TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Gutiérrez, Yolanda

SEHR GEEHRTER HERR LIEVEN,
ICH HABE MICH LANGE MIT IHRER MAIL AUSEINANDERGESETZT UND ENDLICH KANN ICH IHNEN MEINE KOMMENTARE DAZU SCHICKEN. ICH HOFFE, DAß SIE HIERMIT EINE ANREGUNG UND EINEN BESSEREN EINDRUCK BEKOMMEN HABEN WAS DIE BÜRGERSCHAFT MIT DEM TAMM MUSEUM EIGENTLICH BESCHLOSSEN HAT. DARUM GEHT’S JA IN DIESER KUNSTAKTION „KÜNSTLER INFORMIEREN POLITIKER“
IN ROT SIND MEINE KOMMENTARE UND FRAGEN ZU LESEN.


Guten Tag Frau Gutiérrez,

ich habe schon von der Aktion gehört und halte die Idee auch für gut, denn eine Auseinandersetzung mit den Inhalten des geplanten Museums ist m.E. dringend geboten. Wie sie u.a. der GAL Homepage entnehmen können bin ich seit März 2004 Mitglied der Bürgerschaft. Die Abstimmung über die Zuschüsse für das Tamm Museum war eine der letzten Aktionen der Schwarz/Gelb/Schill Koalition, bei der die GAL sich seinerzeit enthalten hat.



Da Sie ja Mitglied der GAL sind, sind Sie auch weitestgehend verantwortlich für die damalige Entscheidung, denke ich. Darüber hinaus ist es unverständlich, dass die GAL sich geschlossen enthält (da wäre es wirklich egal, wessen Name dafür gerade steht) – was für Gründe lagen dem zugrunde, dass sozusagen mit Fraktionszwang keine Zustimmung oder Ablehnung (man könnte auch sagen: keine Meinung) beschlossen wird?

Ich will es mir nicht einfach machen, indem ich sage "wäre ich dabei gewesen dann hätte ich dagegen gestimmt", denn ich habe den Vorlauf der Entscheidung bei den Anhörungen und die Diskussionen in der damaligen Fraktion nicht aus der Nähe mitverfolgt.
Dennoch hatte ich, soweit ich damals als Referent mit dem Projekt befasst war, Vorbehalte gegen eine Unterstützung dieses Museums.

Verstehe ich nicht…waren Sie bei der Diskussion mit dabei oder nicht? Was haben Sie als Referent denn gemacht im Rahmen dieses Projektes? Und wenn Sie damit befasst waren und Vorbehalte hatten: warum konnten Sie diese nicht durchsetzen?

Zweifelsohne ist die Sammlung Tamm eine bedeutende marinehistorische Sammlung.

Wer sagt das?

Die Kriegsmarine nimmt in der Sammlung jedoch einen bedeutenden Raum ein und bei einigen der Exponate kommt es sehr auf die Erklärung und die Einordnung in einen historischen Kontext an. Wenn ich im musealen Ausstellungskonzept Sätze lese wie "Die Waffe hat den Menschen über andere erhoben, der Schrecken der Endgültigkeit hat auch Weltgeschichte geschrieben" wachsen in mir erhebliche Zweifel, ob diese Ausstellung von der Stadt Hamburg mit 30 Millionen € Baukostenzuschuss, Zuzüglich der kostenfreien Überlassung eines Gebäudes für 99 Jahre, zuzüglich weiterer Umbau und Anpassungskosten an benachbarten Gebäuden gefördert werden sollte, weil zu befürchtend ist, dass die Art und das Ausstellungskonzept der Sammlung nicht Übereinstimmen mit den Ansprüchen, die die Stadt an eine zeitgemäße Darstellung und Vermittlung seefahrtsgeschichtlicher Themen stellen muss.


Im April 2005 veröffentlicht eine Autorengruppe des Informationskreises Rüstungsgeschäfte in Hamburg mit dem Pseudonym Friedrich Möwe die Materialsammlung "Tamm-Tamm", die Hintergrundinformationen zur Person Peter Tamm, zur Qualität seiner Sammlung und seinen politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen liefert. Damit liegen der Öffentlichkeit erstmals umfassende und konkrete Informationen vor. Die Fakten sind schockierend. Eine Fotodokumentation der Ausstellungsobjekte und ihrer Präsentation in der Tammschen Elbchausseevilla können keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass es sich nicht um ein harmloses Schiffsmodellmuseum handelt, das den Spieltrieb von Kindern und Erwachsenen befriedigen und eine touristische Attraktion zum Nutzen der Hansestadt sein könnte. Zu erwarten ist ein mit Kriegswaffen und Nazikitsch bestücktes, die Brutalität von Seekriegen verherrlichendes Sammelsurium. Wie konnte es zu diesem kultur-, finanz-, und gesellschaftspolitischen Skandal kommen? Wie kommt die Hamburger Kulturpolitik dazu, ein Privatmuseum zu finanzieren, für das es kein stichhaltiges Konzept gibt? Warum meint man, die private Macke eines Militaria-Sammlers durch staatliche Anerkennung und Förderung adeln zu müssen?

Unbefriedigend ist deshalb, dass die Stadt bei der Auswahl der Exponate und deren Präsentation wenig zu sagen hat. In der Satzung der Museumsstiftung heißt es schlicht "Solange der Stifter dem Vorstand angehört entscheidet seine Stimme". Das Kuratorium, das das Museum in vermutlich nicht allzu ferner Zukunft weiterführen wird, wird vom Stifter bestimmt. Herrn Tamm wird wahrscheinlich daran gelegen sein, dass dieses Kuratorium das Museum in seinem Sinne weiterentwickelt.
Dies ist die eine Seite. Auf der anderen Seite ist es durchaus vorstellbar, mit dieser Sammlung eine spannende Ausstellung zu machen, es kommt auf die Auswahl, ggf. Ergänzung, und die Präsentation an.

Man kann nicht beides machen: eine spannende und kriegsverherrlichende Ausstellung gleichzeitig. Gerade die GAL sollte mit dieser Sammlung ein Problem haben.

Tamm Tamm..
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A fascist Museum for Hamburg?
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