst seit März 2004
Mitglied der Bürgerschaft ist, sind ihm die Pläne zum Tamm-Museum lange
bekannt. Außerdem ist er Fachsprecher Hafencity der CDU-Fraktion, d.h. er
ist auch politisch mit dem Thema Tamm-Museum befasst.

Auf meinen Einwand, dass Sammelleidenschaft an sich keine Qualität
garantiere, sondern allein eine begründete Auswahl und die Entwicklung von
Kontexten die Qualität einer Sammlung ausmachten, verweist Herr Finck auf
Herrn Tamm und seine wissenschaftliche Beraterin Frau Nikolov, deren
Qualifikationen er jetzt und zukünftig vollkommen vertraue. Ich halte dagegen,
dass alle bisher vorgelegten Ausstellungskonzepte viel zu grob und populär angelegt seien, um "Wissenschaftlichkeit" erkennen zu lassen. Eine Diskussion der öffentlichen Bedeutung der Sammlung und ihrer einzelnen Exponate stünde aus und würde außerdem vom Gutdünken Herrn Tamms abhängen, der sich in allen Verträgen die alleinige Entscheidungsgewalt ausbedungen habe.


Hiermit ist ein Kernproblem angesprochen: Die schiere Fülle der von Tamm
gesammelten Exponate blendet die meisten, die sich nicht professionell mit Fragen der Auswahl, der Präsentation und Repräsentation beschäftigen. Man verwechselt schnell Sammelleidenschaft mit Kennerschaft - das Phänomen kennen wir aus dem Kunstbetrieb - und nimmt an, dass derjenige, der Geld für Sammelstücke ausgibt, auch weiß, warum er sie kauft. Der bloße Kauf garantiert in dieser Sicht die Güte.

Die Sache ist in der Tat kompliziert:
Mit einem Kauf ist immer eine persönliche Wertschätzung gegeben. Wenn man aber wie Herr Tamm anstrebt, ein Museum zu eröffnen, das zu einem großen Teil durch öffentliche Gelder finanziert wird, ist es eine wichtige und prekäre Frage, ob eine private Wertschätzung öffentliche Gültigkeit besitzt.

Ich frage also Herrn Finck, wieso Politiker/innen Parteien übergreifend die Aufgabe der Entscheidung über die Einzelexponate und den Kontext, in dem sie gezeigt werden, allein Herrn Tamm und Frau Nikolov überlassen haben. Es sei primär darum gegangen, die Sammlung in Hamburg zu halten, meint Henning Finck, und hält mir noch einmal sein Vertrauen in die beiden genannten Personen entgegen. An Herrn Tamms demokratischer Redlichkeit sei nicht zu zweifeln, auch wenn man sicherlich über die Springerpresse geteilter Meinung sein könne. Und schließlich sei doch auch Großmachtsehnsucht, das war mein Gegeneinwurf, durchaus eine legitime Sehnsucht für einen einzelnen Bürger. Da kann ich nur zustimmen, wenn der einzelne Bürger diese Gelüste für sich und in seinen privaten Räumen auslebt. Das ist bei Herrn Tamm aber nicht der Fall.

Zur Höhe der Zuwendungen meint Henning Finck, man müsse mal klar sagen, dass ein Zuschuss von 30 Millionen für ein derartiges Museum nicht groß sei. Es würde schließlich eine echte Attraktion in der Hafencity und viel größer und besser als das Museum in Bremerhaven. Auch innerhalb des Gesamthaushalts von Hamburg mache sich die Summe gering aus. Ich gebe zu bedenken, dass sie deutlich größer wirkt, wenn man sie mit den Summen für Kunstförderung oder die Förderung der Geschichtswerkstätten vergleicht. Das ist Hennig Finck auch klar. Aber für ihn steht fest, dass das Tamm-Museum ein Glücksfall für Hamburg ist. Außerdem müssten derzeit sowieso alle sparen. Das sehe ich natürlich anders, resp. meine Prioritäten bei der Förderung lägen woanders.

Dann kommen wir auf den Beirat zu sprechen. Der Beirat ist nachträglich eingerichtet worden, wird kontinuierlich erweitert und hat nur beratende Funktion. Wie sicher ist es, dass die Vorschläge des Gremiums von Tamm aufgegriffen werden? Herr Finck vertraut auch hier Frau Nikolov und auf Herrn Tamms demokratisches Gespür.

Schließlich kommen wir auf die Präsentation selbst zu sprechen. Henning Finck ist überzeugt davon, dass eine unkommentierte Präsentation per se das Beste sei, denn Präsentationen, die zu viel erläutern, würden die historischen Fakten eher verfälschen. Ob ich schon einmal in belgischen oder britischen National- oder Kolonialmuseen gewesen sei, will er wissen. Ich verneine. Dort würde man z.B. ganz offensiv nationalistisch (und in seinen Augen unerträglich) mit den Artefakten der Kolonialzeit oder des Empire umgehen. Da sind wir einer Meinung: Derartige Kommentierungen wollen wir nicht.

Mit dem Einwand Henning Fincks, dass man nicht zu sehr eingreifen dürfe, kommt man zu einem weiteren Streitpunkt, der noch komplizierter gelagertist als der der Auswahl. Herr Finck geht positivistisch nicht nur an das heran, was sich zeigt, sondern auch an das, was von anderen, in diesem Fall von Herrn Tamm gezeigt wird. Er vertraut darauf, dass sich den Betrachter/innen die Exponate an sich und von selbst erklären und sie sich so - und nur so eine eigene Meinung bilden können. Jede Art von Kommentierung würde in seinen Augen die Menschen gängeln und in ihrer freien Meinungsbildung eindämmen. Insbesondere bei den Militaria der Sammlung und den Ausstellungsstücken aus der NS-Zeit scheine ihm dies sowieso die beste Strategie. Unkommentiert für sich gestellt würden sie doch unweigerlich jeden denkenden Menschen erschüttern. Alles andere sei

Belehrung und Ideologie.

Und eben das unterstellt mir Henning Finck. Also erläutere ich ihm, dass ideologische Belehrung keineswegs mein Anliegen sei, sondern dass ich seinen Positivismus selbst für eine Ideologie halte. Jede Präsentation von Artefakten ist immer notwendig eine Interpretation der Ausstellungstücke und mit der Art der Präsentation wird eine Leserichtung an die Betrachter/innen weiter gegeben. Es gibt keine Neutralität oder Objektivität, sondern Formen, die sich objektiv geben, dabei aber immer schon inhaltliche Setzungen sind. Das muss man einfach bei der Einrichtung und Bewertung eines Museums wissen und bedenken. Nur im Wissen um Präsentation/Repräsentation ist eine gute, d.h. nicht einfach ausgewogene, sondern reibungsvolle und im emphatischen Sinn auch aufwühlende Präsentation von Artefakten möglich, die derartig brisante historische Felder aufrufen wie den deutschen Kolonialismus und die NS-Zeit. Das hat nichts mit frömmelnder Didaktisierung oder der Bevormundung mündiger Bürger zu tun.

Wir stellen fest, dass wir an dieser Stelle nicht weiter kommen. Aber Henning Finck bietet mir an, dass wir nach Fertigstellung des Museums die Ausstellung gemeinsam auf diese Fragen hin ansehen und, wenn nötig, Einwände formulieren. Er sei in jedem Fall offen und würde hier auch gerne dazulernen. Auch werde er im Vorfeld in Gesprächen mit Frau Nikolov und Herrn Tamm über meine Einwände und Zweifel sprechen.

Ich frage zum Abschluss nach den noch fehlenden Stiftungsmitteln und nach dem Zeitplan, der ja bislang nie eingehalten werden konnte. Herr Finck gibt zu, dass es hier noch offene Frage gäbe und dass für Großprojekte die Zeitpläne immer kompliziert seien. Aber 2007 würde das Museum bestimmt eröffnet. Und daran habe ich nach diesem Gespräch keinen Zweifel.

Wenn Henning Finck als CDU-Abgeordneter die Meinung seiner Partei nur annähernd repräsentiert, dann ist davon auszugehen, dass man dort einig ist im Vertrauen auf Peter Tamm und in der Begeisterung für seine Sammlung. Doch auch wenn Herr Finck alle meine Fragen klar und entschieden beantwortet hat, dann haben sie für mich keineswegs an Brisanz und Unentschiedenheit verloren. Immerhin hat die Tamm-Tamm-Aktion, und das hält auch Henning Finck ihr zum Abschied zu Gute, eine öffentliche Aufmerksamkeit für die Planungen und ihre Problemlagen geschaffen. Und die gilt es wach zu halten. Denn die kritische Aufmerksamkeit hat auch schon auf Frau Nikolovs Vokabular abgefärbt, wie man in aktuellen Zeitungsartikeln zum Wandel der Privatsammlung in ein öffentliches Museum lesen kann: "Moderne" und "kritische" Inszenierung sind ihre Standardbegriffe.* Schon deshalb müssen die Zwischenschritte der Realisierung des Tamm-Museums weiterhin aufmerksam beobachtet und kritisch kommentiert werden.


Ute Vorkoeper, Hamburg, den 8.11.2005

* vgl.: Bullauge, sei wachsam! Besuch in der umstrittenen

Schifffahrtsausstellung von Peter Tamm, die bis 2007 zu einem öffentlichen

Museum werden soll. Hintz & Kunzt,
http://www.hinzundkunzt.de/hk/strassenmagazin/ausgabe/titelthema/~article~6

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