TAMM TAMM

Künstler informieren Politiker

Brandes, Kerstin

Kerstin Brandes: Gespräch mit Jens Kerstan, GAL, am 07.09.2005, GAL-Bürgerschaftsfraktion, Abgeordnetenbüro, Speersort 1, 20095 Hamburg, Hervorhebungen KB


Kerstin Brandes: Herr Kerstan, inwieweit sind Sie über das geplante “Internationale Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm“ in der HafenCity informiert, was wissen Sie über die Person Peter Tamm, was wissen Sie über die Stiftung, und was wissen Sie über die Aktion, die dagegen läuft?

Jens Kerstan: Also erstmal, das Projekt ist ja von der damaligen Regierungsmehrheit in der letzten Legislaturperiode verabschiedet worden, also die Stiftung einzurichten. Da war ich auch schon Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, habe also insofern die parlamentarischen Beratungen dazu mitgemacht und natürlich im Rahmen dieses Projektes dann auch die Diskussionen verfolgt – innerhalb der Fraktion, aber auch innerhalb der Bürgerschaft. Da waren erstmal die Rahmenbedingungen, unter denen jetzt dieses neue Museum in Hamburg gegründet werden soll. Ein wichtiger Punkt bei den Beratungen waren natürlich die finanziellen Bedingungen – Hamburg beteiligt sich da ja mit einer durchaus sehr großen Summe an diesem Museum – und dann generell die der ganzen Stiftung. Das ganze Konstrukt ist ja doch so, dass Hamburg eine große Summe hineingibt, aber letztendlich die Stiftung sehr stark unter Kontrolle von Herrn Tamm bleibt. Der hat zwar den Inhalt seiner Sammlung offiziell der Stadt oder dieser Stiftung vermacht – also auch der Öffentlichkeit. Aber er behält selber ja einen aus unserer Sicht sehr starken beherrschenden Einfluss oder vielleicht sogar autokratischen Einfluss auf die Stiftung und dann letztendlich auf die Sammlung und die Präsentation dieser Sammlung. Das haben wir eigentlich auch immer kritisiert, das finde ich auch persönlich nicht angemessen. Also, wenn die Stadt sich mit einer wirklich sehr großen Summe an einem Museum beteiligt, dann kann es eigentlich nicht angehen, dass dann eine Privatperson letztendlich doch die Kontrolle über diese Sammlung und über diese Stiftung und letztendlich über das Museum hat. Also das war einer der Kritikpunkte, die wir an diesem Projekt hatten. An der Finanzierung und ähnlichen Dingen, glaube ich, hatten wir da auch das eine oder andere zu bemängeln – ich glaube, das interessiert Sie vielleicht nicht ganz so …

KB: Doch, unbedingt – unbedingt …

JK: Es ist natürlich schon so, dass es die Frage ist, ob man jetzt wirklich 40 Millionen [sic, KB] in ein solches Museum stecken muss. Das war der eine Punkt – die Höhe der Summe, um die es dort ging. Der andere Punkt war ja, dass aus unserer Sicht eigentlich die Betriebskosten nicht gesichert sind. Was das natürlich dann auch für Folgekosten für die Stadt und dann auch zwangsläufig für andere Projekte in der Stadt vielleicht haben wird, weil das ja immer ein heiß umkämpfter Posten ist. So haben wir letztendlich vor diesem Hintergrund – das vielleicht erstmal ein bisschen verkürzt – diesem Projekt dann auch nicht zugestimmt. Grundsätzlich denken wir allerdings schon, dass Hamburg der richtige Standort für ein Schifffahrts- und Seefahrtsmuseum wäre, wenn es so etwas in Deutschland geben sollte. Also Hamburg als die große Hafenstadt, die ja auch sehr stark durch ihre maritime Geschichte geprägt ist, nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch noch heute sehr stark im wirtschaftlichen Bereich. Insofern finden wir eigentlich die Grundidee gut, ein durchaus angemessenes Projekt, sind aber, wie gesagt, mit dieser Stiftungskonstruktion überhaupt nicht zufrieden und auch nicht mit der Kontrolle. Und letztendlich – ich muss allerdings sagen, das kenne ich jetzt nur aus Hörensagen, ich selber habe mir die Sammlung bisher noch nicht angesehen – habe ich mir schildern lassen, dass es ein Riesensammelsurium ist, aber schon mit einem durchaus wahrnehmbaren Schwerpunkt auf Militaria, was ja natürlich zwangsläufig auch ein Teil der Seefahrtsgeschichte einfach ist. Die Marine war immer Teil einer Seefahrtsgeschichte. Die Einzelheiten aus der Sammlung kenne ich nicht. Insofern fand ich es noch mal interessant, dass Sie mir dieses Buch gegeben haben, das Sie ja auch dankenswerter Weise ein bisschen gekennzeichnet haben, bestimmte Punkte, die Ihnen wichtig waren …

KB: … wo ich dachte, dass Sie mit Ihrem Wirtschaftsfachressort vielleicht da ein besonderes Interesse für entwickeln könnten.

JK: Insofern – da setzt dann unsere, oder auch meine Kritik an, dass wir jetzt eigentlich kein Interesse haben, mit öffentlichen Geldern – sage ich mal jetzt so – private Steckenpferde eines privaten Sammlers mit vielleicht auch durchaus fragwürdigen Schwerpunktsetzungen im öffentlichen Raum, so in größerer Form, einfach präsentieren zu lassen, mit öffentlichen Geldern sogar. Das finde ich durchaus schwierig an dem ganzen Projekt.
Grundsätzlich – und das vielleicht auch, warum wir jetzt nicht gegen das Projekt gestimmt haben – verfolgen wir allerdings in dieser Stadt schon eine Strategie, dass wir meinen, dass gerade auch der kulturelle Bereich, auch der Medienbereich, der kreative Bereich in dieser Stadt gestärkt werden muss – also einmal aus gesellschaftspolitischer Sicht. Aus unserer Sicht ist das auch etwas, was eine Metropole ausmacht, oder Hamburg als Metropole: ein kreativer Ort, wo Menschen unterschiedlicher Kulturen und auch Herkünfte und unterschiedlicher Ansätze zusammenkommen und leben. Da halten wir Kultur und Wissenschaft und Kreativität für einen ganz wichtigen Bereich, den wir auch stärken wollen.

Also nicht immer nur alles Geld in den Hafen stecken und Containerterminals bauen, was sicher wichtig ist. Aber da wollen wir in den nächsten Jahren auch dran arbeiten, dass wir glauben, auch der kulturelle Bereich muss gestärkt werden. Das wäre vielleicht ein Link zu meinem Ressort, dass dies ja auch nicht nur etwas gesellschaftspolitisch- oder geistespolitisch-kulturpolitisch Wichtiges ist, sondern wir glauben auch, dass Kultur und angrenzende Bereiche – Medien, Film, Fernsehen – eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen, und auch spielen können. Wir haben hier ja erstmalig so einen Medien-Wirtschafts- oder Kultur-Wirtschaftsbericht eingefordert, wo solche Zusammenhänge mal deutlich gemacht werden – woran man auch sieht, dass Kultur nicht nur immer ein Kostgänger ist und die harten Fakten in einer Stadt woanders liegen. Das sehen wir nämlich anders, und darum finden wir eigentlich ein Schifffahrtsmuseum durchaus begrüßenswert, auch die Elbphilharmonie und ähnliche Sachen – das wären Investitionsprojekte, die wir für sinnvoll halten. Aber dieses konkrete Projekt, so wie es jetzt ausgestaltet ist, da haben wir also Probleme mit, und darum haben wir dem dann auch nicht zugestimmt.
Und Sie hatten ja, glaube ich, noch nach der Person von Herrn Tamm gefragt …

KB: … der ja nun eine schillernde Hamburger Persönlichkeit ist …

JK: … das ist mit Sicherheit so. Also, gerade als eine Partei, die aus linken Bewegungen hervorgegangen ist, die ihre Geschichte oder deren handelnde Personen ihre Geschichte – die älteren jedenfalls – in der 68er Zeit hatten … Da ist der ehemalige Springervorstand Tamm natürlich jemand – oder überhaupt der Springerkonzern als solches nicht unbekannt. Da hat es die eine oder andere Auseinandersetzung inhaltlicher, aber auch richtig handfester Natur in der Vergangenheit gegeben. Das ist für uns natürlich auch ein kritischer Punkt, inwieweit letztendlich mit öffentlichen Geldern eine, aus unserer Sicht, doch sehr fragwürdige Heraushebung dieses Herrn mit seinem Hobby statthat. Insofern sind wir bei diesem Projekt sehr gespalten. Im Grunde finden wir es richtig, wenn die Stadt sich mehr um solche Projekte kümmert. Das wollen wir eigentlich in Zukunft auch befördern, aber diese konkrete Ausgestaltung fanden wir doch auch schwierig. Deshalb haben wir dem Projekt auch nicht zugestimmt und den Weg der Enthaltung gewählt, als es um die Entscheidung ging.

KB: Möchten Sie, dass ich Ihnen noch einmal einzelne Aspekte der Anti-Tamm-Aktion erläutere?

JK: Gerne.

KB: Ich habe das etwas zugespitzt vorbereitet und trage es Ihnen mal vor – Die Aktion “Tamm-Tamm“ ist eine Aktion, die sich prinzipiell gegen die Errichtung des Tamm-Museums im Kaispeicher B der HafenCity wendet. Sie wendet sich dagegen, dass es eine mietfreie Überlassung des Gebäudes gibt und dass es diese Überweisung von 30 Mio Euro gegeben hat zum Ausbau und Aufbereitung der Sammlung. Sie wendet sich gegen die öffentliche Zurschaustellung der Exponate, die größtenteils der Kategorie “Militaria“ zuzurechnen sind und einen unübersehbaren Schwerpunkt auf Kaiserreich und Nazi-Zeit legen.
Wir haben uns vor kurzem in einer kleinen Gruppe durch die Sammlung führen lassen, ich habe das also mit eigenen Augen sehen können, – und es war noch schlimmer, als es in diesem kleinen Heftchen geschildert wird. Wahrscheinlich nicht nur der Enge und der Dichte der Exponate wegen, sondern auch, wie da plötzlich Hakenkreuz-Ansammlungen in verschiedenster Form zu sehen waren, wie Sammlungsschwerpunkte zu sehen waren. Dass man – wie Herr Tamm ja auch gesagt hat – Seefahrtsgeschichte der letzten 3000 Jahre dokumentiert hat … es stand auch irgendwo ein uraltes Modellschiff rum, aber das sagt natürlich nichts darüber aus, dass es nicht an anderen Stellen diese deutlich sichtbaren Sammlungsschwerpunkte gab, die auch eine Aussage machen, was die Sammlungsvorlieben eben des Herrn Tamm angeht. Soviel dazu.

Und die Aktion wendet sich eben auch gegen die Art und Weise – oder: wundert sich über die Art und Weise, wie dieses Bewilligungs- oder Zustimmungsverfahren verlaufen ist.
Was auffällt, ist ja, dass eigentlich erst durch diese Tamm-Tamm-Broschüre, die vom Informationskreis Rüstungsgeschäfte herausgegeben worden ist, dieser ganze Vorgang an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Vorher hat es wenig Presse, und wenn, dann unkritische Presse gegeben. Und jetzt, langsam, seit diese Aktion angelaufen ist – die Broschüre hat sich übrigens zum Bestseller entwickelt –, gibt es also vermehrt kritische Stimmen, die diesen ganzen Prozess hinterfragen.
Wir sind der Meinung, dass dieser Privatsammler seine Exponate, die er da nach Lieben und Vorlieben gesammelt hat, gerne zeigen darf – die Sammlung ist ja öffentlich zugänglich, dort, wo sie momentan steht. Aber es geht nicht, dass die Stadt sich dafür verantwortlich fühlt, der beengten Sammlung jetzt den nötigen Platz zu verschaffen und – Sie haben es gesagt – der Sammelwut eines Einzelnen Rechnung zu tragen, weil er eine bekannte Persönlichkeit dieser Stadt ist und einflussreich obendrein.
Wir sind auch der Meinung, wie es in der Broschüre steht, dass Schifffahrt und Hamburg natürlich irgendwie zusammengehören, dass aber alle Hamburger Museen oder viele Hamburger Museen … über entsprechende Exponate verfügen. Die Kunsthalle, das Altonaer Museum und das Museum für Hamburgische Geschichte, die ja auch in der Vergangenheit für Ausstellungen bei Herrn Tamm ausgeliehen haben. Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn Herr Tamm als Leihgeber für durchdachte und gut konzipierte Ausstellungen fungiert.
Peter Tamm ist ein politisch rechts außen stehender Mensch, der außerdem Besitzer mehrerer Verlage ist – das war auch in der Broschüre erwähnt –, die sich in der Vergangenheit als sehr rechtslastig erwiesen haben und auch heute nicht unbedingt – wenn man die Publikationslisten verfolgt – der demokratischen Mitte anzugehören scheinen und die ein recht merkwürdiges Geschichtsbild vermitteln. Es wundert darüber hinaus – das ist ein weiterer Rahmen –, dass die Bundeswehr mit diesen Verlagen eng zusammenarbeitet und diese Verlage heute noch Handbücher für Bundeswehrsoldaten herausgeben, die eben auch benutzt werden. Diese Verflechtungen, denke ich, sind nochmal ein Problem für sich.
Ziel der Aktion ist es letztendlich, zu verhindern, was noch zu verhindern geht.
Wenn Sie jetzt einverstanden sind, dann würde ich meine vorbereiteten Fragen durchgehen. Einige Punkte werden sich da wiederholen, die Sie im Vorfeld bereits angesprochen haben. Vielleicht kann man die dann noch etwas zuspitzen, noch etwas hinzufügen und noch einmal schauen, was genau da eigentlich passiert ist.
Sie sind seit 2002 Mitglied der Bürgerschaft …

JK: Genau.

KB: Sie haben, wie Sie bereits sagten, das Verfahren um diese Museumsgeschichte mitverfolgen können. Am 12. Februar 2004 fand die Abstimmung statt, im Januar war das Museum beschlossen worden, und am 26. Februar – also kurz nach der Abstimmung – startete die neue Wahlperiode. Wenn man das so liest, dann sieht es so aus, als wäre dieses Mammutprojekt kurz vor Auflösung der alten Bürgerschaft irgendwie noch durchgedrückt worden. Denn das ist ein Verfahren, wenn man es von den Daten her so sieht, das sehr schnell verlaufen ist. Andere Projekte brauchen Jahre, um diesen Prozess zu durchlaufen. Es sieht danach aus, als wäre es gepuscht worden. Wie sehen Sie das?

JK: Den Eindruck kann man mit Sicherheit gewinnen. Es ist schon ungewöhnlich, dass kurz vor einer neuen Wahl eine so große Investitionsentscheidung getroffen wird, die ja vorher parlamentarisch nicht sonderlich ausführlich beraten worden ist – das muss man ja schon sagen.
Also ich erinnere damals die Beratung, wobei ich ehrlicherweise dazu sagen muss, in so einer Fraktion arbeitet man ja sehr arbeitsteilig – sage ich mal so. Also man hat Ressorts, die sind für bestimmte Sachen zuständig, die, wenn dann die Sachen aufgerufen werden, wird da auch referiert und es wird zu den Punkten auch deutlicher diskutiert – aber man schafft es einfach nicht, angesichts der Breite der ganzen Themen, die abgehandelt werden, in den vielen anderen Ressorts, für die man nicht zuständig ist, ganz tief einzusteigen.

Was ich aber von damals erinnere, ist im Grunde genommen, dass diese Kritik in Richtung Militaria und ähnliche Sachen damals gar keine Rolle gespielt hat, sondern es ging eher in die Richtung, na ja da ist so ein privater Herr, der hat da ganz wild gesammelt, hat da irgendwie Tausende von Sachen, eine riesige Quantität an Sachen und, was für einen Wert hat das eigentlich. Das, weiß ich, war damals eher der Diskussionsschwerpunkt. Und das ist allerdings auch nie so richtig thematisiert worden oder ausdiskutiert oder vertieft worden. Also, das ging dann alles sehr schnell. Und da hatte man schon den Eindruck, dass natürlich Schwarz-Schill-und-FDP-Senat das Projekt haben wollten. Es war eigentlich immer eher im Vordergrund, das das etwas Tolles ist für den Tourismus und ähnliche Sachen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass auch die politischen Verbindungen und eine politische Nähe in bestimmten Kreisen mit Sicherheit eine Rolle gespielt haben. Und da ist mit Sicherheit versucht worden, Fakten zu schaffen, weil zu der Zeit ja noch nicht so ganz ersichtlich war, was bei der Wahl passieren würde – ob es dann zu einer absoluten Mehrheit kommt oder wie die Konstellationen sein werden. Also sind mit Sicherheit Fakten geschaffen worden, und das ist eigentlich schlechter parlamentarischer Stil, das muss man schon sagen, weil es ja – wie gesagt – auch um eine ganze Menge Geld geht. Also diese 30 Millionen, dann die Mietfreiheit für ein öffentliches Gebäude auf unabsehbare Zeit und dann noch nicht mal sicher, ob die Betreibskosten überhaupt erbracht werden können. Da werden ja nicht nur zukünftige Parlamente, sondern auch die Bürger in Zukunft stark belastet, und das in so einem Hauruck-Verfahren – das fand ich, oder das fanden wir auch schon damals nicht in Ordnung und haben das eigentlich auch kritisiert. Dass jetzt im Nachhinein auch noch ein anderer inhaltlicher Schwerpunkt der Kritik aufgetaucht ist, das hat mich erstmal überrascht, aber – wie gesagt – so intensiv befasst hatte ich mich damit auch nicht. Ich finde es allerdings auch ganz gut, dass diese Punkte jetzt thematisiert werden.


KB: Die GAL hat sich enthalten. Sie hat sich – ich sage mal – nur enthalten. Sie hat keine Gegenstimme abgegeben, sie hat nicht mit Nein votiert, es gab keinen Protest. Sie haben vorhin gesagt, so ein Museum ist auch gut, und das muss auch nach Hamburg … Warum hat es nur eine Enthaltung gegeben? Warum haben Sie persönlich sich der Stimme enthalten? Warum hat es keinen Protest gegeben? Lag es an den Inhalten, die nicht bekannt waren, lag es an der Arbeitsteilung?

JK: Also zum einen, das habe ich ja eben auch schon ein bißchen angedeutet, hat dieser Schwerpunkt dieser Sammlung im Bereich Militaria damals keine große Rolle gespielt. Ich weiß gar nicht, wie viele aus unserer Fraktion sich zu dem Zeitpunkt die Sammlung angesehen hatten. Also, ich meine, wenn man vorher nicht sonderlich an Schifffahrts- und Seefahrtsgeschichte interessiert war, dann war da einfach keiner drin, und das Verfahren ging ja auch so schnell, dass, glaube ich, praktisch die Wenigsten von uns dann einfach noch mal versucht haben, sich das vorher anzugucken. Unsere Rückmeldung, die ich damals eben hatte, war, das ist ein Sammelsurium an Zeugs, und im Grunde genommen muss man sich da mal überlegen, wie man daraus eigentlich ein richtiges Museum machen kann, und da ist die Konzeption noch nicht so ganz klar. Insofern war also diese Stoßrichtung der Kritik, die jetzt heute kommt, hat damals keine große Rolle gespielt. Ich erinnere, dass damals gesagt wurde: gut, da steht auch eine Menge mit Kanonen und so ein Zeug rum. Das wurde erwähnt, dass das auch mit dabei ist, aber eine gewisse Ausrichtung oder Schwerpunkt, eine Dominanz, das war mir zumindest damals nicht bewusst, und ist, soweit ich das erinnere, bei unserer Debatte in der Fraktion auch nicht thematisiert worden. Das, denke ich, war der eine Punkt. Wenn das damals schon so in der Öffentlichkeit gewesen wäre, dann hätte das bei uns sicher auch kritischere Punkte gegeben. Andererseits – und dazu stehe ich auch durchaus – glaube ich schon, dass es richtig ist, einfach auch im kulturellen Bereich mehr zu investieren in der Stadt. Und das ist immer schwierig. Und wenn dann mal ein Projekt kommt, wo man die Konzeption erstmal nicht in Ordnung findet – vielleicht kann man daran ja auch in Zukunft arbeiten –, dann liegt es eigentlich nahe, dass man dann sagt, also wir machen jetzt keine Fundamentalopposition, sondern machen deutlich, dass das, was da jetzt so abläuft, wir im Moment nicht für zustimmungsfähig halten. Aber grundsätzlich ein solches Projekt zu starten, das war damals in der Fraktion durchaus nicht umstritten.
Ich erinnere allerdings auch, dass es da schon angesichts der Höhe der Investionen bei uns Diskussionen gegeben hat. Aber letztlich ist es, glaube ich, wirklich so gewesen – das Kulturressort fand es auch erstmal gut, dass es ein Projekt in der Größenordnung in Hamburg geben wird, und das Hauruck-Verfahren hat einfach auch dazu geführt, dass man sich als Fraktion selber gar nicht so ein richtiges Bild machen konnte, was da jetzt verabschiedet wird. Und dass das eigentlich ein Projekt ist, gegen das man Widerstand leisten müsste, das war uns damals, glaube ich, weitestgehend – jedenfalls mit dem Sammlungsschwerpunkt, war uns nicht bewusst. Wenn das damals bekannt gewesen wäre, dann wäre die Debatte mit Sicherheit auch anders gelaufen.
Ob man dann das Projekt grundsätzlich ablehnt und sagt, das wollen wir gar nicht haben, oder ob darauf hinwirkt und sagt, diese Schwerpunkte darf es einfach in diesem Museum nicht geben – das wäre für mich noch eine offene Frage. Aber – wie gesagt – das hat damals nicht statt gefunden, und letztlich waren wir auch in der Opposition und nicht in der Lage, es zu verhindern. Grundsätzlich die Entscheidung damals habe ich nicht als kritisch empfunden.

KB: Eine letzte Frage noch zum Abstimmungsverfahren, mit der ich zu dem Kulturbegriff überleiten möchte, der hier eigentlich im Raum steht – In der Sitzung am 28. Januar letzten Jahres haben Sie unter TOP 26 ausführlich zu Wort gemeldet, wo es um die Absicherung von Tarifen ging. Unmittelbar nach Ihnen, unter dem nächsten Punkt ging es um das Tamm-Museum. Ich nehme an, Sie sind in der Sitzung anwesend geblieben und haben das verfolgen können. Da hatte sich Willfried Maier als GAL-Vertreter im Kulturausschuss zu Wort gemeldet und die Einwände vorgetragen: Besucherzahlen als Einkommensquelle, das unzureichende Stiftungsvermögen und der “Absolutismus“ der Stiftungssatzung. Gleichzeitig hat er die Notwendigkeit des Museums in und für Hamburg herausgestrichen, einen Konsens, den es darüber zweifelsfrei gäbe, betont und Herrn Tamm damit auch sein Vertrauen ausgesprochen.

JK: Hat er das explizit gemacht oder schließen Sie das daraus?

KB: Wir müssten das jetzt anhand der Plenarprotokolle nachlesen.

JK: Das erinnere ich jetzt einfach nicht mehr. Also, dass Herr Maier Herrn Tamm explizit das Vertrauen ausgesprochen hätte, das sollte mich überraschen.

KB: Es war ja noch die Drohung im Raum, dass Herr Tamm seine Sammlung aus Hamburg auslagern könne. Und, wenn ich jetzt das Protokoll richtig erinnere, ging es bei dieser Vertrauensgeschichte darum, dass Herr Maier Herrn Tamm nicht zutraute, trotzdem er sozusagen Alleinherrscher über seine Sammlung ist, dass er eben diese Sammlung aus Hamburg abzieht.

JK: Ach so, ok.

KB: Das war der Zusammenhang. Ich werde das aber nochmal nachschauen. Wie stehen Sie – im Nachhinein – zu dieser Aussage von Herrn Maier?

JK: So wie Sie es mir gerade geschildert haben, war es ja im Grunde genommen der Hinweis darauf, es bestehe aus unserer Sicht im Moment keine Notwendigkeit sich da erpressen zu lassen oder ungemäße Eile walten zu lassen. Damit ist ja, glaube ich, damals auch in der Öffentlichkeit versucht worden, dieses Hauruck-Verfahren zu erklären – so nach dem Motto: um Gottes Willen, sonst geht der irgendwo anders hin, das wäre doch ganz schlecht für uns. Also da interpretiere ich das eher so, dass Herr Maier gesagt hat: Das glaube ich jetzt erstmal nicht, dass der gute Mann weggeht. Die gewisse Stellung, die er ja auch in der Gesellschaft hat, ist in Hamburg ja sicher auch wesentlich stärker als in anderen Städten, wobei, wenn man mit so einer Sammlung in einer anderen Stadt aufläuft, man sicher auch mit offenen Armen empfangen würde – wahrscheinlich. Davon kann man, glaube ich, ausgehen. Also grundsätzlich denke ich, so wie Willfried Maier damals geredet hatte, war schon auch ein großer Schwerpunkt auf der finanziellen Geschichte. Das ist aus meiner Sicht auch, wenn es um 30 Millionen und eine ganze Menge an Mietverzicht geht, eine richtige Schwerpunktsetzung. Und, wie schon gesagt, diese autokratische Stellung von Herrn Tamm in einem öffentlich geförderten Museum, dass wir das nicht angemessen fanden. Insofern lag ich da eigentlich ganz auf der Linie von Herrn Maier, muss ich ehrlich sagen. Ich kann mich eigentlich auch nicht daran erinnern, dass damals sehr stark über die inhaltliche Ausrichtung der Sammlung überhaupt geredet wurde. Aber das mag dran liegen, dass ich dann einfach auch so tief in dem Thema nicht drin war und – wie Sie ja schon hingewiesen haben –, ich wusste das jetzt gar nicht mehr, dass ich direkt vorher geredet habe – Wenn man vorher eine Debatte hat, dann ist es natürlich auch so, dass man dann erstmal mit seinem Thema sehr beschäftigt ist und – gerade auch, wenn es ein fachfremdes Thema ist, mit dem man sich nicht wahnsinnig beschäftigt hat – dann ist das auch nichts, wo man jetzt wahnsinnig stark dabei war.

KB: Ich möchte jetzt auf die Frage des Kulturbegriffs zu sprechen kommen. Dem Großprojekt HafenCity und insbesondere in Zusammenhang mit der HafenCity-Universität, die da ja geplant ist, hat die Künstler/innen-Gruppe “HafenCity Universitas“ vorgeworfen, dass die Planungsprozesse sich durch Inhaltslosigkeit auszeichnen. Es werde lang und breit über Finanzen und Stellenbesetzungen diskutiert, nicht aber über Lernkonzepte und soziale Prozesse. Dies trifft ebenso für das geplante Tamm-Museum zu – wie Sie selbst es ja auch geschildert haben, und auch die GAL hat sich eben wesentlich nur für die Finanzierung interessiert. Mit ihrer Enthaltung bzw. damit mit ihrer Zustimmung eigentlich unterstützt die GAL …

JK: Ne, das ist nicht das gleiche …

KB: Gut – mit ihrer Enthaltung, die letztendlich zur Bewilligung aber auch geführt hat, unterstützt die GAL ein Kulturverständnis, dessen Maßstab nurmehr in der Quantität besteht – in Besucherzahlen und Quoten, in dem, was erwirtschaftet wird. Und dazu passt, dass zunehmend hier in Hamburg – das lässt sich über die letzten Jahre auch verfolgen – populistische Großprojekte durchgesetzt werden. “Kultur“ ist in Hamburg zu einem Marketing- Faktor geworden, mit dessen Hilfe sich die Stadt selbst als “Marke“ zu verkaufen sucht. Sie selbst haben es vorhin angesprochen – die GAL will zeigen, dass Kultur nicht nur kostet, sondern auch erwirtschaften kann. Können Sie als Wirtschaftsfachmann nochmal sagen: In welcher Beziehung stehen für Sie Wirtschaftspolitik und Kulturpolitik? Denn “Kultur“ kann mehr sein, sollte mehr sein, ist auch in Hamburg mal mehr gewesen als nur ein Standortfaktor – ein Standortfaktor in dem Sinn, dass er Besucher anziehen soll, dass er Geld bringen soll, also auf einer reinen Verkaufsebene.

JK: Gut, das sind ja eigentlich zwei Ebenen. Ich selber kann für mein Ressort, das Wirtschaftspolitische, sprechen, weil das natürlich in der Arbeitsteilung meiner Fraktion auch meine Aufgabe ist.
Grundsätzlich würde ich aber gerne doch noch mal widersprechen wollen. Also, wenn man einem Projekt nicht zustimmt, sondern sich enthält, dann setzt man dieses Projekt nicht durch. Und dann steht man auch nicht inhaltlich hinter dem Projekt, sondern man sagt, wir finden grundsätzlich ein Projekt in dieser Art und Weise richtig, aber so, wie es gemacht wird, ist es nicht in Ordnung, und darum können wir das nicht unterstützen. Also insofern ist das schon eine deutliche Kritik, ist aber keine Fundamentalopposition.

Und das habe ich Ihnen ja vorhin auch geschildert, dass ich das grundsätzlich auch für falsch hielte. Kann ich Ihnen jetzt wirtschaftspolitisch begründen, würde aber gerne vorwegschicken, dass mit Sicherheit – sag ich mal – unser Kulturbegriff in der GAL nicht wirtschaftspolitisch geprägt ist. Also, das ist jetzt meine Aufgabe, mich in der Politik um Wirtschaft zu kümmern, und da hat natürlich Kultur aus meiner Sicht auch gewisse Effekte, aber das ist bei uns in der Partei nicht das Entscheidende. Darum würde, wenn man jetzt nur meinen Ausführungen lauscht, ein falscher Eindruck entstehen, weil ich jetzt eben halt vorrangig zu den wirtschaftspolitischen Dingen etwas sagen würde …

KB: Es geht darum, so wie dieses Projekt durchgekommen ist, da steht ein Kulturbegriff dahinter, der eben ökonomisch, wirtschaftlich orientiert ist. Das ist der Knackpunkt, um den es mir hier geht.

JK: Sicher, das ist ein Baustein in der ganzen Reihe von Glanz-und-Gloria-Projekten, mit denen dieser Senat – also der CDU-Senat und vorher der Schwarz-Schill-Senat – versucht haben, Standortpolitik zu betreiben. Das ist ganz klar. Und das ist natürlich ein sehr begrenzter und eingeschränkter Kulturbegriff. Also, sag ich mal, unsere Kulturpolitiker … oder auch gesellschaftspolitisch kann man, finde ich, Kultur nicht auf so etwas reduzieren. Das würde auch ich als Wirtschaftspolitiker nicht gut finden. Vielleicht nur noch mal – als Wirtschaftspolitiker sehe ich aber natürlich schon, dass es auch solche Projekte geben muss, die sozusagen wirtschaftlich sind.

KB: Hat sich von der GAL-Fraktion jemand die Tamm-Sammlung angeschaut? Peter Tamm hat in einem Interview des Deutschlandradios vom 15.08.2005 behauptet, alle Parteien seien in seinem “Institut“ gewesen und hätten sich die Sammlung angesehen.

JK: Willfried Maier hat sie mit Sicherheit gesehen, ich weiß jetzt nicht, ob vor oder nach der Entscheidung. Und – das sage ich nicht nur, weil Sie jetzt hier sitzen – aber ich hatte halt neulich auch mal mit Willfried Maier im Nachhinein über diese Entscheidung gesprochen und hatte mir da auch vorgenommen, mir das jetzt selbst anzugucken. Weil – einerseits finde ich es gut, wenn Bürger auch den Finger in eine offenen Wunde legen und sagen, so und so geht etwas nicht. Darum fand ich Ihre Broschüre auch erstmal ganz informativ und interessant. Aber in der Regel, wenn es dann auch solche kontroversen Sachen sind, dann mache ich mir doch lieber selbst ein Bild. Das habe ich bisher halt noch nicht tun können, bin jetzt leider auch mitten im Wahlkampf. Insofern, muss ich sagen, hat mir ja Ihre Anfrage erstmal nicht so ganz gepasst, wenn ich ehrlich bin …

KB: Das glaube ich Ihnen gerne …

JK: … nicht, weil das Thema nicht wichtig wäre, aber ich bin im Moment mit Terminen wirklich sehr voll, weil ich ja auch Direktkandidat und Listenkandidat für den Bundestag bin. Man hat dann halt auch viele Termine. Aber für die nächste Zeit ist das sicher etwas, das ich mir noch angucken muss, weil das sicher auch für meine Arbeit wichtig ist, wie ich finde, und wir dann vielleicht auch nochmal eine Neupositionierung in der Fraktion anstreben sollten.

KB: Bisher war es so, dass jedes Museumsvorhaben ein stichhaltiges Konzept vorlegen musste, um Gelder bewilligt zu bekommen. Bei Herrn Tamm war das nicht so. Das vorgelegte Konzept ist inhaltlich vage und dürftig. Es ist durch durch Auslassungen gekennzeichnet. Zum einen werden in den Titeln der geplanten Abteilungen militärische Bezüge vermieden, um in der Beschreibung dann als ein Bereich verkauft zu werden, der “natürlich“ dazugehört, wenn man über Maritimes spricht. Zum anderen ist zwar der Handel bzw. die Handelsschifffahrt ein Thema; nicht jedoch die Zusammenhänge mit Kolonialismus, Sklaverei oder der weltweiten Ausbeutung von Rohstoffen. Die ganze problematische Seite taucht in dieser Konzeptskizze, wie sie vorgelegt wurde, nicht auf. Wie können Sie es sich erklären, dass so ein Konzept durchgehen konnte. Liegt das an dem ganzen Verfahrensvorgang, über den wir ja nun auch wiederholt gesprochen haben, oder liegt es an der Person von Herrn Tamm, oder liegt es an dem Einfluss bestimmter Politiker. Nur nebenbei, es war ja nicht nur eine CDU-FDP-Schill-Angelegenheit. Auch Ortwin Runde ist ja mit Peter Tamm über einen neuen Standort für seine Sammlung im Gespräch gewesen. Welche Erklärung haben Sie dafür, dass so ein vages Konzept einfach durchging?

JK: Also, da fragen Sie irgendwie den falschen. Da kann ich jetzt nur darüber spekulieren, was sich die anderen dabei gedacht haben.

KB: Ich frage Sie nach Ihrer Spekulation. Ich fordere Sie zum Spekulieren auf.

JK: Das kann ich gerne tun. Na gut, oder zur politischen Einschätzung, wobei das dann natürlich auch immer parteipolitisch gefärbt ist. Also mein Eindruck ist ja, dass dieser Senat schon sehr stark Glanz-und-Gloria-Projekte in den Vordergrund stellt, es ihm da immer auf den vordergründigen Effekt ankommt und bei den meisten Projekten inhaltlich dann schon gar nicht mehr so interessiert ist. Also, das große Projekt, die große Schlagzeile, die fröhliche Ankündigung, die ersten Zeitungsberichte, und dann – habe ich den Eindruck – ist dieser Senat an vielen Sachen auch gar nicht mehr so interessiert. Eine ganze Menge von diesen Großprojekten bestehen bisher ja auch nur aus Ankündigungen – also nicht dieses Projekt, das ist wirklich entschieden und da ist Geld reingesteckt worden. Aber eine ganze Reihe anderer Punkte, da wird ja schon seit vielen Jahren drüber geredet, als ob es sie schon gäbe. Ich habe da so den Eindruck, als ob dieser Senat verdammt gut im Marketing ist und auch sehr stark auf Marketing-Effekte setzt, aber häufig inhaltlich und fachlich nicht in der Lage ist, dann bestimmte Ideen oder Visionen auch zu unterfüttern und daraus etwas Vernünftiges zu machen. Insofern finde ich das bei diesem Projekt auch relativ symptomatisch, dass man einerseits stolz ist und sagt, wir haben jetzt endlich die größte Sammlung und stecken da 30 Millionen rein, und endlich passiert mal was. Und was dann in diesem Gebäude selber passiert, das interessiert schon gar nicht mehr, weil das ist dann ja auch egal. Die Schlagzeile ist da, der Glanz-und-Goria, man hat’s – na gut, und dann sollen die Fachleute da irgendwie … oder Interessierte so … – und das scheint dieser Senat dann nicht zu sein. Insofern würde ich sagen, so wie dieses Konzept jetzt durchgegangen ist, entspricht das aus meiner Sicht vielfach dem, wie dieser Senat arbeitet und wie er denkt.
Da würde ich vielleicht auch sagen – also ich will jetzt nicht für Herrn Runde oder andere sprechen –, aber ich glaube, was ich ja auch vorhin gesagt hatte, die Idee eines solchen Museums hat sicher mehrere Unterstützer gehabt, auch parteiübergreifend – was aber nicht bedeutet, dass Herr Runde oder andere in diesem Konzept, in dieser Art und Weise das so gemacht hätten, wenn sie selber vielleicht hätten bestimmen können. Und das war ja auch einer unserer Kritikpunkte, also einmal die autokratische Stellung von Herrn Tamm und zum anderen, damals war es einfach der Diskussionsstand, ob dieses Sammelsurium überhaupt museumswürdig ist. Oder hat da jetzt einer 35000 Modelle oder so gesammelt und das ist ganz toll, weil das ganz viele sind, und das wars dann. Also das war damals schon und da mags vielleicht auch sein … – also ich nehm das jedenfalls bei uns in der Fraktion auch wahr, das da … – das war vielleicht wirklich dem Verfahren auch geschuldet, dass da die inhaltliche Debatte nicht so ausführlich und lang genug geführt werden konnte, dass man dann vielleicht auch eher gesagt hat, es geht so auch wirklich gar nicht. Da merke ich schon, dass bei uns da im Nachhinein so ein bisschen Unbehagen bei so manchen in der Fraktion ist.

KB: Zum Punkt Finanzen und Demokratie – die Tamm-Stiftung hat ja nun diese 30 Millionen Euro genehmigt und überwiesen bekommen, gleichzeitig verkündet aber ein Finanzsenator Peiner, dass Hamburg vor der Pleite stehe. Es werden die Zuwendungen für essenzielle städtische Kultur- und Bildungseinrichtungen reduziert, die Geschichtswerkstätten laufen fast auf Null, die Filmförderung ist drastisch gekürzt, den Volkshochschulen wird das Budget gekürzt, Kitas stehen auf der Kippe, Schulen sollen geschlossen werden, Studiengebühren drohen. Es gibt eine ganze Reihe von Punkten, die Liste könnte man fortsetzen. Wie ist dieser Widerspruch zu erklären?
Wenn es heißt, Kultur soll auch erwirtschaften – auch wenn das ein Aspekt unter vielen ist –, da würde ich dagegenhalten, dass diese ganzen Projekte, denen die Gelder gestrichen oder drastisch gekürzt werden, ja nur auf den ersten Blick vielleicht Einrichtungen sind, die Geld kosten, denn es kommt ja dabei auch etwas raus. Die leisten ja einfach sehr wichtige Arbeit, auch für Hamburg als Standort. Sie zeigen, dass hier etwas passiert, dass hier kreatives Potenzial ist, was jenseits von Senatsgenehmigungen funktioniert, dass hier auch kritische Stimmen funktionieren. Also eigentlich all das, was eine lebendige Stadt ausmacht, wo “Kultur“ nicht nur ausgestellt wird und dann wird die Fassade glattgebügelt, sondern da bewegt sich was – etwas, das mittelfristig seine Auswirkungen zeigt. Die zeigen sich in den Qualifikationen, die zum Beispiel Erstklässler mitbringen, wenn sie in die Schule kommen, oder darin, dass Filme auf Festivals Preise bekommen – dass Berühmtheiten produziert werden, die sagen: Hallo, ich komme aus Hamburg. Es hat ja auch mal eine andere Zeit in Hamburg gegeben, wo zum Beispiel Kunst im öffentlichen Raum eine sehr große Förderung erfahren hat, und mit Erfolg erfahren hat.

Also, wie erklären Sie sich den Widerspruch, und wo kommen diese 30 Millionen plötzlich her?


JK: Ja, gut, das ist jetzt wirklich ein ganz zentraler Bereich, wo die politische Auseinandersetzung in dieser Stadt tobt, seitdem dieser Senat dran ist, weil dieser Senat diese Schwerpunkte einfach so setzt. Und damit hat er durchaus, sag ich mal, auch eine Kehrtwende zu der rot-grünen Zeit genommen. Das ist auch ein Punkt, wo es viele Auseinandersetzungen in der Bürgerschaft und in der öffentlichen Debatte gibt, und wo wir versuchen, eine kritische Öffentlichkeit dafür herzustellen. Also, letztlich muss man wirklich sagen, der Senat redet ja immer davon, sparen sei notwendig, weil die Haushaltslage so schlecht ist, und das trifft dann alle Bereiche, und dann muss man leider Gottes auch im sozialen und kulturellen Bereich einschneiden. Das ist ja aber letztendlich gar nicht richtig, wenn man sich wirklich anguckt, wie dieser Senat Haushaltspolitik betreibt, muss man ja feststellen – obwohl die Einnahmen wegbrechen, das stimmt, hat dieser Senat die Ausgaben erhöht. Im Gegensatz zu seiner Wir-müssen-sparen-Lyrik, womit er dann seine Kürzungen vornehmlich im sozialen Bereich immer versucht zu rechtfertigen. In der Tat steckt er ganz viel Geld in Glanz-und-Gloria-Projekte.
Es gibt halt das eine oder andere, wo wir sagen würden, das halten wir eher vielleicht sogar für eine Investition, die sinnvoll ist, es gibt aber eine ganze Reihe davon, die wir einfach für überflüssigen Luxus halten und sagen, das ist eine Verschwendung. Für solche Sachen dann im sozialen Bereich einzuschneiden, das geht nicht. Das wäre zum Beispiel die U-Bahn, ein paar hundert Millionen für eine Station, wo man mit einem Drittel der Summe fast die halbe Stadt mit einer Stadtbahn erschließen könnte. Das wären sicher auch solche Sachen, wie der Jungfernstieg. Wir sind alle stolz auf unsere Stadt, aber ob man da ein paar Millionen in eine neue Flaniermeile stecken muss … Das sind dann alles solche Sachen, wo man sieht, das hat eine soziale Schieflage, und das bringt auch das Gefüge dieser Stadt durcheinander. Das geht eigentlich nicht.

Nichtsdestotrotz glaube ich schon, dass es größere Projekte im Kulturbereich geben kann, die man trotz schwieriger Haushaltslagen durchaus auch durchführen sollte, aber das hat bei diesem Senat nicht so die richtige Balance, wie ich finde. Es wird doch sehr hart im sozialen Bereich eingeschnitten ohne Rücksicht auf Verluste und auch in Bereichen, wo ich einfach finde – egal, wie die Haushaltslage ist –, da kann und sollte man das nicht tun. Und dann andererseits solche schicken Sachen, die ja auch immer nur dem Stadtmittelpunkt zu Gute kommen, und Stadtteile, denen es nicht so gut geht und wo Menschen, die auch benachteiligt sind in der Gesellschaft und im Leben, die werden ja völlig vernachlässigt. Das ist ja auch soziale Stadtteilentwicklung. Ähnliche Sachen finden da ja auch nur noch sehr eingeschränkt statt. Das ist natürlich wirklich ein Problem. Das ist einfach diese konservative Ausrichtung, die sagt, wir wollen jetzt etwas für diese Stadt tun und das tun wir durch Großprojekte, und wir investieren dort in die Zukunft, in sehr zweifelhafte Projekte dann zum Teil. Das, glaube ich, passiert zu Lasten des Zusammenhalts der Gesellschaft und auch zu Lasten der Gegenwart.


KB: Würden Sie dem zustimmen, dass es eine Ignoranz eigentlich demgegenüber ist, was Menschen – Kulturschaffende im weitesten Sinne, auch ganz normale Bürger – in Hamburg tun, wie sie ihren Raum gestalten oder gestalten wollen oder wo Motivationen wären oder sind, diesen Raum zu gestalten?

JK: Ja, das glaube ich schon. Das ist natürlich ein sehr zentralistisches, und ich nenne das mal obrigkeitshöriges Konzept. Eine Regierung baut sich ihre Denkmäler für die Zukunft und baut sich selber ein Bild der Stadt, das sie gerne haben möchte und nimmt da keine Rücksicht auf die Bevölkerung oder auf das, was eigentlich in der Stadt passiert oder dann letztendlich sogar zu Lasten gewisser Teile der Bevölkerung geht – und natürlich da dann auch noch der Schwächsten. Da stimme ich Ihnen vollkommen zu, das ist eigentlich nicht akzeptabel.

KB: Wissen Sie, wo die 30 Millionen herkommen?

JK: Ja, meine Güte, das können Sie jetzt bei jedem Projekt fragen – wo kommt das Geld für die Kita von nebenan her … Das kommt aus Steuereinnahmen, aus der Verschuldung, und dann wird das aufgeteilt. Also das läuft ja auch nicht so, dass man sehen kann, da und da ist gestrichen worden, und dann packt man das eins zu eins woanders hin. Sie haben ja einen riesigen Haushaltsplan mit einer Riesensumme, und da müssen Sie schon sehr sehr hart arbeiten, um zu sehen, wo ist jetzt eigentlich was weggenommen worden, was wird wo finanziert.

KB: Ich bin einfach keine Wirtschaftsspezialistin und kenne mich mit parlamentarischen Gepflogenheiten nur oberflächlich aus – deswegen diese ganz naive Frage.
Was passiert, wenn sich nicht genügend Sponsoren finden, die dem Stiftungsvermögen zubuttern, womit ja die laufenden Kosten des Museums gedeckt werden sollen. Was passiert, wenn die laufenden Kosten nicht gedeckt werden können?

JK: Dann wird die Stadt einspringen. Das ist ja nicht das erste Mal, dass so eine Private-Public-Partnership … – wie dieser Senat das immer so nett nennt, wenn er irgendwelche Projekte durchsetzen will, für die er kein Geld hat. Das sind immer irgendwelche Riesensummen, die durch private Sponsoren erbracht werden sollen, und wenn das nicht funktioniert, dann springt dieser Senat immer ein. Und das ist natürlich auch klar. In dem Moment, wo schon mal 30 Millionen geflossen sind, dann kann eine solche Regierung einen gewissen Sachzwang darstellen und sagen, ach Gott, jetzt sind die 30 Millionen weg, jetzt können wir den Laden doch nicht dicht machen. Das ist einerseits zu befürchten.
Andererseits, aus meiner Sicht, läge darin sogar eine Chance – wieder einen staatlichen Einfluss auf die Sammlung und auf die Ausstellung zu bekommen in dem Moment. Wenn es denn so käme, dann wäre das eigentlich nur akzeptabel, dass die Stadt dort einspringt, wenn sie dann auch bestimmt, was dort ausgestellt wird, und was die Sammlungsschwerpunkte wären und wie die Konzeption des Ganzen ist. Das hat ja die Stadt leichtfertigerweise einfach so aus der Hand gegeben, obwohl sie unglaublich viel Geld reinsteckt – also aus meiner Sicht hätte man das von Anfang an gleich festzurren müssen. Also nicht nur dieses vage Konzept, sondern ein richtiges Konzept, und natürlich auch die Überprüfung, welche Sammlungsschwerpunkte denn überhaupt da sind.
Das wäre aus meiner Sicht zwar einerseits bedauerlich, wenn es jetzt so käme, aber andererseits vielleicht im Moment die einzige Chance, wie man – ohne dieses Projekt jetzt zu verhindern – was ich ja verstanden habe, dass Sie das versuchen, da bin ich eher skeptisch, dass das gelingt – also ich wäre dann eher – mag ja sein, dass es gelingt – aber andererseits fände ich es auch spannend, was man eigentlich tun müsste, damit daraus ein richtig gutes Museum wird.


KB: Das wäre eine weitere Option, die durchaus in der Aktion mit drinsteckt – zu schauen, was geht.

JK: Insofern finde ich es auch taktisch ganz klug, erstmal zusagen, wir wollen das nicht haben. Weil dann wäre ein Mittelschritt zu sagen, gut, es bleibt, aber es muss halt anders werden.

KB: Wir stellen die Maximalforderung und gucken dann, was passiert. Und wenn das Museum durchgedrückt wird, dass es dann wenigstens eine Konzeption hat, die diesen Namen auch verdient.
Nochmal zu den Geldausgaben. Welche Rolle spielt dabei vielleicht auch die Person Tamm? Ich fordere Sie jetzt noch einmal zum Spekulieren auf. Denn: Im letzten Jahr hätte die Stadt die Möglichkeit gehabt für “nur“ 150 000 Euro den gesamten Bestand des St. Pauli-Museums von Günter Zint aufzukaufen mit mehr als einer Million Ausstellungsstücken, Dokumenten und Fotos zur Kiez-Geschichte. Und so ein Kiez-Museum wäre ja nun für Hamburg – die Reeperbahn ist ja weltweit bekannt – absolut spezifisch gewesen, wäre etwas Besonderes und eine Touristenattraktion gewesen. Sie hätte in diesem Rahmen also genau die gleichen Qualitäten, wie es für das Tamm-Museum ausgesprochen worden ist. Warum hat es dafür kein Geld gegeben? Liegt das an der Person Tamm, an deren gesellschaftlichem, politischem, vielleicht auch finanziellem Einfluss?


JK: Ich glaube, das sind zwei Punkte. Einmal ist es schon, dass Herr Tamm einfach durch seinen gesellschaftlichen Einfluss und seiner politischen Nähe zu der jetzigen Regierungskoalition einen gewissen Einfluss hat, und die Stadt – nein, der Senat natürlich – sich da erkenntlich zeigen will oder sich vielleicht sogar zukünftig des Wohlwollens des Springerkonzerns weiter versichern will, der ja über die Regierungspolitik hier in dieser Stadt mit einem Fast-Monopol in der öffentlichen Meinung sehr unterstützend wirkt. Das unterstelle ich einfach mal, dass das eine Rolle spielt. Inwieweit Herr Tamm jetzt wirklich direkte Beziehungen zum Senat hat … – da gehe ich einfach mal von aus, ohne dass ich das belegen kann.
Der zweite Punkt ist, glaube ich allerdings – gerade im Vergleich auch zu dieser Kiez-Sammlung, dass das wahrscheinlich nicht so sehr den Vorstellungen einer konservativ-bürgerlich geprägten Vorstellung von Hochkultur entspricht, sondern eher in die Schmuddelecke gehört. Aus wirtschaftpolitischer Sicht kann ich nur sagen, würde ich Ihnen da vollkommen zustimmen. Das wäre mit Sicherheit ein Riesenmagnet und würde der Stadt wirklich viel bringen, weil man da auch eine Stärke der Stadt weiter stärkt. Das ist eigentlich immer ganz klug. Aber mit Sicherheit ist das einfach ein Bereich, den dieser Senat … das passt nicht in dieses Glanz-und-Gloria – schmuddelige Erotik- und was-auch-immer–Vergnügungsviertel. Insofern hat mich das nicht überrascht, dass sich der Senat auf das eine gestürzt und das andere links liegen gelassen hat, obwohl mit Sicherheit bei dieser Kiez-Sammlung das Preis-Leistungs-Verhältnis wirklich unschlagbar gewesen wäre.


KB: Noch eine Frage zu parlamentarischen Vorgängen. Die damalige Kultursenatorin Horáková hatte im Juni 2003 bereits die Bereitstellung der ersten Rate von 15 Mio Euro für das Tamm-Museum im Kulturhaushalt 2004, der noch zu beschließen war, angekündigt. Die Zustimmung der Bürgerschaft für das Museum erfolgte aber erst im Februar 2004. Ist es eine übliche Vorgehensweise? Wenn nicht, wie wäre das übliche Procedere?

JK: Ja, das ist doch eher üblich. Denn das, was die Frau Horáková ja gesagt hat: Ich als Verantwortliche möchte einen Schwerpunkt da setzen. Das wirft sie dann in die öffentliche Debatte und sagt, ich will dafür Geld bereitstellen. Da wird ein Ziel definiert, und der Bürgerschaftsbeschluss ist dann eigentlich die handwerkliche Umsetzung des Ziels. Also das würde ich, also, ich muss Ihnen jetzt ganz ehrlich sagen, so den genauen Ablauf damals habe ich jetzt nicht mehr so im Kopf, aber so, wie Sie es mir jetzt schildern, hört sich das für mich eher normal an, üblich – so, wie Politik einfach gemacht wird. Da wird dann natürlich auch ausgetestet. Gibt es dafür Unterstützung? Frau Horáková musste sich ja da durchaus auch gegenüber ihren anderen Senatskollegen durchsetzen, die auch alle Geld von den knappen, nicht ausreichenden Mitteln haben wollen. Das heißt also erstmal ein Projekt medienwirksam öffentlich darzustellen und sich dann auch Unterstützung einzusammeln, um es dann letztendlich beschließen zu lassen. Das ist normales Geschäft.

KB: Noch eine Frage in diesem Rahmen – im April 2003 hat Finanzsenator Peiner dem E.ON Energiekonzern nahegelegt, der Tamm-Stiftung eine größere Spende zukommen zu lassen, um damit ein “Bekenntnis zum Standort Hamburg“ abzulegen. Zuvor hatte E.ON entschieden, die übernommenen Hamburger Gaswerke mit mehreren hundert Arbeitsplätzen von Hamburg nach Quickborn zu verlegen. Inwiefern gehören solche Vorgänge zu einer Hamburger “Standortpolitik“? Werden so in Hamburg (regierungsgenehme) Projekte auf den Weg gebracht? Werden da demokratische Wege, die ja auch bürokratische Wege sind, “abgekürzt“? Wer handelt hier in wessen Interesse?

JK: Genau dieser Vorgang erweckt natürlich den Eindruck eines äußerst schmutzigen Geschäfts. Eine Hand wäscht die andere. Du kannst deinen Laden verlagern, machst damit viel Geld, und wir kriegen unser tolles Prestige-Projekt, womit wir in der Stadt glänzen können und dann bei der nächsten Wahl vielleicht ein weiteres Argument haben, warum man uns wählen kann. Das ist eigentlich eine Art politischen Handelns und politischen Stils, die man nur ablehnen kann und die auch wirklich verwerflich ist, weil letztendlich dann eine Regierung sich von wirtschaftlichen Zusammenhängen abhängig macht. Und dann auch – sage ich mal einfach so – politische Nähe einfach wirtschaftlich geprägt ist und so Sachen in der Gesellschaft durchsetzen kann. Wobei man auch sagen muss, das zeigt natürlich auch wieder, wie die Prioritäten bei den Handelnden verteilt sind. Einmal werden dann die Arbeitsplätze laut betrauert, aber andererseits wird vielleicht ein möglicher Widerstand nicht so heftig ausgeübt, weil … na, das hat dann so etwas von Ablasshandel. Und das entspricht nicht unseren Vorstellungen von Wirtschafts- oder Gesellschaftspolitik. Es ist dann letztendlich doch so, wer Geld hat, erkauft sich seine Interessen – und das geht eigentlich nicht.

KB: Eine Frage zum Stichwort Private-Public-Partnership. Das Wort Autokratie ist jetzt mehrfach gefallen – Sie selbst haben in einer Rede am 22. Juni 2005, in der es um den LBK-Verkauf ging, dem Senat Verantwortungslosigkeit und Perfidität vorgeworfen, weil er eben nicht versuche, die Entlassungen zu verhindern, sondern statt dessen darüber nachdenke, “dem Investor in dieser Situation die Alleinherrschaft zu überlassen“. Wie konnte es im Fall Tamm zu einer Private-Public-Partnership kommen, die dem privaten Partner genau solch ein völlig autokratisches Handeln ermöglicht und erlaubt und dem überhaupt nichts entgegensetzt? Haben Hamburgs Politiker/innen Ihrer Meinung nach Angst und wovor? Was passiert da?

JK: Das ist eine gute Frage, aber das müssen Sie wirklich den CDU-Senat fragen, weil ich mir das auch nicht wirklich erklären kann, wenn ich ehrlich sein soll.

KB: Ich habe Ihrer Rede entnommen, dass Sie da ja einen Blick darauf haben, wenn es um solch autokratische Geschichten geht. Aber genau bei Herrn Tamm …

JK: Es ist ja nicht so, dass wir das bei Herrn Tamm betrieben haben. Also bei LBK, bei Tamm und auch bei anderen Sachen, wie jetzt bei der Ehrenbürgerwürde von den Greves – das sind ja alles solche Sachen, bei denen Menschen von diesem Senat geehrt werden oder Vorteile bekommen, die einerseits zwar auch etwas für die Stadt tun, aber andererseits auch sagen: Das tue ich genau so, wie ich das will, und was ihr wollt, das ist mir egal. Und das entspricht nicht meiner Vorstellung, wie das laufen soll.
Ich finde es gut, wenn sich Menschen für die Gesellschaft und auch für die Stadt einsetzen, da auch Geld rausrücken und damit Sachen ermöglichen – das muss man ja einerseits schon auch sagen, das ist ein positiver Zug, und ich wäre froh, wenn es mehr davon gäbe. Es gibt eben Menschen, die das dann zusammen mit den Beschenkten – nenne ich es jetzt mal – tun, und auch im Interesse der Beschenkten; und es gibt halt Menschen, die da sehr eigene Ziele und eigene Vorstellungen ohne Rücksicht auf die Interessen der Stadt betreiben. Da stelle ich mit Unbehagen fest, dass dieser Senat gerade mit solchen Leuten zunehmend solche Geschäfte macht. Das finde ich nicht in Ordnung.

Letztlich wird dadurch, finde ich, auch ein sehr guter Zug in der Hamburger Geschichte und Gesellschaft ein Stück weit entwertet: das Mäzenatentum, das ja vieles ermöglicht hat. In dieser Stadt gibt es ja Universität und Musikhalle, die Patriotische Gesellschaft, was die früher so alles angestoßen haben, das ist ja wirklich irre. Aber wenn mittlerweile der Eindruck entsteht, das ist gar kein Mäzenatentum mehr, sondern da finden so Geschäfte zum gegenseitigen Vorteil statt, die dann auch noch mit Ehrenbürgerwürden oder ähnlichen Sachen geweiht werden, das ist doch ein fragwürdiger Zug, der eigentlich eine positive Sache schon fast ins Negative dreht.

KB: Eine Frage zur historischen Verantwortung. Nach einer Pressemeldung Ihrer Partei vom 15. November 2004 haben Sie Bürgermeister Ole von Beust einen “schockierenden Mangel an historischem Verantwortungsbewusstsein“ vorgeworfen, weil zum ersten Mal seit Jahrzehnten weder der Bürgermeister noch ein anderer Senatsvertreter zum Volkstrauertag einen Kranz in der Gedenkstätte des KZ Neuengamme niedergelegt haben. Sie haben Ole von Beust und der Hamburger CDU-Führung vorgeworfen, der historischen Verantwortung nicht mehr gerecht werden zu wollen. Ebenso hat die GAL erfolgreich gegen anderslautende Senatspläne interventiert und dafür gesorgt, dass der Lohseplatz, der sich in der Nähe des Kaispeichers B – dem zukünftigen Tamm-Museum – befindet, zum zweiten Gedenkplatz für die während des NS deportierten Juden umfunktioniert wird.
Nun ist das Tamm-Projekt keine CDU-Sache, sondern reicht in SPD-Zeiten zurück. Wie sieht es aber hier mit der historischen Verantwortung der/aller politisch Verantwortlichen aus, wenn in Nachbarschaft dieses neuen Gedenkplatzes eine Sammlung ausgestellt wird, die wohl zu Dreiviertel aus Militaria besteht, mit einem Schwerpunkt auf Kaiserzeit und Nationalsozialismus? Wie will die Stadt mit Militaria-Fans, Neonazis und anderen Rechtsradikalen sowie vielleicht mit etwaigen antifaschistischen und jüdischen Protesten, die es dann geben könnte, umgehen? Nach einer “weltoffenen Stadt Hamburg“ sieht das nicht aus – vielleicht noch nach “Hamburg als Tor zur Welt“, aber in einem bedenklich negativen Sinn. Macht sich die “Marke Hamburg“ damit nicht einen Riesenfleck auf das schöne weiße Hemd?


JK: Das sieht vielleicht so aus. Also, wie gesagt, ich kenne die Sammlung nicht, ich nehme das jetzt einfach mal so zur Kenntnis. Wenn es so sein sollte, wie Sie es schildern, und ich will das gar nicht abstreiten – aber in der Politik werden häufig Sachen an einen herangetragen, und ich urteile einfach lieber, wenn ich selber weiß, was es ist. Aber wenn es so sein sollte, würde ich sagen, geht das so auch nicht.

KB: Ich habe jetzt mit Absicht dort angesetzt, wo Sie selbst eine historische Verantwortung einfordern, die, wie ich finde, sehr wichtig und absolut notwendig ist.

JK: Also das würde ich auch nicht auf Neuengamme oder ähnliche Sachen beschränken. Das, finde ich schon, geht eigentlich auch nicht, dass mit öffentlichen Geldern – wenn solche Schwerpunkte in einer Sammlung sein sollten – dass dann diese Sammlung so ausgestellt wird. Ich muss auch ganz ehrlich sagen – mag ja sein, dass die Sammlung, so wie sie bisher präsentiert wurde, diesen Schwerpunkt hat, ob sie jetzt diesen Schwerpunkt auch im Kaispeicher B haben wird, das weiß ich zum Beispiel auch nicht. Da bin ich nicht so im Thema. Wenn es so sein sollte, dann würde ich sagen, so geht das nicht. Dann muss man da schon an die Verantwortung der Stadt und der Politik und auch der Gesellschaft erinnern – und finde ich es auch in Ordnung, wenn man, so wie Sie jetzt versuchen, dagegen Widerstand zu organisiert.

KB: Es ist nicht zu erwarten, dass in dem zukünftigen Museum die Schwerpunkte grundsätzlich anders sein werden als so, wie sie jetzt in der Sammlung in der Elbchausse präsentiert sind. Natürlich sagt die Geschäftsführerin der Tamm-Sammlung zu Recht, dass es dort keine didaktisch aufbereitete Ausstellung in der Elbchaussee ist. Nichtsdestotrotz ist jede Art und Weise der Präsentation ein Kommentar und lenkt den Blick. Es ist ein Kommentar, wenn an zentraler Stelle ein Kriegsschiff und nicht ein Handelsschiff steht. Da kann man jetzt Ausstellungsmacher, Ausstellungsfachleute oder Kunstwissenschaftler/innen fragen – jede Ausstellung ist ein Text, der sich lesen lässt, der eben Blicke lenkt, der Schwerpunkte setzt. Egal, ob dezidiert musemspädagogisch ausgerichtet sind oder scheinbar “einfach so“ hingestellt – nichts ist “einfach so“ hingestellt.
Es gibt ja inzwischen einen so genannten Beirat aus zwei Mitarbeitern des Museums für Hamburgische Geschichte und Eske Nannen vom Henri Nannen-Museum in Emden. Es ist nicht zu erwarten, dass dieser Beirat wirklich kritisch interveniert. Das wird von unserer Seite jedenfalls so bewertet. Zumal der Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte auch mehrfach bei Herrn Tamm ausgeliehen hat – letztendlich endet alles dort, wo Herr Tamm eben seine alleinige Entscheidungsbefugnis per Satzung festgeschrieben hat. Spätestens da endet die Interventionsmöglichkeit auch eines Beirates. Man kann natürlich zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren, aber die Spekulationen sind weitgehend auch begründbar.
Nun endet die Tamm-Broschüre selbst damit, dass es eigentlich, grundsätzlich keine Möglichkeit mehr gibt, auf Fragen der Ausstellungskonzeption Einfluss zu nehmen. Damit gibt sich die Anti-Tamm-Aktion nicht zufrieden! Welche Möglichkeiten würden Sie jetzt sehen, um – erstens – den politischen Prozess, der zu dem Museumsprojekt in seiner jetzigen Form geführt hat, noch einmal innerhalb der Bürgerschaft und gegen den Senat aufzurollen? Und – zweitens –, welche Möglichkeiten könnten Sie sich vorstellen, um das Projekt doch noch rückgängig zu machen oder wenigstens mit einem entscheidungsbefugten wissenschaftlichen Beirat zu versehen, der diesen Namen auch verdient?

JK: Ja, also ich glaube, es gibt eigentlich nur zwei miteinander verknüpfte Möglichkeiten. Man muss einmal ein Problembewusstsein in der Öffentlichkeit herstellen, so nach dem Motto: Leute, das Projekt ist nicht das, als was es verkauft wurde. Es ist auch noch was anderes und, ist das eigentlich in Ordnung. Und da eben eine öffentliche Debatte lostreten. Wenn das gelingt – oder vielleicht auch verschränkt damit –, kann und muss das dann auch in der Bürgerschaft thematisiert werden. Wie man da genau vorgeht, damit habe ich jetzt nicht beschäftigt, aber es müsste dann ja im Grunde genommen auch die politische Forderung an den Senat ergehen – oder an die Bürgerschaftsmehrheit –, zu verhindern, wenn es dort militaristische und nationalsozialistisch verherrlichende Ausstellungsbestandteile gibt. Da braucht man dann noch nicht mal die Öffentlichkeit oder ähnliches dazu. Das ist einfach auch Aufgabe dieser Regierung dieser Stadt, dass so etwas stattfindet, egal, von wem. Das müsste eigentlich auch gehen, denke ich. Hakenkreuze und ähnliche Sachen, wenn die da exponiert zur Schau gestellt werden in einer nicht-kritischen Art und Weise, in einer eingebetteten Darstellung, die den historischen Zusammenhang erkennen lässt. Das kann man und das muss man einfach unterbinden.
Aber, was Sie angesprochen haben, einen gewissen Ausstellungsschwerpunkt im Bereich der Marinehistorie – oder vielleicht sogar diese These, Kern und Angelpunkt der Seefahrtsgeschichte sei doch die Marine – die Herrschaft auf den Meeren durch Marine sei eigentlich Kern von imperialer Politik oder ähnlichen Dingen … Da gibt es ja durchaus auch Historiker, die solche Ansichten vertreten – wenn so etwas da ist, das kann man in der jetzigen Situation nicht ohne weiteres, so wie die Konstruktion ist, untersagen. Da braucht man einfach eine öffentliche Debatte, die dann eben auch in der Bürgerschaft aufgegriffen werden und in politische Forderungen gegossen werden kann. So etwas hat dann natürlich auch nur Erfolg, wenn der öffentliche Widerstand oder die Öffentlichkeit diese Kritik teilt und Druck aufgebaut wird. Insofern kann es sein, dass man so eine Debatte durchaus durch eine Bürgerschaftsdebatte oder durch einen Antrag in der Bürgerschaft versucht zu eröffnen oder eher durch eine Aktion, so wie Sie jetzt gestartet haben. Das muss man sehen, da habe ich mir noch nicht solche Gedanken drüber gemacht, als dass ich Ihnen jetzt eine klare Vorgehensweise schildern könnte – aber in dieser Art und Weise müsste man da eigentlich vorgehen.

KB: Wir sind fast am Ende. Ich fordere Sie jetzt einfach auf – trotzdem alle Beschlüsse gefasst und die Verträge unterzeichnet sind –, sich öffentlich, Ihrer Partei, dem Senat und der Bürgerschaft gegenüber gegen die geplante Errichtung des Tamm-Museums und für eine öffentlich transparente Überprüfung des Bewilligungsverfahrens auszusprechen. Die letzte Frage: Was werden Sie unternehmen?

JK: Also, wie gesagt, ich werde mir die Sammlung angucken, werde dann gucken, ob ich Ihre Kritik daran teile, ob ich das auch so sehe, und wenn das so sein sollte, werde ich mich sicher in der Fraktion dafür einsetzen, dass wir das Thema nochmal diskutieren. Und dann werden wir innerhalb der Fraktion entscheiden, wie wir damit umgehen. Das kann ich Ihnen zusagen.
Sie haben ja jetzt eigentlich zwei Teile vorgelesen. Der erste war, ich soll mich dafür einsetzen, dass es verhindert wird, und der zweite war, dass die Konzeption überprüft wird …


KB: Dass auch das Bewilligungsverfahren vielleicht einfach nochmal hinterfragt wird …

JK: Das haben wir bei der Beratung ja auch ein bißchen getan. Das wird in der Öffentlichkeit auch immer als das Genörgel der Opposition wahrgenommen.

KB: Es gab ja Teile der SPD, die sich für eine Finanzierungskorrektur ausgesprochen hatte. Das ist ja nochmal durch den Haushaltsausschuss gegangen, wo Sie ja auch drin sitzen.

JK: Als Stellvertreter bin ich immer dabei. Ja, ich würde auch sagen, dass man das überprüfen muss, gerade auch, wenn jetzt finanzielle Sachen noch nicht funktioniert haben. Das wäre aus meiner Sicht dann ein Hebel, um Veränderungen wirklich durchsetzen zu können – auch kurzfristig durchsetzen zu können. Bei so einer öffentlichen Geschichte, das kann eben dauern, da weiß man nicht, ob’s klappt, da wäre das ein ganz direkter Hebel. Wobei, das sage ich ganz ehrlich, meine Zielrichtung immer wäre, daraus ein vernünftiges Museum zu machen und die Konzeption zu ändern – nicht so sehr, das Museum zu verhindern, aber das habe ich Ihnen ja vorhin auch begründet.

KB: Ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Gespräch mit Jens Kerstan (GAL) hat, wie geplant, gestern in seinem Abgeordnetenbüro, Speersort 1, statt gefunden. Herr Kerstan war freundlich, auskunftsbereit und kooperativ - und er hat nun fest vor, sich sobald wie möglich die Tamm-Sammlung persönlich anzuschauen. Auch will er mit Fraktionskkollegen nochmal drüber reden. Grundsätzlich plädiert er für ein Schifffahrtsmuseum in Hamburg, aber mit einem entsprechend ausgearbeiteten Präsentationskonzept. Wenn die Tamm-Sammlung einen so militaristischen und NS-Schwerpunkt hat, dann könne man das unmöglich durchgehen lassen. Das Interview wurde per Diktiergerät aufgezeichnet und ist (noch 'unbereinigt') transkribiert.



Antwort-eMail, 29.08.05
Hallo Frau Brandes, 
Jens Kerstan bedankt sich für Ihre Mail in Sachen "Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker" und lädt Sie zu einem Gespräch ein. Angesichts des Wahlkampfes wäre ein Termin nach dem 18.September am günstigsten, der Kalender von Herrn Kerstan ist im Augenblick sehr gut gefüllt. Wäre das akzeptabel für Sie? Gegebenenfalls würde ich versuchen, noch eine "Terminlücke" zu finden.
Beste Grüße

Christina Prasch GAL Bürgerschaftsfraktion Referentin

Das Anschreiben an Jens Kerstan anlässlich der Zusendung der
Tamm-Tamm-Broschüre
Hamburg, den 31.08.2005
Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker

Sehr geehrter Herr Kerstan,

wie per eMail bereits angekündigt, schicke ich Ihnen nun die
Informationsbroschüre „Tamm-Tamm. Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion
über das Tamm-Museum“ zu. Ich habe mir erlaubt, Passagen, die für Sie als
GAL-Mitglied sowie als Wirtschafts- und Finanzfachmann von besonderem
Interesse sein könnten, vorab zu markieren. Die beiliegende CD enthält das
zugrundegelegte Material sowie zusätzliche Informationen. Den Verlauf der
Aktion können Sie auf der Web-Site www.tamm-tamm.info
verfolgen.

Ziel von „Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker“ ist, wie gesagt, die
Verhinderung des „Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm,
Hamburg“ . Mit der Broschüre möchten wir Ihnen Informationen und Argumente
an die Hand geben und Sie auffordern, sich öffentlich, in Ihrer Partei, vor
dem Senat und in der Bürgerschaft gegen das geplante Tamm-Museum
auszusprechen. Die Bewilligung von 30 Mio Euro und die Unterzeichnung der
Verträge mit Herrn Tamm bzw. der Tamm-Stiftung kann und darf nicht das Ende
eines Prozesses sein, der von Beginn an durch höchst dubios erscheinende
Verflechtungen zwischen Personen aus Wirtschaft und Politik gekennzeichnet
ist und der mit einer gezielt erscheinenden Nicht-Information der
Bürgerschaft und der Öffentlichkeit einherging.

Ich selbst habe mir gerade gestern die Sammlung Tamm an ihrem jetzigen
Standort, Elbchaussee 277, persönlich angeschaut. Weder die Exponate noch
die Erläuterungen des Führers [sic] lassen Zweifel daran, dass hier
Geschichtsrelativierung zu Gunsten von Krieg als „Naturereignis“,
Militarismus/Navalismus und männlichem Heldentum – mit deutlichem
Schwerpunkt auf Kaiser- und NS-Zeit – betrieben wird.

Über Ihre Gesprächsbereitschaft habe ich mich sehr gefreut. Ich würde mich
am 7. September gerne mit Ihnen über die Inhalte der Broschüre sowie
eine/Ihre diesbezügliche Verantwortlichkeit und Handlungsmöglichkeit als
Bürgerschaftsabgeordneter unterhalten.

Bis dahin, mit freundlichen Grüßen,
Kerstin Brandes



Die spontane Antwort
Datum: Mon, 29 Aug 2005 16:16:57 +0200

Betreff: Gespräch mit Jens Kerstan / GAL-Fraktion: Tamm-Tamm. Künstler
informieren Politiker

Hallo Frau Brandes,

Jens Kerstan bedankt sich für Ihre Mail in Sachen "Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker" und lädt Sie zu einem Gespräch ein. Angesichts des Wahlkampfes wäre ein Termin nach dem 18. September am günstigsten, der Kalender von Herrn Kerstan ist im Augenblick sehr gut gefüllt. Wäre das akzeptabel für Sie? Gegebenenfalls würde ich versuchen, noch eine "Terminlücke" zu finden.

Beste Grüße

Christina Prasch
GAL Bürgerschaftsfraktion
Referentin für Wirtschaft

Erste Kontaktaufnahme
Von: Kerstin Brandes 
Datum: Mon, 29 Aug 2005 00:20:08 +0200
An:
Betreff: Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker

Sehr geehrter Herr Kerstan,

ich bin Kunstwissenschaftlerin und beteiligt an der kürzlich gestarteten Aktion "Tamm-Tamm. Künstler informieren Politiker". Ziel der Aktion ist es, die Errichtung des "Internationalen Schifffahrts- und Meeresmuseum Peter Tamm, Hamburg" in seiner geplanten Form zu verhindern.

Am 12. Februar 2004 hatte die Hamburger Bürgerschaft der Aufforderung des Senats Folge geleistet und dem Projekt ohne Gegenstimmen und mit Stimmenthaltung der GAL zugestimmt. Die Aktion "Tamm-Tamm" geht davon aus, dass diese Zustimmung in Unkenntnis der Sachlage erfolgte. Daher suchen wir nun das direkte Gespräch mit den Bürgerschaftsabgeordneten als politisch Verantwortliche dieses Skandals, der unter anderem ebenso die Kultur- wie auch die Finanz- und Wirtschaftspolitik der Stadt Hamburg betrifft.

Aus diesem Grund werde ich Ihnen in den nächsten Tagen die Broschüre "Tamm-Tamm. Eine Anregung zur öffentlichen Diskussion über das Tamm-Museum" zu Ihrer Information zuschicken. (Gewissermaßen vorbeugend möchte ich dazu bereits an dieser Stelle anmerken: Die Tatsache, dass diese Schrift unter einem Pseudonym - Friedrich Möwe – erschienen ist, ändert nichts an der Stichhaltigkeit der Rechercheergebnisse und der Argumente!)

Zudem würde ich gerne mit Ihnen persönlich über die Inhalte der Broschüre sowie eine/Ihre diesbezügliche Verantwortlichkeit und Handlungsmöglichkeit als Bürgerschaftsabgeordneter ins Gespräch kommen.

Bis dahin lade ich Sie schon mal zu einem Besuch der soeben online gestellten vorläufigen Website ein: www.tamm-tamm.info

Mit freundlichen Grüßen,
Kerstin Brandes



Tamm Tamm..
Konzept der Aktion
A fascist Museum for Hamburg?
Chronik
Download des Readers
Führung durch die Sammlung
Zu Gast im Hause Tamm
Sammelantwort der CDU
Kontakt