TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Broer, Almut

Wie konnte es zu diesem kultur-, finanz-, und gesellschaftspolitischen Skandal kommen? Wie kommt die Hamburger Kulturpolitik dazu, ein Privatmuseum zu finanzieren, für das es kein stichhaltiges Konzept gibt?

Als unerfahrene SPD Besucherin war ich dann doch überrascht über die hermetische Abriegelung der SPD- Zentrale, ach ja, da war ja mal was, erinnere ich mich. Also stehe ich vor der Tür, sehe die
Gebrauchsanweisung, siehe Foto, und denke wie der noch amtierende
Kanzler, nur weniger hartnäckig und schon gar nicht mit dem
Wunsch nach langjähriger Dauer: Ich will hier rein!
Nach einer sehr freundlichen Begrüßung und Übergabe meines Geschenkes, dem Anlaß entsprechend verpackt mit einer großen blauen Friedenstaube, einer Fotokopie des Guernica-Bildes und einem Friedenstauben-Ver.di - Button, beantwortete Dorothee Stapelfeld bei Saft und Keksen meine Fragen.


e-mail vom 28.09.2005
Sehr geehrte Frau Broer,

ich möchte Ihnen den Gesprächstermin mit Dorothee Stapelfeldt am kommenden Freitag, den 30. September um 16.00 Uhr bestätigen. Es wird allerdings keine größere Runde zu dem Zeitpunkt geben, sondern ein Gespräch mit Ihnen und Dorothee Stapelfeldt. Sie können darum auch gerne einen Fotoapparat mitbringen. Als Ort schlägt Frau Stapelfeldt das Abgeordnetenbüro im Kurt-Schumacher-Haus im 3. Stock vor. Sie können hinter dem Haus parken und dann den Fahrstuhl in den 3. Stock benutzen. Auf den Parkplatz kommen Sie, wenn Sie die Kurt-Schumacher-Alle vom Hauptbahnhof kommend in Richtung Berliner Tor fahren. Kurz hinter dem Nagelsweg fahren Sie rechts in den Norderhof. Dort ist links der Parkplatz und der Eingang ins Haus und zum Fahrstuhl.
Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie mich gerne an.

Herzliche Grüße, Maria Meuser wiss. Referentin

Schreiben vom 26.09.2005

Sehr geehrte Frau Meuser,

bitte teilen Sie mir mit, ob es bei dem Gespräch am Freitag bleibt und wo ich mich mit Frau Stapelfeld treffen werde. Gerne würde ich meinen Fotoapparat mitbringen, auch dazu wäre ich für eine Bestätigung dankbar.

Mit freundlichen Grüßen,
Almut E. Broer

Schreiben von Cornelia Sollfrank an Frau Staperfeld vom 23.09.2005

liebe frau stapelfeldt,
liebe frau meuser,
liebe frau broer,

als organisatorin der aktion tamm tamm möchte ich sie darauf hinweisen, dass der von ihnen vorgeschlagene termin am freitag nicht möglich ist. gibt es noch alternativ-termine?

ausserdem möchte ich nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, dass ein gemeinschaftlicher termin von mehreren abgeordneten mit mehreren künstlern unsererseits nicht als ersatz für einzelgespräche gelten kann. auf diese werden wir weiter bestehen bzw. darum bitten, weil sie das grundkonzept unserer aktion darstellen.

wir würden uns trotzdem gern mit ihnen in einer größeren runde treffen.

mit freundlichen grüßen,
cornelia sollfrank

Email vom 22.09.05
Sehr geehrte Frau Broer,

leider kann ich Sie telefonisch nicht erreichen. Darum nehme ich auf diesem Wege Kontakt zu Ihnen auf.
Frau Dr. Stapelfeldt würde gern ein Gespräch mit Ihnen und anderen Kritikern des Tamm-Museums führen.
Sie schlägt als Termin Freitag, den 30. September um 16.00 Uhr vor. Treffpunkt könnte sein entweder das Abgeordnetenbüro in der Kurt-Schumacher-Allee 10 oder die Fraktionsräume in der Rathausstraße.
Der Ort hängt ab von der Anzahl der Gesprächsteilnehmer.
Da ja verschiedene Personen die unterschiedlichen Abgeordneten angeschrieben haben und wir darüber keine vollständige Übersicht haben, bräuchten wir eine Liste der Absender, um sie zu dem Treffen einladen zu können.
Könnten Sie uns da behilflich sein?
Es wäre schön, wenn Sie mich anrufen, damit wir darüber sprechen könnten.
Mein Name ist Maria Meuser und Sie erreichen mich unter der Tel.-Nr. 41 00 10 37 heute bis 17.00 Uhr und morgen bis 14.00 Uhr.

Vielen Dank im voraus und
herzliche Grüße,
Maria Meuser
wiss. Referentin


Telefonnotiz vom 22.09.2005 mit der wiss. Referentin, Frau Meuser

Im Telefonat mit Frau Meuser verdeutlichte ich, daß der Sinn der Künstlerpatenschaften einzelne Gespräche verlange und ich das Gespräch mit Frau Stapelfeld sehr wünsche, um ihre persönlichen Beweggründe als Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft zu dem einstimmigen Beschluß der Hamburger Bürgerschaft, das geplante ´Tamm Museum´ mit 30 Millionen EUR zu fördern, zu erfahren. Das Angebot zu einem gemeinsamen Gespräch mit den beteiligten Künstler/Innen würde ich an die Intitiatorin weiterleiten.

Antwort per email vom 15.09.2005
Sehr geehrte Frau Broer,

Frau Stapelfeldt hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass sie Ihren Brief erhalten hat und sich dafür herzlich bedankt. Leider nimmt zurzeit der Wahlkampf so viel Raum ein, dass Frau Stapelfeldt Ihnen erst in der kommenden Woche antworten kann. Sie bittet Sie, die Verzögerung zu entschuldigen.

Herzliche Grüße,
Maria Meuser
wiss. Referentin


Sehr geehrte Frau Dr. Stapelfeld,

am 12.Februar 2004 folgt die Hamburger Bürgerschaft der Aufforderung des Senats vom Januar und stimmt der Errichtung des “Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg” zu.
Der Beschluss wurde ohne Gegenstimmen gefasst (die Abgeordneten der GAL enthielten sich). Für die größte maritime Privatsammlung, bestehend aus 25.000 Schiffsmodellen, Hunderten von Uniformen, Marinegemälden und anderen Exponaten, stellt die Stadt Hamburg mietfrei ein Gebäude zur Verfügung und verpflichtet sich darüber hinaus, 30 Millionen Euro für den Ausbau des Museums im historischen Kaispeicher B und die Aufbereitung der Sammlung zu bezahlen.

Wie konnte es zu diesem kultur-, finanz-, und gesellschaftspolitischen Skandal kommen? Wie kommt die Hamburger Kulturpolitik dazu, ein Privatmuseum zu finanzieren, für das es kein stichhaltiges Konzept gibt?
Diesen und anderen Fragen gehen wir Hamburger Künstler/-innen und Kulturschaffende in der Aktion „Künstler informieren Politiker“ nach.

Wir Künstler/-innen gehen davon aus, dass die Abgeordneten in Unkenntnis der Sachlage dem Museumsprojekt zugestimmt haben. Wie sonst könnte man diese Entscheidung erklären?

Gerade als Bildende Künstlerin dieser Stadt beschäftige ich mich berufsbedingt besonders intensiv mit Themen wie Kulturhaushalt und der Hamburger Museumslandschaft und habe deshalb zum Tamm Museum erheblichen Kommunikations- und Informationsbedarf .

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen möglichst kurzfristigen Termin für ein persönliches Gespräch hierüber vorschlagen könnten.
Mit freundlichen Grüßen,

Almut E. Broer



Gespräch zwischen Dorothee Stapelfeld und Almut E. Broer am 30.09.2005 im Abgeordnetenbüro im Kurt-Schunacher-Haus, 3.Stock

Broer:

Am 05.09.2005 äußerte sich Ihr SPD-Kollege Ingo Egloff wie folgt:

„ Der Antrag des Senats, mit der er in der Bürgerschaft um Zustimmung für dieses Projekt gebeten hat, ist sowohl in Gremien unserer Fraktion als auch im Plenum und in den Ausschüssen der Bürgerschaft ausgiebig debattiert worden.“


Frage

Wie wurden Sie inhaltlich über die Sammlung Tamm als Grundlage für eine Diskussion informiert?



Antwort Stapelfeldt:

Ich persönlich kenne die Sammlung und habe sie zweimal oder dreimal besucht, so dass ich mir ein eigenes Bild machen konnte. Die SPD-Fraktion wurde durch die Mitglieder des Kulturausschusses, dem ich damals nicht angehörte, über die Drucksache und den Ausschussbericht hinaus informiert.

Frage

Welche Gesichtspunkte haben für Sie bei der Diskussion im Vordergrund gestanden?

Antwort Stapelfeldt:

Es ging uns einerseits um inhaltliche Fragen im Zusammenhang mit der Sammlung:

Ist sie wichtig für die hamburgische Geschichte?

Was geschieht mit der Sammlung, wenn Hamburg sich dem Angebot der Stiftung verweigert?

Gewinnt die HafenCity an Attraktivität mit einem maritimen Museum in einem Speicher?

Wie wird gewährleistet, dass das Ausstellungskonzept den „Ethischen Richtlinien für Museen“ (ICOM) auf Dauer entspricht? Kann ein Museumsbeirat diese Aufgabe übernehmen?


Auf der anderen Seite war für uns die Finanzierung ganz wesentlich. Deswegen haben wir auch einen entsprechenden Zusatzantrag eingebracht, den ich bereits in einer der vorhergehenden Antworten erwähnt habe.


Frage

Welche Bedeutung hatte die Person Tamm in dieser Diskussion?

Antwort Stapelfeldt:

Wenn Sie danach fragen, ob Herr Tamm sich in dieser Phase der bürgerschaftlichen Beratungen offensiv persönlich eingebracht hätte : nein.

Über das Wirken von Herrn Tamm in der Stadt Hamburg ist natürlich gesprochen worden.


Broer:

Auszug aus dem Anhang zur Drucksache 18/1300 Anlage G, S.135

"Die Tamm Sen. Stiftung hat das Ziel, die Sammlung Peter Tamm frei von staatlicher Einflussnahme und laufender staatlicher Unterstützung allein der Geschichte und der Wissenschaft verpflichtet, in Hamburg Zwecken der Forschung und/oder Volksbildung nutzbar zu machen“

und S. 137 "§ 3 Die Vertragsparteien stellen ausdrücklich klar, dass das alleinige Entscheidungsrecht über die Präsentation der musealen Sammlung Peter Tamm, die Auswahl der Exponate, die Gewährung und Entgegennahme von Leihgaben, die Durchführung von Ausstellungen, Vorträgen und der gesamte Betrieb des Museums allein bei der Peter Tamm Sen. Stiftung liegt."


Frage:

Wie bringen Sie unter diesen Voraussetzungen als Kunstwissenschaftlerin, Mitglied des Kulturausschusses sowie Fachsprecherin für Kultur in der SPD den emanzipatorischen und erzieherischen Auftrag öffentlicher und öffentlich geförderter Museen in Einklang mit dem o. g. Bestandteilen des Vertrages zw. Peter Tamm und der FuH Hamburg unter Berücksichtigung der Person Peter Tamm?


Antwort Stapelfeldt:


Die Tamm Stiftung steht damit in der Verantwortung, das mit dem Bürgerschaftsbeschluss ermöglichte Vorhaben, ein neues Museum einzurichten und die große Sammlung zur Schifffahrts- und Marinegeschichte im Kaispeicher B öffentlich zu zeigen, angemessen umzusetzen. Angemessen heißt für mich: nach den Maßstäben einer modernen Museumskonzeption. Das war auch der Grund für die SPD-Abgeordneten, im Kulturausschuss im August des letzten Jahres darauf zu drängen, dass ein wissenschaftlicher Beirat für das Museum eingerichtet werde. In dieser Ausschusssitzung wurde den Abgeordneten ein Sachstandsbericht des „Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseums Peter Tamm Hamburg“ vorgelegt, der u.a. auch ein Ausstellungskonzept beinhaltete. Wir haben die damals vorgelegte Ausstellungskonzeption, die sich nur marginal von der ersten Vorlage aus der Drs. 17/3986 unterschied, als inhaltlich nicht ausreichend und zu flach kritisiert. Deshalb und auch aus grundsätzlichen Erwägungen haben wir einen wissenschaftlichen Beirat mit fachlich ausgewiesenen Experten gefordert. Das wurde in der Sitzung und auch später in den Medien von der Stiftung kategorisch zurückgewiesen. Leider.


Im Januar dieses Jahres wurde in einer Sitzung des Kulturausschusses die Anhörung vom August 2004 ausgewertet. Dort informierten die Senatsvertreter den Kulturausschuss u.a. darüber, dass ein informeller Beirat gegründet wurde. Die Senatsvertreter gingen damals davon aus, dass sich der zurzeit formlos tagende informelle Beirat nach und nach institutionalisieren könne.

Wir haben das Zustandekommen eines informellen Beirats begrüßt, da wir die vom Kulturausschuss angeregte wissenschaftliche Rückkopplung und das Gespräch mit den Direktoren der Hamburger Museumsstiftungen sehr wichtig für die Qualität des Tamm-Museums halten.

Ich unterstreiche noch einmal, dass die öffentlich gewährten Mittel von 30 Mio. Euro nicht ein Geschenk ohne Gegenleistung, sondern eine hohe Verpflichtung bedeuten.

Frage:
Welche Gründe führten zu dieser Entscheidung, ohne ein vorgelegtes inhaltliches Konzept, eine Summe von 30 Mill. EUR zu bewilligen?


Antwort Stapelfeldt:


Schon lange vor dem Beschluss der Bürgerschaft im Februar 2004 wurde nach einer Ausstellungsmöglichkeit für die Sammlung von Peter Tamm gesucht. Er hat seit über 70 Jahren die weltweit größte Sammlung zur Internationalen Schifffahrts- und Marinegeschichte zusammengetragen und ist dankenswerterweise bereit gewesen, diese Sammlung in eine Stiftung zu geben und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Im umzubauenden Kaispeicher B werden rund 27.000 Schiffsmodelle, 35.000 Konstruktionspläne von Schiffen, eine Vielzahl von nautischen Geräten, Gemälden, Graphiken und rund 1,5 Millionen Photographien beherbergt. Dieses Angebot von Prof. Tamm hat der Senat nicht ausgeschlagen. Schon zu Zeiten des SPD-GAL-Senats wurde nach einer Ausstellungsmöglichkeit für diese Sammlung in Hamburg gesucht. Dem Ansinnen des Senats mit der vorgeschlagenen Lösung einer Unterbringung im Kaispeicher B in der HafenCity konnten und wollten wir uns nicht verschließen, wenngleich die SPD-Fraktion, wie unser entsprechender Antrag (Drs. 17/4121) zeigt, mit dem dargelegten Finanzierungskonzept nicht von Anfang an einverstanden war.

Die 30 Mio. €, von denen Sie sprechen, sind für den Umbau des Speichers in ein Museum vorgesehen und kommen der Stiftung zugute. Hinzu kommen das unentgeltliche Erbbaurecht am Kaispreicher B sowie 2000 qm Fläche im angrenzenden Speicher Hermann. Was die Betriebskosten angelangt, sollen ca. 15 Mio. € an privaten Geldern eingeworben werden. Aus den Zinsen soll ein Teil der Betriebskosten gedeckt werden. Wichtig an dieser Art der Finanzierung ist, dass die Stadt an diesen Kosten nicht weiter beteiligt wird und diese vom Museum allein erwirtschaftet werden müssen. Nach einer Debatte im Kulturausschuss Anfang des letzten Jahres war der Senat zu Änderungen im Finanzierungskonzept bereit, so dass wir dem Antrag im Plenum zustimmen konnten.

Über die 30 Mio. hinaus wird es keine weiteren Mittel aus dem Haushalt geben.


Im August 2004 haben wir neben den vertraglichen Grundlagen, dem Sanierungs- und Ausstellungskonzept und den Leitlinien, auch kritisch hinterfragt, ob die Betriebskosten des Projekts realistisch eingestellt wurden und ob die Ziele, die sich der Senat gesetzt hat, eingehalten werden können.

Broer:

Ich habe Sie stets als fortschrittliche, engagierte Bürgerschaftspräsidentin wahrgenommen, beispielsweise erinnere ich mich noch sehr gut an Ihre Eröffnungsrede der Ausstellung zur Geschichte der Hamburger Außenlager des KZ Neuengamme oder an Ihre Beteiligung an dem Aufruf des Hamburger Initiativkreises „Kein Naziaufmarsch zum 60. Jahrestag“ in diesem Jahr bzw. die Aktion zum Versammlungsrecht „historische Orte schnell benennen“.

Peter Tamm ist bekanntermaßen Besitzer von Verlagen, u. a. auch dem E. S. Mittler & Sohn Verlag, in dem sehr eindeutig rechtslastige und (see-)kriegsverherrlichende Literatur veröffentlicht wird, Tamm Reader S. 27, aber auch neueste Veröffentlichungen zeigen die gleiche, politische Einstellung, siehe Vorwort zum Buch „Maritime Malerei“, 2005:

Ein Beispiel: „1801, die Schlacht von Kopenhagen. An Deck des englischen Linienschiffes „Elephant“, dem Flaggschiff Lord Nelsons, sitzt Robinson Kittoe. Auf seinen Knien ein Skizzenbuch. Links und rechts fliegen Kanonenkugeln an ihm vorbei. Kittoe zeichnet wie besessen. Er ist Künstler und Auftragszeichner zugleich, ein Chronist, der das Geschehen im Bilde festhält. Nach seinen Skizzen entstehen später die großen Gemälde dieser Schlacht (Abb. 2). Zu jener Zeit, da noch keine Fotoapparate und Filmkameras das Geschehen festhalten konnten, war der Auftragsmaler neben dem Kapitän ein wichtiger Mann an Bord. Nur er konnte dem Volk ein getreues Bild der Heldentaten seines Herrschers wiedergeben. Das wussten die Mächtigen und zogen künstlerisch begabte Menschen magisch an. Verblasste jedoch die maritime Bedeutung eines Landes und übernahm ein anderes Volk die Seeherrschaft, verloren auch die Künstler ihre Auftraggeber oder folgten - in einigen Fällen - der neuen Flagge.“ Mich beunruhigen solche, um es vorsichtig zu nennen, Verharmlosungen: Solange von Heldentaten gesprochen wird, bezieht sich das auf den Herrscher, obwohl bekanntlich das Volk die „Heldentaten“ beging und mit Leib und Seele dafür büßte.(Kunst mit weitem Horizont, 400 Jahre Marinemalerei, John Nurminen Stiftung, Helsinki 2003)

Frage:

Wie schätzen Sie unter diesen Voraussetzungen, insbesondere im Hinblick darauf , dass auch viele ausländische Touristen nach Hamburg kommen, die Öffentlichkeitswirkung des Gezeigten ein?


Stapelfeldt:


Ich gehe davon aus, dass das Internationale Schifffahrts- und Meeresmuseum nicht zur Verharmlosung und zur Verherrlichung von Kriegen und Gewalt beitragen darf und sich hier seiner Verantwortung bewusst sein muss. Ich würde eine andere Entwicklung nicht akzeptieren.

Broer:

In der letzten Zeit ist, veranlasst durch eine zunehmend kritische Öffentlichkeit, glücklicherweise mehr über das geplante Tamm Museum diskutiert worden.

Frage:

Denken Sie darüber nach, wie entweder das Tamm Museum verhindert werden oder aber wenigstens Einfluss auf das Museum durch einem ordentlichen wissenschaftlichen Beirat ausgeübt werden kann, der darauf hinarbeitet, dass alle Aspekte bzw. Bereiche der Seefahrt angemessen berücksichtigt werden und das Ganze auch pädagogisch aufbereitet wird?


Antwort Stapelfeldt:

Nach der Grundsatzentscheidung der Bürgerschaft muss es uns jetzt darum gehen, Anstöße zu geben und Einfluss zu nehmen, damit eine umfangreiche maritime Sammlung auf der Grundlage eines guten Ausstellungskonzeptes einem vermutlich großen Publikum zugänglich gemacht werden kann.

Ich hoffe, dass die jetzt benannten Fachleute aus den Hamburgischen Museen uns bald im Kulturausschuss Auskunft dazu geben können.


Frage:

Welche Unterstützung können Sie unserer Initiative geben? Öffentlichkeitsarbeit??


Antwort Stapelfeldt:

Ich bin gerne bereit, Ihnen zu jeder Zeit Informationen zur Verfügung zu stellen.


Broer:

Ein ausschlaggebender Punkt in der Diskussion zum Tamm Museum war und ist die Belebung der Hafencity:


Frage:

Ist es nicht eine verlogene Begründung, dass das Tamm Museum die Hafencity belebt??

Wie viele Besucher muss das Tamm-Museum anziehen, damit sich die 30 Mill. EUR Steuergelder plus die Mietfreiheit des Speichers über die Einnahmen von diesen Touristen durch Gewerbesteuer (Hotels etc.) wieder amortisieren?


Stapelfeldt:

Die Bürgerschaftsdrucksache 17/3986, die der Bürgschaft für ihre Entscheidung als Grundlage diente, enthält einen Wirtschaftsplan-Entwurf für das geplante Schifffahrtsmuseum. In diesem wird eine Besucherzahl von jährlich 150.000 Besuchern prognostiziert. Diese Einschätzung wurde von Experten als realistisch, wenn nicht sogar als vorsichtig bewertet. Das gleiche gilt für die geschätzten Einnahmen des Shops und der Cafeteria, wie die Erfahrungen aus anderen Museums-Shops und Cafes zeigen. Mehr kann ich dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.


Broer:

Sind (bisherige) Kalkulationen angesichts weiterer maritimer Museen in der Region (z. B. Bremerhaven, Emden, Schiffsmodelle im Museum für Hamburgische Geschichte) realistisch?


Stapelfeldt:

Ich glaube nicht, dass sich die Museen Hamburg und Bremerhaven oder Emden gegenseitig Konkurrenz machen. Dafür ist der räumliche Einzugsbereich zu unterschiedlich. Allerdings muss sehr genau darauf geachtet werden, dass die jeweils typischen Exponate und z.B. Schiffsmodelle im Altonaer Museum und im Museum für Hamburgische Geschichte dort in ihrem inhaltlichen Kontext zur Hamburgischen Geschichte erhalten bleiben.


Letzte Frage:

Die Politik entfremdet sich immer mehr von den Bürgern, auch darüber wird viel diskutiert, wie wäre es, wenn ich die Patenschaft weiter beibehalten und in entsprechenden Situationen mich an Sie wende?


Stapelfeldt:

Ich würde mich freuen! Kommen Sie auf mich zu, wann immer Sie Fragen oder Anliegen haben.


Darf ich Sie zu unseren nächsten Aktivitäten KiP einladen?


Ja.

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