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Linke, Irina |
Sehr geehrte Frau Abgeordnete Tanja Bestmann, ich wende mich an Sie im Rahmen der Initiative “TAMM TAMM – Künstler informieren Politiker“. 121 Hamburger Künstlerinnen und Künstler nehmen Kontakt mit den 121 Abgeordneten der Hamburger Bürgerschaft auf mit dem Ziel, über das geplante “Internationale Schifffahrtsmuseum“ in der HafenCity zu informieren, eine Öffentlichkeit zu erreichen und dadurch möglicherweise zu neuen politischen Entscheidungen zu kommen (siehe auch http://www.tamm-tamm.info/index.html). Eine Grundlage der Aktion ist die Studie “TAMM-TAMM. Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion über das Tamm-Museum“, die als Anregung für das Gespräch dienen soll und die ich Ihnen zuschicke. In diesem Rahmen würde ich mich freuen, wenn zwischen uns möglichst bald ein persönliches Gespräch zustande kommen könnte. Kurz zu meiner Person und zu meiner Motivation für die Teilnahme an der Aktion: Ich bin Dokumentarfilmerin, Ethnologin und Wahlhamburgerin seit 1990. Derzeit schreibe ich an meiner Dissertation, in der es um Frauenbilder im Jemen geht. Ich bin Mitglied der Hamburger “Filmwerkstatt Dokumentarisch-Arbeiten“. Manchmal arbeite ich auch für das Besucherprogramm des Goethe-Instituts, das vom Auswärtigen Amt mit der Gestaltung von Programmen ausländischer Gäste (Themenreisen/Individuelle Reisen) beauftragt ist. In dieser Funktion fühle ich mich als “Botschafterin“ Hamburgs und bin sensibilisiert für ausländische – manchmal auch kritische – Blicke auf unsere Stadt, vor dem Hintergrund unterschiedlicher Themenfelder oder professioneller Hintergründe. Mir ist nicht gleichgültig, mit welchen Themen und Geschichtsbildern sich meine Stadt in Bezug zum Rest der Welt setzt. Schon gar nicht ist mir gleichgültig, welche Welt-, Geschichts- und nationale Selbstbilder unsere Museen uns und unseren Kindern vermitteln. Über folgende Fragen, die mit dem “Peter Tamm Museum“ in Zusammenhang stehen, würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten: 1. In einer Zeit schmaler werdender Budgets für Filmförderung, Geschichtswerkstätten, die öffentlichen Bücherhallen und selbst Schulen wurden 30 Millionen Euro in die Umwandlung von Peter Tamms Privatsammlung in das zweitgrößte Museum der Stadt ’investiert’. Nach meiner Information haben im Februar letzten Jahres über hundert Abgeordnete diesem Projekt ohne Gegenstimme zugestimmt. Wie kam es dazu? 2. Vermutlich herrschte ein Bild von Herrn Tamm als großzügigem Stifter seiner Sammlung und als Forscher im Dienste der Wissenschaft. Er sehe “in der Vermittlung von Geschichte die Grundlage für die Entwicklung der friedlichen Koexistenz der Völker, der Nutzung der Handelswege und der Erforschung der Meere“ (BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT HAMBURG Drucksache 17/3986, 17. Wahlperiode, 06.01.04, S. 1). Warum hat niemand die Ergebnisse seiner Forschungen, das Inventar seiner Sammlung oder seine verlegerischen Tätigkeiten (siehe z.B. http://www.koehler-mittler.de/) unter die Lupe genommen? 3. Nach meinem bisherigen Wissen um die Sammlung handelt es sich dabei zu einem großen Anteil um Militaria, wie Modelle von Kriegsschiffen und U-Booten, wie Uniformen, Marinemalerei, Orden, Waffen, darunter auch Großadmiralsstäbe und militärische Orden mit Hakenkreuzen, die in dem derzeitigen Museum in der Elbchaussee unkommentiert präsentiert werden. Welcher Geist steht hinter dieser Sammeltätigkeit? 4. Das geplante “internationale Schifffahrt- und Meeresmuseum“ ist ein Privatmuseum. Der Vertrag zwischen Stadt und Tamm-Stiftung räumt das alleinige Recht über die Bestimmung der Ausstellungskonzeption dem Stiftungsrat, also Herrn Tamm ein. Wie kann hier gewährleistet werden, dass zwischen den privaten Neigungen und öffentlichen Interessen unterschieden wird? Wie schon oben gesagt, wünsche ich mir ein Gespräch mit Ihnen, und freue mich darauf, von Ihnen zu hören! Mit freundlichen Grüßen, Irina Linke
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