Mein mir zugeloster Abgeordneter im Rahmen der Tamm-Tamm Aktion ist Lutz Kretschmann-Johannsen. Ich hatte ihm Anfang September das Tamm-Tamm Heftchen von Friedrich Möwe, die dazugehörige CD und ein Begleitschreiben an sein Büro mit der Post zukommen lassen. Es hat sich zunächst niemand zurückgemeldet. Nachdem ich mehrfach angerufen hatte und man mir versicherte, dass nach der Wahl sich jemand bei mir melden würde, um einen Termin zu vereinbaren, hieß es, es sei sehr schwierig einen Termin zu bekommen. Wir einigten uns daraufhin auf ein Treffen während der Mittagspause am 27.09.2005.
Gedächtnisprotokoll des Treffen mit dem SPD Abgeordneten Lutz Kretschmann-Johannsen und seinem persönlichen Referenten Knuth Janshen am 27.09.2005 von 12:30 bis 13:40 im Restaurant Deichgraf in der Deichstraße.
Ich fragte, ob ich ein Diktiergerät laufen lassen und ob ich ein Foto machen dürfte. Die Fotos waren kein Problem, bei den Aufnahmen musste ich allerdings versichern, sie lediglich zu einem reinen Gedächtnisprotokoll zu verwenden. Leider waren die Aufnahmen nicht besonders gut und da ich vergaß die Kassette umzudrehen, nur über die erste halbe Stunde, insofern nicht besonders hilfreich.
Ein wenig schade fand ich, dass Herr Kretschmann-Johannsen nicht alleine gekommen war. Sein persönlicher Referent Herr Janshen war sichtlich besser vorbereitet und antwortete entsprechend häufiger als sein Abgeordneter.
Dennoch hörten mir beide interessiert zu, als ich meine Bedenken gegenüber dem geplanten Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg äußerte. Überhaupt hatte ich den beiden sehr viel zu berichten und das war auch gut so.
Sie übergaben mir die Ethischen Richtlinien für Museen ICOM und wiesen darauf hin, dass Herr Tamm sich in seinem Museumskonzept diesen Richtlinien verpflichtet hätte. Gewisse Passagen dieser Richtlinien wurden für mich gekennzeichnet. Ich zitiere im folgenden unkommentiert diese Passagen, da ich in der Kürze der Gesprächszeit keine Möglichkeit hatte hierauf zu reagieren.
2.7 Die bildungspolitische und gesellschaftliche Funktion des Museums. ....Für die gesellschaftliche Funktion des Museums ist die Interaktion mit den Bevölkerungsteilen, die sein potentielles Publikum bilden, äußerst wichtig. Für diese Aufgaben kann spezialisiertes Personal erforderlich sein. 2.8 Öffentlicher Zugang ....Der Zugang zu erbetenen Informationen über die Sammlungen sollte, vorbehaltlich Einschränkungen aus Gründen der Vertraulichkeit und Sicherheit (siehe7.3), gewährt werden. Des weiteren war ein Ausrufezeichen in der Inhaltangabe unter Punkt 7 zu finden: 7. Verantwortlichkeit gegenüber der Öffentlichkeit Die Richtlinien sind zu finden unter der Internetadresse: www.icom-deutschland.de
Auf meine Ausführungen in Bezug auf die Person Peter Tamms hin, wie sie in dem Buch Tamm-Tamm beschrieben wurde, sagte Herr Kretschmann-Johannsen, dass er auch kein Freund Peter Tamms sei. Er bestätigte mir, dass seine Partei dieses Projekt eingeleitet hätte. Er selbst war seinerzeit noch nicht in der Bürgerschaft gewesen, sei sich aber seiner Verantwortung als SPD Abgeordneter bewusst. Dieser Senat hätte viele Projekte unterstützt die fragwürdig sind. Damit seien sie auch nicht einverstanden, dass das dann so sei. Als ich erwähnte, dass etwa 80% der zur Zeit im Schifffahrtsmuseum an der Elbchaussee gezeigten Ausstellungsstücke militärischen Hintergrund hätten, sagte man mir, dass das die Fraktion in keinem Fall wünsche. Man will ein Museum, das sich mit der Schifffahrt auseinandersetzt und zwar in allen Bereichen und verwies darauf, dass das ja im übrigen auch in der Stiftungssatzung stünde. Wenn das allerdings so sei, wie ich das beschrieben hätte, dann bestände in der Tat Handlungsbedarf. Im übrigen sei man sich sicher, dass das in dem neuen Museum doch wohl nicht passieren würde. Es seien Zusagen gemacht worden, die gesellschaftspolitischen und bildungspolitischen Richtlinien einzuhalten. Außerdem gäbe es eine kritische Öffentlichkeit, die dafür sorgt, dass man diese Richtlinien einhalten muss. Außerdem würde in dem Konzept eine Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit und Wissenschaft und anderen Museen gefordert und dazu sei er verpflichtet. Und dass jetzt das Museum für Hamburgische Geschichte im Beirat säße, sei doch schon ein Zeichen dafür.
Auf meinen Hinweis, dass erst auf Druck der Öffentlichkeit hin, etwas in dieser Richtung passieren würde, meinte man, dass öffentliche Kontrolle bei einer Privatsammlung auch absolut notwendig sei. Die 30 Millionen, welche die Stadt für das Museum bereit gestellt hätten, müsse man als Investitionsmittel für eine wachsende Stadt begreifen. Sicherlich sei auch kontrovers darüber diskutiert worden, wie die Stadt das finanziert, ebenso, ob es sich rentiert. Deshalb sei auch von der SPD hierzu eine Anfrage gestellt worden, ob die Betriebskosten angemessen seien (Drucksache 17/4121 v. 27.01.04). Das Museum dürfte in keinem Fall ein Zuschussbetrieb werden. Wenn das passieren würde, wäre das allerdings auch ein Armutszeugnis seitens des Senats. Aber bisher gäbe es keinerlei Anzeichen in dieser Richtung. Die Sponsorensuche solle bisher sehr erfolgreich verlaufen sein. Wie genau konnte man mir allerdings nicht sagen. Man könne schließlich auch nicht so einfach auf die Informationen des Senats zugreifen und deshalb müsse man das erst einmal so hinnehmen.
Es ging in unserem Gespräch schließlich auch noch um die Inhalte dieses Museums, was mir als bildender Künstler, selbstverständlich auch am Herzen lag. Herr Kretschmann-Johannsen meinte er sei ja nicht im Kulturausschuss sondern Fachsprecher für Gesundheitspolitik, Gleichstellung, Lesben und Schwule. Daraufhin fragte ich ihn, ob er sich denn zum Beispiel vorstellen könne, dass das Thema Homosexualität auf Schiffen und U-Booten ein Thema für Herrn Tamm in seinem Museum wäre. Keiner von uns konnte sich das vorstellen, aber es sei sicherlich eine Anfrage im Senat wert, meinte Herr Kretschmann-Johannsen lachend. Das Gespräch war insgesamt sehr entspannt. Die eine Stunde, in der man auch noch essend zusammen saß, war leider sehr kurz. Wir haben vereinbart in Kontakt zu bleiben. In den nächsten Wochen wollen wir einen gemeinsamen Besuch im Tamm-Museum an der Elbchaussee machen. Und man hat mir versprochen die Friedrich Möwe Lektüre noch zu lesen.